Sozialkontakte kappt, steuert Quartiersmanagerin Bärbel Andresen dagegen und setzt auf Gemeinsinn und gute Nachbarschaft. Mit der jüngsten Initiative, der Aktion Einkaufshelfer hat sie im Vebund mit Bürgermeister Steffen Bonk eine Welle der Hilfsbereitschaft losgetreten. Mittlerweile haben sich 50 meist jüngere Helfer gemeldet – einer davon ist Ali Polat.
Dieser Tage erhielt der 31-Jährige aus dem Hessenring seinen ersten Auftrag, nachdem er zuvor instruiert worden war, dass die Corona-Abstandsregeln sorgfältig zu beachten sind und die jeweilige Bezugsperson dem Datenschutz unterliegt. Name, Adresse und Telefonnummer müssen vertraulich behandelt werden. Einkaufshelfer kaufen für Menschen ein, die derzeit nicht so rauskönnen, wie sie es selber gerne würden, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen zu den Risikogruppen gehören und sich vor Kontakten schützen müssen. Umso mehr ist es gerade für sie wichtig, sich nicht alleine gelassen zu fühlen, zu wissen, dass es andere gibt, die sehr gerne unterstützen und helfen. Es hilft und tut gut, wenn jemand mit Freude beispielsweise den Einkauf vorbeibringt oder das Rezept besorgt. Diese durch Corona erzwungene Zurückgezogenheit alleine ist schwierig genug. Da werden eigentlich kleine Dinge nochmal mehr wichtig und wertvoll
Die Einkaufsliste, die der Auftraggeber telefonisch an das Koordinierungbüro in der Wiesenstraße übermittelt hatte, war nicht sonderlich lang. Ali kennt sich im Supermarkt aus, weiß, wie die Regale sortiert sind, denn er kauft regelmäßig für seine vierköpfige Familie ein. Er wohnt seit drei Jahren in Steinbach, ist in Mannheim groß geworden und gehört zur dritten Generation türkischer Einwanderer. Er absolvierte ein Studium zum Wirtschaftsingenieur und arbeitet nunmehr in Frankfurt. Erste Meriten im Ehrenamt hat er bei der Hausaufgabenhilfe erworben. In Steinbach ist das Einkaufen für Menschen, die auch aus Angst vor Ansteckung nicht mehr in den Supermarkt gehen wollen, sein erstes ehenamtliches Engagement.
Inspiriert hat ihn das gute Beispiel seiner Frau, die in der Sozialen Stadt als Gruppenleiterin die Villa Kunterbunt betreut. Das Basteln mit Kindern geht der gelernten Floristin leicht von der Hand. Ehemann Ali folgt nunmehr in anderer Funktion ihren Spuren, und er kann sich vorstellen, auf Dauer an Projekten der Sozialen Stadt mitzuarbeiten. .
Bei seiner ersten Einkaufstour musste er rückfragen, denn ein bestimmtes Gemüse war nicht vorrätig. Solche Korrekturen sind immer mal nötig, aber mit dem Handy problemlos möglich. Als er im Supermarkt die Kasse verlassen hatte, kündigte er seine baldige Rückkehr an und wurde bereits an der Wohnungstür empfangen. Ali übergab die Rechung und ließ sich den vorgelegten Betrag aushändigen. Der Kontakt war nur kurz, aber der Helfer hat „das Funkeln“ in den Augen des älteren Herrn gesehen, und das hätte ihm als Anerkennung genügt. Aber der Satz: „Gut, dass es Menschen gibt, die so etwas machen“, hat ihm natürlich besonders gefallen und ihn motiviert.
Hoffnung auf weitere „Kundschaft“
Nach Arbeitsende wird Ali Polat auch weiterhin bereit sein, Menschen in Bedrängnis zu helfen. Er kann sich dem Aufruf des Bürgermeisters nur anschließen und hofft, dass noch mehr „Menschen in Notsituationen“ zum Telefon greifen und das Angebot der Sozialen Stadt in Anspruch nehmen. Das Helferteam hat noch Kapazitäten, denn bislang haben sich 25 Hilfsbedürftige gemeldet. Für Bärbel Andresen steht fest: „Das Gefühl, dass so viele Menschen ihre Hilfe anbieten, macht die Gemeinschaft stark.“
!Wer eine Einkaufshilfe benötigt, kann sich im Stadtteilbüro unter Telefon 06171-2078440 oder 0151-25073885 oder per E-Mail an einkaufshelfer[at]stadt-steinbach[dot]de melden. Unter denselben Kontaktdaten können außerdem alle Menschen Kontakt aufnehmen, die sich als Einkaufshelfer engagieren möchten.