50 Jahre Erziehungsberatung im Hochtaunuskreis

Hochtaunuskreis – Mit einer kleinen Feierstunde begeht die „Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises“ ihr 50-jähriges Jubiläum. Die Erziehungsberatungsstelle ist längst eine feste Institution im Kreis, hier finden Eltern und Kinder Rat und Unterstützung. „Die Erziehungsberatung ist eine wunderschöne Aufgabe, aber auch eine große Herausforderung. Die Beratungsstelle unterstützt Eltern, damit sie ihre Kinder im Leben gut begleiten, damit familiäre Krisen überwunden werden, damit Eltern und Kinder gestärkt werden und die Familie wieder Freude miteinander erlebt“, lobt Landrat Ulrich Krebs die wichtige und unverzichtbare Arbeit.

Die Bedeutung und Unterstützung seien notwendig, da seit Jahren der Beratungsbedarf kontinuierlich gestiegen ist. Allein im vergangenen Jahr gab es mehr als 1.200 Beratungsfälle, die in den drei Einrichtungen in Bad Homburg, Königstein und Usingen stattfanden. „In den Beratungsstellen wird gemeinsam an Lösungen gearbeitet und eigene Ressourcen werden bewusst gemacht. Das ist eine wertvolle Arbeit. Der Hochtaunuskreis hat die Beratungsstellen im Laufe der letzten 50 Jahre stetig fortentwickelt“, erklärt Landrat Krebs.

So begann es 1963 in Bad Homburg mit der vertrauensvollen Behandlung in Erziehungsfragen und Unterstützung der Eltern und der Erziehungsberechtigten bei der Wahrnehmung ihrer Verantwortung. Anlass war eine Befragung von Schulen, Jugendämtern, Gerichten und karikativen Institutionen. Mit dieser Gründung hatte der Hochtaunuskreis seinen ersten Grundstein für seine Beratungsstelle gelegt und früh die Notwendigkeit der Beratung erkannt. Die Beratungsstelle richtet sich mit ihrem heute umfangreichen Angebot an Kinder, Jugendliche, Eltern, Sorgeberechtigte und Fachkräfte aus unterschiedlichen sozialen Institutionen: Kindertagesstätten, Schulen, Jugendamt und andere Einrichtungen. In der Folgezeit gab es zum einen eine räumliche Erweiterung durch die Eröffnung der Beratungsstellen in Königstein (1973) und Usingen (1980). Zum anderen wurde das Team aus Psychologen, Diplompädagogen, Sozialarbeitern, Logopäden und Sprachheilberater erweitert. Das thematische Angebot reicht von therapeutischen Spielgruppen, Mütter- und Elterngruppen, über Fortbildungsveranstaltungen für Erzieherinnen zu Angeboten für Schülergruppen und der Beratung von Schulen zu unterschiedlichsten Themen. Das Thema „Sexuelle Gewalt an Kindern“ rückte Anfang der 90er Jahre in den Fokus. Auch die fachlich-methodischen Ansätze entwickelten sich weiter: zur klinischen Diagnostik und der Konzentration auf die Psyche der Kinder kam die analytische Familientherapie.

Abgegrenzt vom klassischen Beratungsangebot wirken die Beratungsstellen im Hochtaunuskreis seit etwa zehn Jahren in familiengerichtlichen Verfahren von Sorgerechts- und Umgangsanträgen mit. Seit 2008 gibt es mit der Einführung des Kinderschutzgesetzes an jedem Beratungsstandort eine „insoweit erfahrene Fachkraft“, mit der alle Fachkräfte, die mit Kindern zu tun haben, in Verdachtsfällen von Kindeswohlgefährdung Beratung erhalten können, ohne den Namen des Kindes nennen zu müssen.

Die Beratungsstelle des Hochtaunuskreises reagierte damit in der Erziehungsberatung auch auf die Veränderungen in der Gesellschaft. Als die Beratungsstelle gegründet wurde, lebten die meisten Kinder in ihren Herkunftsfamilien mit Mutter und Vater. Heute wird die Beratung zu großen Teilen von Alleinerziehenden, Stieffamilien und Patchwork-Familien in Anspruch genommen. „Unsere Beobachtung ist, dass es zunehmend Problemfamilien gibt, mit Eltern, die sich zusätzlich zur Erziehung um Auswege aus der Arbeitslosigkeit, Verschuldung und eigene psychische Probleme kümmern müssen, also auch oft vielschichtige Schwierigkeiten und Probleme haben“, sagt der Leiter des Fachbereiches Soziale Dienste, Heinz Rahn, Chef der drei Erziehungsberatungsstellen in Bad Homburg, Königstein und Usingen.

Seit 2013 wurden neue Angebote der Frühen Hilfen (Unterstützungsangebote für Kinder und deren Familien bis zum ersten Lebensjahr) in der Beratungsstelle Bad Homburg organisatorisch angegliedert. Seit Mai dieses Jahres gibt es eine Schreibabysprechstunde durch eine Familienhebamme. Seit August hat der Ausbau der Elternbegrüßung und Netzwerkkoordinationsstelle für „Frühe Hilfen im Hochtaunuskreis“ begonnen.

Eines hat sich in all den Jahren allerdings nicht verändert: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Beratungsstelle sind immer da, wenn professionelle Hilfe gefragt war“, dankte Krebs den derzeitigen und früheren Mitarbeitern der Beratungsstellen.

Vertraulichkeit, Freiwilligkeit und Kostenfreiheit in den Beratungsstellen sind bis heute verlässliche und klare Regeln für Ratsuchende. Insgesamt gibt es an den drei Standorten 9,6 Beraterstellen mit 11 Mitarbeitern sowie drei halbe Stellen für „Frühe Hilfen“. Die Beratungsstellen werden vom Hochtaunuskreis vollständig finanziert.



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