Wahlleiter erwartet einen Briefwahlboom

Bürgermeister Steffen Bonk und Wahlleiter Patrik Hafeneger (v. l.) zeigen keinerlei Angst vor dem großen Wahlzettel. Foto: HB

Steinbach (HB). Die heiße Phase des Wahlkampfs ist eingeläutet. Ab jetzt, sechs Wochen vor der Stimmabgabe, dürfen pro Partei 40 Wahlplakate auf öffentlichen Straßen und Plätzen präsentiert werden. Vor lauter Politikerköpfen wissen die Wähler womöglich nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.

Es gibt andere Beispiele für Ideen, die eine derartige Kampagne freisetzt. „Mit Recht und Gesetz gegen rechtes Gehetz“, reimen die Grünen unter dem Bild der Justitia. Mag sein, dass die Ökopaxe damit bereits den orginellsten Wahlkampfspruch kreiert haben.

Bei der Kommunalwahl am 14. März führt erstmals Patrik Hafeneger Regie, ein routinierter Fahrensmann, der im heimischen Rathaus gelernt hat und mit kurzer Unterbrechung seit 1986 der Stadtverwaltung angehört. Der 51-Jährige, Abteilungsleiter Ordnungswesen und damit Chef der Stadtpolizei, beerbt Jörg Schwengler, der nächstes Jahr in Pension geht und jede erdenkliche Wahl zur Zufriedenheit des Magistrats organisiert hat. Der Nachfolger wird darauf achten, dass die Parteien der von ihnen selbst beschlossenen Plakatierungssatzung entsprechen, die vorgeschriebene Zahl einhalten, keine Verkehrszeichen verdecken und für die sturmfeste Sicherung der Tafeln sorgen. Der Stadtpolizei wird die Kontrolle erleichtert, weil die Parteien einen Plakatierungsplan vorlegen müssen.

Hafeneger freut sich, dass die Mitarbeit in den Wahllokalen für die Steinbacher wieder einmal Ehrensache ist und er alle 72 Helfer beisammen hat. Doch erfahrungsgemäß braucht er Ersatzleute und heißt Bewerber deshalb weiterhin willkommen. Der Wahlmanager erwartet einen Anstieg der Briefwähler, die vor fünf Jahren einen Anteil von 31 Prozent gestellt haben. Wegen Corona vor allem wird mit einem Anstieg auf bis zu 50 Prozent gerechnet. Das komplizierte Wahlsystem, die Möglichkeit des Panaschierens (teilen) und Kumulierens (häufeln) der 31 Stimmen erfordert eine gründliche Prüfung der Wahlvorschläge, die bei den vier Parteien – FDP, SPD, CDU und Grüne – mehr als 120 Namen umfassen. Zu Hause könne man in aller Ruhe abwägen, meinen die Briefwahlbefürworter

Die Unterlagen können nach Erhalt der Wahlbenachrichtigung im Rathaus angefordert werden. Sie sollen bis 20. Februar beim Adressaten ankommen. Am schnellsten geht die Stimmabgabe mit dem Votum für eine Liste, doch die maximal drei Stimmen pro Kandidat können auch verteilt werden. Es dürfen auf den Listen auch Namen gestrichen werden. Die Persönlichkeitswahl hat immer wieder für Überraschungen gesorgt. Spitzenkandidaten sahen sich zurückgestuft, Außenseiter wurden von hinteren Plätzen ins 31 Sitze umfassende Stadtparlament gewählt.

Aus Platzgründen wird auf das Wahllokal im Birkenweg verzichtet. Im großen Saal des Bürgerhauses werden drei Lokale eingerichtet, und im ersten Stock kommen zwei zur Auszählung der Briefwahl hinzu. Der Rest verteilt sich auf die Kronberger Straße 2, die Friedrich-Hill-Halle in der Obgasse und die Geschwister-Scholl-Schule am Hessenring. Die Wahlvorstände werden aus Hygienegründen hinter Plexiglasscheiben sitzen, und den Wählern wird geraten, in die Kabinen eigene Stifte mitzubringen. Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

51 Prozent sind zu toppen

Von den 10 800 Steinbachern sind diesmal 7552 wahlberechtigt – Personen ab 18 Jahren, die seit mindestens drei Monaten hier gemeldet sind. 2016 gingen 51 Prozent an die Urne. Zur Erinnerung: Die FDP fuhr mit 39,03 Prozent ihr hessenweit bestes Ergebnis ein. Es folgten die SPD mit 27,44, die CDU mit 19,74 und die Grünen mit 13,79 Prozent. Das Quartett bleibt auch diesmal unter sich – AfD und Freie Wähler haben sich bis zur Frist am 4. Januar nicht für die Wahl angemeldet.

Wahlleiter Hafeneger versammelt sich am Abend des 14. März mit den lokalen Politgrößen im Magistratssitzungssaal, um zwischen 19 und 20 Uhr den Wahltrend bekanntzugeben. Die Sitzverteilung im Stadtparlament wird erst zwei Tage später feststehen.



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