Brigitte Mazurek ist „Feuer und Flamme“ für Königsteiner Geschichte

Thomas Schwenk und Brigitte Mazurek präsentieren den neuen Historienroman „Feuer und Flamme“. Foto: Schemuth

Königstein
(el) – Sie übt eine Faszination auf viele von uns aus, die wir uns nicht einfach so erklären können. Sie ist ein Stück Heimat, Geschichte und Mysterium zugleich – die Königsteiner Burg. Um ihre Zerstörung am 8. Dezember 1792 ranken sich viele Geschichten, die jedoch den meisten Königsteinern nicht geläufig sind. Zeit, dass sich das ändert, sagte sich Brigitte Mazurek, Studienrätin und ehemalige Präsidentin des Burgverein Königsteins. Das Ergebnis jahrelanger Recherve in vielen Archiven und zwei Jahre des Schreibens kann sich sehen lassen: „Feuer und Flamme“ lautet der ansprechende und viel-versprechende Titel ihres frisch erschienenen historischen Romans, der sich so flüssig wie eine Geschichte liest und doch gespickt ist mit historischen Fakten, die das ganze Bild der damaligen Zerstörung Königsteins offenbaren und dem Leser einen Einblick in das Leben der Königsteiner Bevölkerung zu dieser Zeit geben.

„Man sieht immer nur die zerstörte Burg“, hat die Autorin, die die Königsteiner Altstadt ihr Zuhause nennt, wie viele Königsteiner auch die heutige Burgruine vor Augen. Und doch ist es nicht die Burg, die dem Erdboden gleichgemacht wurde, sondern die Stadt mit ihren Haupttangenten, so dass hier der Handel für lange Zeit brachlag. Gottseidank gab es keine Todesopfer in Folge der besagten Bombardierung durch die preußischen Truppen, die in der Kronberger Receptur ihr Hauptquartier aufschlugen und versuchten, hunderte von französischen Soldaten, die sich auf der Burg verschanzt hatten, quasi auszubomben. Stattdessen trafen die Preußen, die ihre Geschütze unter anderem auf dem Romberg aufgebaut hatten, die Königsteiner Stadt.

Das Schicksal der Königsteiner schien besiegelt. Ein Schicksal, das die Autorin sehr genau recherchiert hat und dabei stieß sie im Militärischen Historischen Forschungsinstitut in Potsdam auch auf einen ihrer Ahnen, einen gewissen Florian Mazurek, wie sich herausstellte, ein Husar im Schimmelpfengschen Regiment. Nicht unmöglich, aber eher unwahrscheinlich ist es, dass dieser Ahne an dem Bombardement von Königstein beteiligt war, da er zu diesem Zeitpunkt erst 13 Jahre alt gewesen ist.

Die Königsteiner Burg…könnten ihre Gemäuer nur sprechen, würde sie ständig im Redefluss sein, so viel hat sie erlebt. Im Oktober 1792 ergaben sich die Mainzer kampflos an die Franzosen, auch in Königstein gaben sich die Kurmainzer den Soldaten aus dem Nachbarland geschlagen und wurden vertrieben. Nur eine von vielen Parallelen zwischen Königstein und Mainz in dieser Zeit. Bis dahin galt die Königsteiner Bevölkerung eher als Franzosenfreundlich. Das sollte sich ändern, als ein Ingenieur-Lieutnant namens von Blumenstein einen Plan zum Beschuss der Burg erarbeitete.

„Mein Buch soll keine Doku sein, eher ein Roman, der jedoch auf historischen Quellen fußt“, beschreibt Mazurek ihr Erstlingswerk. Im Zuge der fehlgeschlagenen Bombardierung der Burg wurden 41 Gebäude in Königstein getroffen, auch das geht aus dem Buch hervor, das sich unter anderem auf die Schilderungen des Historikers Wilhelm Girshausen bezieht.

Warum nicht mehr Bürger zu Schaden gekommen sind, wird auch dadurch erklärt, dass eine vorangegangene Kanonade am 6. Dezember 1792 die Bürger in Alarmbereitschaft versetzt hatte, so dass viele von ihnen in die Taunuswälder flohen und der großen Bombardierung entkamen. Auch in die historischen Keller der Altstadt flüchteten sie. Hierbei spielt auch die „Alte Schule“, sowohl in der Geschichte als auch im Handlungsstrang der Autorin von „Feuer und Flamme“ eine große Rolle.

Hier wohnte einst der Rektor Matthäus Alberti, wie Mazurek aus dem Wiesbadener Archiv entnehmen konnte. Er ist einer der Hauptpersönlichkeiten in ihrem Buch, die dazu beitragen, dass die Königsteiner Geschichte für den Leser nachvollziehbar und greifbar wird. Dadurch, dass der Rektor einen regen Austausch mit dem Kurfürsten von Mainz pflegte, taucht sein Name auch öfters in den Archiven auf, was ihn und seinen Lebenslauf transparenter für Geschichtsinteressierte wie Brigitte Mazurek macht.

Im neuen Jahr 1793 gingen den durch die Preußen belagerten Franzosen allmählich die Vorräte aus. In diese Zeit fällt auch die Legende vom „Burgverräter“, dem auch eine tragende Rolle im neuen Buch zukommt. Kowalt war sein Name und er soll ein Doppelagent gewesen sein. Eigentlich war er in Königstein zu Hause, sein Besitz in der Hauptstraße soll jedoch auch stark durch den Beschuss zerstört worden sein. Also nahm er sich der Aufgabe an, Botschaften von der Burg, die in seine Schuhsohlen eingenäht waren, ins französische Hauptquartier nach Bingen zu tragen und umgekehrt erhielt er Durchhaltebefehle für die eingeschlossenen Franzosen auf der Burg. Nur zu dumm, dass Kowalt an der Kronberger Receptur vorbei- musste, wo die Preußen ihr Quartier aufgeschlagen hatten.

Hier sollen die Befehle umgeschrieben worden sein, so dass aus dem Durchhalteorder ein Übergabebefehl wurde. Im März 1793 erfolgte die kampflose Übergabe der Burg von den Franzosen an die Preußen und es gibt auch noch einen persönlichen Verrat zu berichten. Ein Mainzer namens Karl Eikemeyer, der dem Königsteiner Kowalt einen Mantel schenkte und in die Dienste der Franzosen getreten war, wollte sich unbemerkt aus dem Staub machen, wurde jedoch von Kowalt verraten.

Näheres zu diesem und weiteren mit dem Beschuss der Burg verbundenen Schicksalen wird Brigitte Mazurek während ihrer Lesung am 10. Februar, 20 Uhr, in der Königsteiner Stadtbibliothek schildern.

Wer seinen Liebsten „Feuer und Flamme“ noch rechtzeitig unter den Tannenbaum legen möchte, dem sei ein Gang zur Buchhandlung Millennium empfohlen. Hier ist das Buch exakt 222 Jahre nach der Zerstörung der Stadt zum Preis von 9,40 Euro erhältlich.



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