Apfelernte 2023 durch starke Ernteeinbußen gekennzeichnet

Eschborn (ew). „Nicht nur die örtlichen Keltereien, auch mancher Hobbykelterer, konnten aus der heimatlichen Apfelernte nicht ihren Bedarf decken. Die Keltereien waren gezwungen, auch aus anderen Regionen die notwendige Apfelmenge für den Apfelwein zu beziehen. Und mancher Freund des eigenen ‚Stöffchens‘ musste mit weniger Äpfeln auskommen und die eigene Apfelweinproduktion einschränken“, berichtet Reinhard Birkert vom Obst- und Gartenbauverein (OGV) Niederhöchstadt.

Diese Situation sei in ganz Deutschland zu finden. Es sei die drittkleinste Erntemenge der vergangenen zehn Jahre. Das Ernteergebnis betrug in Deutschland 941 200 Tonnen Äpfel, etwa 130 000 Tonnen oder etwa zwölf Prozent weniger als 2022. Die große Menge geht als Tafelobst an die Kunden. Rund ein Viertel der Erntemenge ist für die Produktion von Fruchtsäften, Apfelwein oder Konserven bestimmt. Niedersachsen („Altes Land“) und Baden- Württemberg (Bodensee) erzeugen gut 30 Prozent aller Äpfel, die in Deutschland geerntet werden.

Da der Markt, das bedeutet die Erntemenge, den Preis bestimmt, ist nicht nur das Tafelobst teurer geworden, auch die Keltereien mussten den Erzeugern für das Kelterobst mehr bezahlen, um überhaupt Äpfel zu bekommen. „Es gibt eben nur noch wenige Grundstücksbesitzer und Familien, die das Kelterobst auf den Streuobstwiesen lesen. Der bisherige Preis ist für diese ‚Knochenarbeit‘ nicht attraktiv. So sind es auch in Eschborn und Niederhöchstadt nur noch wenige Familien oder Einzelpersonen, die sich in der Apfelernte engagieren“, so Birkert.

„Ohne die Initiative des Obst- und Gartenbauvereins“, so Ehrenvorsitzender Reinhard Birkert, „wäre unsere traditionelle Kulturlandschaft so nicht mehr vorhanden. 2003 startete der OGV im Rahmen des Apfelfestes eine Verkaufsaktion für Obstbäume an Eschborner Bürger – finanziell unterstützt von der Stadt Eschborn. Dieser Obstbaumverkauf sollte die Bürger motivieren, ihren Obstbaumbestand zu verjüngen – entweder durch Neuanlagen oder durch Ergänzungspflanzungen. „Heute lässt sich mit Stolz sagen“, so Reinhard Birkert, „dass die Bürgerschaft das Angebot gut angenommen hat. Auf den Feldern und in den Gärten wurden neue Obstbäume gesetzt. Für viele Familien wurde es wichtig, dass die Kinder den Jahreskreislauf eines Obstbaums, verbunden mit der eigenen Ernte, selbst erleben konnten. Zur Unterstützung einer fachgerechten Pflege der Obstbäume bietet der OGV jährlich Schnittkurse an.“

Über 2500 Obstbäume wurden in den letzten Jahren verkauft und gepflanzt. „Man könnte sagen“, so Birkert, „dass dieser Obstbaumverkauf die größte Aktivität auf der Basis ehrenamtlichen Engagements zum Erhalt unserer Kulturlandschaft in Eschborn ist. Und diese Aktivität ist nachhaltig: Denn die Bäume müssen geschnitten und gepflegt werden. Die Streuobstwiesen schützen den Boden, sind ein wichtiger Sonnen- und Windschutz und Heimat vieler Tiere und Pflanzen. Sie sind eine ‚ökologische Oase‘ und eine ‚Arche‘ für den Fortbestand der Tier -und Pflanzenwelt in unserer Region.“

Man muss aber verstehen, dass die Apfelproduktion im Vordertaunus den Bedarf an Kelterobst nicht decken kann. „Das hat viele Gründe. Immerhin wächst bei uns eine neue Generation ‚tragender Apfelbäume‘ heran. In den nächsten zehn Jahren wird dadurch die Erntemenge steigen. Aber der Klimawandel, die Trockenheit der letzten Jahre bleiben eine Herausforderung für den Obstbau. Durch die Erwärmung unseres Klimas beginnt heute die Obstblüte etwa drei Wochen früher. Da werden nicht nur die Nachtfröste zum Problem. Die Insekten haben sich noch nicht auf diese neue ‚Uhr‘ der Natur umgestellt. Auch der Pfanzenschutz und die richtigen Sorten spielen eine wichtige Rolle“, so Birkert.

Die Ernte war in den einzelnen Gebieten in Niederhöchstadt sehr unterschiedlich. Die meisten Äpfel gab es im Nordwesten der Gemarkung „Am Rotborn“, entlang der S-Bahn nach Kronberg.

„Insgesamt waren es etwa 20 bis 30 Tonnen in der Stadt. In guten Erntejahren können es auch 60 bis 70 Tonnen sein“, zieht Birkert Bilanz.



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