Benefizlauf: Großes Fest für die Stadt, getragen von Schultern starker Frauen

Am 19. April schlägt das Herz aller Teilnehmer des Benefizlaufs des Damen Lions-Clubs für das Kinderhospiz Bärenherz in Wiesbaden. Vorab gingen schon mal das Organisationskomitee und die Sponsoren an den Start – Dr. Joachim Reinking (v. li.), Alexander Bommersheim, Gabriele Müller, Bürgermeister Leonhard Helm, Nina Rücker, Lions-Präsidentin Eva Fey, Uli Frech und Dr. Uta Smits. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Es ist gut zu wissen, dass manche Dinge scheinbar zum Selbstläufer werden und sich scheinbar mühelos der Wandel von einem ersten Versuchsballon zu einer erfolgreichen Tradition vollzieht. So oder so ähnlich könnte man es in Bezug auf den Benefizlauf sehen, den der Damen Lions Club Königstein-Burg aus der Taufe gehoben hat und nun für Sonntag, 19. April, zur dritten Auflage einlädt. Aber weit gefehlt: Das Organisationskomitee um Uli Frech, Dr. Uta Smits und Marion Neuschäfer weiß, wie viel Arbeit hierfür hinter den Kulissen notwendig ist, damit die mittlerweile bei vielen Königsteinern und nicht nur bei ihnen liebgewonnene Tradition, die nicht zuletzt auch als wichtige Visitenkarte für die Stadt Königstein dient, auch weiter fortgesetzt werden kann.

Bevor der Benefizlauf sozusagen „geboren“ wurde, war Königstein, was sportliche Events angeht, nie besonders in Erscheinung getreten. Doch wie sehr so ein Volkslauf ob der sportlichen Herausforderung in Verbindung mit dem guten Zweck begeistern kann, das haben die Lions-Damen allen eindrucksvoll bewiesen und haben ganz nebenbei noch jedes Mal mehrere tausend Euro für einen wohltätigen Zweck eingenommen, so dass sie beim ersten Mal bei einer Starterzahl von etwas über 1.000 Läufern selbst vom eigenen Erfolg überwältigt waren.

„Auch diesmal wollen wir wieder an die 1.000 Läufer auf die Beine bringen“, gibt Marion Neuschäfer die Schlagzahl vor, schließlich fließen die Startgelder direkt in den für dieses Jahr auserkorenen Spendenzweck. Nachdem man im vergangenen Jahr für die Brustkrebsstiftung Komen an den Start gegangen war und beim ersten Mal die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) bedacht hatte, fiel die Wahl diesmal auf die mit der Georg-August-Zinn-Medaille ausgezeichnete Stiftung Bärenherz in Wiesbaden, die mit ihrem Kinderhospiz einen Ort der Wärme und der Zuneigung sowie eines menschenwürdigen Abschiednehmens bietet, wie es der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier formulierte.

„Der Lauf ist ein stückweit Routine und dann wieder doch nicht. Wir haben alle wieder ins Boot geholt, auch die Trommler, die die Läufer entlang der Strecke motivieren sollten“, freute sich Uli Frech auch darüber, dass treue Sponsoren der ersten Stunde wie die Süwag, vertreten durch den Bad Homburger Standortleiter Joachim Reinking, die Stadt Königstein sowie der Medienpartner Hochtaunusverlag, Alexander Bommersheim, wieder an Bord sind.

Das Schöne an diesem Lauf mit Volksfestcharakter: Jeder kann mitmachen, es geht nicht etwa ums Gewinnen, sondern um den Spirit, der dahinter steckt. Sehr beliebt sind jedes Mal auch die Kinderläufe über 700 Meter für die Kleinen und 1,4 Kilometer. Außerdem werden die Streckendistanzen 2,5, 5 und 10 Kilometer angeboten – es kann gejoggt oder aber gewalkt werden. Start für den Benefizlauf ist ab 12 Uhr im Kurpark. Hier befindet sich auch das Ziel des Rundkurses, der vor der „Villa Borgnis“ im Kurpark startet, über die Hauptstraße führt, durch den Burghain rund um die Burg, am Woogtalweiher vorbei und zurück in den Kurpark zum Ziel.

Auch dies sei gesagt: Auch das Rahmenprogramm, unter anderem mit Beteiligung der Kunstwerkstatt und Physio Aktiv Meike Schuster, hat seinen Reiz für jene, die die Läufer anfeuern möchten oder aber einfach nur Zuschauer sein wollen. Los geht es damit um 11 Uhr rund um die Villa Borgnis. Der Lauf wird vom Botschafter der Bärenherz-Stiftung moderiert, der kein geringerer ist als hr-Fernsehmoderator Thomas Ranf („alle Wetter“).

Die Veranstalter würden sich auch freuen, wenn wieder jede Menge Firmenteams mitmachen, um so auf sportliche Weise das „Wir-Gefühl“ zu stärken. 2014 stellte das Autohaus Marnet das größte Team dieser Art.

Bis zum 15. April kann man sich online für den Lauf anmelden unter www.benefizlauf.koenigstein.de. Erwachsene und Jugendliche, die sich bis zum 27. März online anmelden, erhalten garantiert ein Laufshirt in der gewünschten Größe. Für Anmeldungen nach dem 27. März werden noch eine Anzahl an Shirts bereitgehalten, die nach dem First-come-first-serve-Prinzip verteilt werden. Die Teilnahmegebühr beträgt 12 Euro für Erwachsene (Nachmeldung 15 Euro), 5 Euro für Jugendliche (Nachmeldung 7 Euro) und 3 Euro für Kinder (Nachmeldung 5 Euro).

Keine Sorge, wer die Frist verpasst hat und ganz spontan ist, kann sich auch noch am Tag des Laufs bis 30 Minuten vor dem jeweiligen Lauf anmelden. Registierung und Abholung der Laufnummer sind auch einen Tag vor dem Lauf, am 18. April, von 9 bis 13 Uhr in der Kur- und Stadtinformation, Hauptstraße 13a, möglich.

Auch Gabriele Müller, Geschäftsführerin der Bärenherz Stiftung, und Magdalene Schmitt, die Koordinatorin des ambulanten Kinderhospizdienstes, sind begeistert und gerührt zugleich von dem großen Engagement, das bereits Wochen vor dem eigentlichen Lauf überall zu spüren ist. „Der Damenclub hat mich beeindruckt“, sagt Gabriele Müller, über den Kontakt zu den Lions, den beide erstmals 2007 aufgenommen hatten.

Das Kinderhospiz ist darauf ausgelegt, nicht nur das kranke Kind aufzunehmen und zu pflegen – im Hospiz in Wiesbaden-Erbenheim sind zehn Betreeungsplätze vorhanden – sondern kümmert sich auch um die ganzheitliche Betreuung der Familie und gibt Halt, insbesondere nach dem Tod des Kindes. Allerdings ist es ein ständiger Kampf, diese wichtige und wertvolle Aufgabe aufrechtzuerhalten, denn das Kinderhospiz Bärenherz benötigt 1,7 Millionen Euro im Jahr. Die Kranken- und Pflegekassen decken 40 Prozent der Leistungen ab, während sich die restlichen 60 Prozent aus Spendengeldern zusammensetzen. Es gibt keine öffentlichen Gelder für die Einrichtung. Und hier noch eine Zahl, die interessieren dürfte: Die Pflege eines kranken Kindes sowie die Betreuung der ganzen Familie kostet rund 700 Euro am Tag.

„Das Gefühl unterstützt zu werden, trägt uns in unserer Arbeit“, sagt Magdalene Schmitt, die auch darauf hinweist, dass man vor fünf Jahren mit dem ambulanten Dienst begonnen hat, um die Kinder nicht nur im Hospiz selbst, sondern in der letzten Phase ihres Lebens auch zu Hause betreuen zu können. Hier ist man in einem Umkreis von 50 Kilometern tätig mit 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern, um eine Entlastung für die Familien und insbesondere auch die Geschwisterkinder bieten zu können. Die Gelder, die man eventuell vom Benefizlauf zu erwarten habe, sollen in den ambulanten Dienst fließen, um hier eine halbe Stelle mitzufinanzieren.

„Unsere Begleitung endet auch nicht, wenn ein Kind stirbt, dann fängt die Arbeit noch mal an, die Trauergruppen kommen zu uns ins Haus“, gibt Schmitt einen Einblick in den Ablauf eines Hospizes, des einzigen hessischen Kinderhospizes von bundesweit 13. Uli Frech hat das Bärenherz Hospiz in Wiesbaden besucht und sich dieses schwierigen Themas angenommen – „dass ein Kind stirbt, das ist eine Vorstellung, die möchte ein jeder ganz weit von sich weg schieben.“

Und doch sei das Haus, das sie von innen kennengelernt habe, voller Wärme und Licht – „ein Lebenshaus“, beschreibt Uli Frech ihre Eindrücke, die sie auch durch den Benefizlauf in die Öffentlichkeit tragen möchte, um Hemmschwellen abzubauen und die Angst zu nehmen.

Jetzt sind die Teilnehmer des Laufs gefragt, ihr Bestes zu geben, denn: „Jeder Cent ist schwer erarbeitet“, weiß auch Bürgermeister Leonhard Helm, der als Schirmherr zusammen mit Sportdezernent Jörg Pöschl wieder den Startschuss für den Benefizlauf geben wird. Mit einer großen Mannschaft will auch Joachim Reinking mit der Süwag/Syna dieses Jahr wieder antreten. Und einen grünen Schimmer der Hoffnung hat er auch bereits als Signal, dass dem Einlaufen ins Ziel nichts im Wege stehen dürfte: Als gutes Omen wurde ihm schon mal von Uli Frech vorab die Startnummer eins überreicht.



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