Riesiger Nachholbedarf im Wohnungsbau Die Preise für Mieten und Baugrundstücke

In einem Artikel im „Forum“ der Industrie- und Handelskammer Main-Taunus wie auch Hochtaunus beschäftigt sich Helmut Christmann aus Kelkheim ausführlich mit dem Wohnungsmarkt in den oben erwähnten Kreisen. Die Entwicklung dieser Kreise sei oft dank dem rasanten Wachstum der Stadt Frankfurt aus den Augen verloren worden. „Auch wenn die Bevölkerungsentwicklung in den Landkreisen in den zurückliegenden zehn Jahren nicht mit der Entwicklung Frankfurts (+11,8 Prozent) mithalten konnte, ist die Bevölkerung und somit die Nachfrage nach Wohnraum aber in vielen Gemeinden der Landkreise deutlich angestiegen.“

Der Bevölkerungszuwachs einzelner Gemeinden, die nicht optimal „angebunden“ sind, sei zurückgegangen, aber beispielsweise stehe Oberursel mit einem Bevölkerungszuwachs von mehr als sechs Prozent innerhalb von zehn Jahren im Hochtaunuskreis an der Spitze. Im Main-Taunus-Kreis liegen Hattersheim mit etwa sechs Prozent sowie Kelkheim und Liederbach mit etwa fünf Prozent bei der Entwicklung ganz vorne, bilanziert Christmann.

So hat es 2015 im Main-Taunus-Kreis und im Hochtaunus-Kreis eine Gesamtzahl von 2.564 Kauffällen für bebaute und unbebaute Grundstücke gegeben. Daraus ergibt sich ein Umsatz von 589 Millionen Euro. Vergleiche man das mit dem Vorjahr, so sei das eine Steigerung von 16,3 Prozent. Die Kauffälle steigen um 8,9 Prozent.

Daraus ergibt sich eine erhöhte Nachfrage, die der in Frankfurt ähnelt. Eine Nachfrage, die höher ist als das Angebot.

Christmann weiter: „Eine Prognose des Regionalverbands ermittelt für den Main-Taunus-Kreis einen Bedarf von etwa 16.500 Wohnungen und für den Hochtaunuskreis von rund 14.000 Wohnungen bis zum Jahr 2030. Gemessen am heutigen Wohnungsbestand beträgt der Bedarf im Hochtaunuskreis zwischen 9,3 Prozent in Weilrod und 14,1 Prozent in Königstein. Im Main-Taunus-Kreis liegt der Bedarf zwischen 12,9 Prozent in Hochheim und 16,5 Prozent in Hofheim am Taunus und Flörsheim. Eine weitere Studie des Instituts Wohnen und Umwelt in Darmstadt geht sogar noch von höheren Zahlen aus. Für den Main-Taunus-Kreis geht diese Studie bis 2030 von einem Bedarf von etwa 20.000 zusätzlichen Wohnungen aus, für den Hochtaunuskreis von einem Bedarf von rund 18.000 Wohnungen.“

Dadurch werde insgesamt ein erhöhter Nachholbedarf deutlich, der dadurch entstanden sei, weil in beiden Landkreisen in den vergangenen Jahren viel zu wenig gebaut worden sei.

„In den zurückliegenden 20 Jahren (1996 bis 2015) wurden nach einer Untersuchung des Regionalverbands nämlich meist nur vier oder weniger Wohnungen je 1.000 Einwohner pro Jahr gebaut. Lediglich in Bad Soden und Flörsheim wurden in diesem Zeitraum über fünf Wohnungen je 1.000 Einwohner pro Jahr fertiggestellt.

Christmann formuliert weiter, dass auch in der jüngsten Vergangenheit die Fertigstellungen von Wohnungen viel zu niedrig ausgefallen seien.

Im Schnitt der Jahre 2011 bis 2015 wurden im Hochtaunuskreis pro Jahr gerade einmal 470 Wohnungen fertiggestellt. Im Main-Taunus-Kreis waren es 675 Wohnungen pro Jahr. Der jährliche Bedarf sei dagegen viel höher gewesen.

Die Städte und Gemeinden sollten die Wohnbauentwicklung nicht allein der Stadt Frankfurt überlassen, sondern die im regionalen Nutzungsplan vorgesehenen Flächen nutzen, „um somit eine Nachfragedeckung für die eigenen und für hinzukommende Bürger zu gewährleisten“.

Bedarf bestehe insbesondere im Geschosswohnungsbau in den vorderen Städten der Landkreise und entlang der zentralen Achsen des öffentlichen Personennahverkehrs. Denn es bleibe eine der größten Herausforderungen in FrankfurtRheinMain, eine angemessene Wohnraumversorgung für Fachkräfte mit geringen bis mittleren Einkommen zu ermöglichen.

Die Miet- und Kaufpeise

In der Publikation für das Forum wird auch auf die Miet- und Kaufpreise im oben erwähnten Bereich der beiden Landkreise eingegangen. Die Mietpreise beginnen bei vier Euro für den Quadratmeter im hinteren Hochtaunuskreis und reichen bis zu 13,50 Euro in Königstein und Kronberg oder bis zu 13 Euro in Bad Homburg, Oberursel und Bad Soden. Vor allem in den bevorzugten Kernstadtlagen des MTK und Hochtaunuskreises sei eine hohe Nachfrage nach Wohnungen zu verzeichnen. Die Preise für Eigentumswohnungen lägen im Allgemeinen zwischen 800 Euro für ältere Wohnungen und 4.800 Euro pro Quadratmeter, für Neubauwohnungen im Vordertaunus. „In den Kernstädten, unter anderem in Hofheim, Bad Soden und Kelkheim, können aber auch höhere Preise erzielt werden. Für Reihenhäuser und Doppelhaushälften in den Landkreisen liegen die Preise zwischen 90.000 und 650.000 Euro. Für Einfamilienhäuser werden Preise zwischen 95.000 und 1.500.000 Euro erreicht.“

Hingewiesen wird allerdings auch auf den teilweise sehr hohen Sanierungsaufwand. Dadurch könnten sich auch erheblich höhere Preise ergeben.

Hingewiesen wird allerdings auch auf Taunusgemeinden, die verkehrstechnisch nicht gut angebunden seien, wie Grävenwiesbach oder Weilrod.

Bei Baugrundstücken für den Mietwohnungsbau gebe es Preisspannen von 80 Euro in Weilrod bis zu 1.200 Euro pro Quadratmeter in Bad Homburg. Im Durchschnitt würden für Baugrundstücke in guten Lagen Preise von 500 Euro pro Quadratmeter realisierbarer Wohnfläche vereinbart und in Spitzenlagen entsprechend mehr. Kaufpreise für Renditeobjekte liegen im Bereich des 9- bis 20-fachen der Netto-Jahreskaltmiete.



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