Geballte Ladypower im Theaterstück „Die acht Frauen“

Königstein (js) – Im wahrsten Sinne des Wortes turbulent und emotional temperamentvoll ging es auf der Bühne bei der Vorstellung der Oberstufenschüler des Taunusgymnasiums zu, die mit der Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ des französischen Autors Robert Thomas einen echten Volltreffer landeten. Kein Wunder. Denn wenn acht junge Damen, die ein ganzes Jahr trotz des unmittelbar bevorstehenden Abiturs mit so viel Disziplin, Herzblut, Frauenpower und mit so unglaublich, facettenreich-herzergreifender Emotion zu Werke schreiten, dann spricht das nicht nur für große Professionalität, sondern vor allem auch für eines: Begabung. Dabei waren die Rollen den Mädchen buchstäblich auf den Leib geschneidert, wie auch Theater-AG- Leiter Wolfram Holdt schmunzelnd zugeben musste. Definitiv nichts für schwache Nerven und zudem auch nicht ganz jugendfrei ist das Stück, wird es doch ausschließlich durch Zickereien, Anfeindungen, Handgreiflichkeiten und Rachefeldzüge determiniert, was den einen oder anderen der Zuschauer schon mal einen tiefen Seufzer ausstoßen ließ, sobald ein gellender Schrei oder ein ohrenbetäubender Schuss den Saal beben ließen und für Krimi-Atmosphäre sorgten. Langweilig wurde es mit den acht Damen nie, die mit ihren Lügen, Intrigen und gegenseitigen Anfeindungen einen erbitterten Kampf um das Mordeingeständnis an Familienoberhaupt Marcel führten. Dabei stellte sich nach und nach heraus, dass sie allesamt ein Tatmotiv hätten, was die ganze Situation immer verworrener und mysteriöser erscheinen ließ.

Indem sich die Damen mehr und mehr in Lügen verstricken und gegenseitig des Mordes an Familienoberhaupt Marcel bezichtigen, stellt sich schließlich heraus, dass das vermeintliche Opfer noch lebt und mit seiner Tochter Catherine den Mord nur inszeniert hatte, um die habgierigen Damen mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Doch nicht nur dramatische Szenen, sondern auch spritziger Humor beherrschte die Bühne. Gerade der Wechsel von vornehmen Ausdrücken hin zu ordinärer Umgangssprache sowie die Verquickung von Altem mit Neuem schufen eine gewisse Auflockerung und den besonderen Touch des Extraordinären, was das Publikum des Öfteren auch zum Lachen animierte. Denn ein wenig skurril mutete es schon an, wenn in einer Kriminalkomödie aus dem Jahre 1961 plötzlich der Euro oder die gerade mal vor einem Jahr erschienene erotische Buchreihe „Shades of Grey“ von E.L. James auftauchen, wobei Letzteres längst nicht das einzige Verruchte und nicht ganz jugendfreie Element im Schauspiel war. Erotik ist ein tragendes Thema dieser Kriminalkomödie.

Man habe ganz bewusst die Geschichte mit aktuellen Elementen untersetzt, eine Verbindung zum Aktuellen herzustellen und dadurch dem Stück auch ein wenig Zeitgeist zu verleihen, meinte der langjährige passionierte Leiter der Theater-AG, Wolfram Holdt, der, abgesehen von einem zehnjährigen Intermezzo, bereits seit 1982 das Zepter in Sachen Theaterführung am Taunusgymnasium in der Hand hat.

Allemal erwähnenswert war auch die Akustik – so wurden mit täuschend echten Geräuschen Akzente gesetzt, die für reichlich Nervenkitzel sorgten. Wie eine drohende Vorwarnung wurde immer anlässlich eines bevorstehenden Desasters die berühmt-berüchtigte „Tatort-Melodie“ eingespielt, die die sichtlich ergriffenen Zuschauer schon mal auf das herannahende Unglück einstimmte, während man im Abspann und nach der Pause mit dem legendären Song Love And Marriage“ von Frank Sinatra „eher etwas beschwingtere Töne anschlug. Eine wirkliche harmonische Atmosphäre und damit einen Gegenpol zu der Gefühlskälte der Damen schaffte das heimelige Bühnenbild, ein Wohnzimmer im nobel-antiken Stil, das nebenbei bemerkt, von den Darstellern selbst mit viel Liebe zum Detail entworfen worden war. Doch der schöne Schein der Harmonie konnte auch nicht über die sich anbahnende katastrophale Situation hinwegtäuschen, mit der das Publikum schon kurz nach Beginn des Stückes konfrontiert wurde. Da scheint es dann auch nicht verwunderlich, dass es auf ein Ende mit Schrecken hinauslaufen musste, indem Familienoberhaupt Marcel den einzigen Ausweg in seinem Selbstmord sieht. „Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und hat unseren Jahrgang noch mal mehr zusammengeschweißt“, äußerte Maria Streza, eine der Schauspielerinnen (alias Madame Chanel), die trotz des „Abistresses“ ihren Entschluss in die Theater-AG einzutreten nie bereut hat. Besonders gerne erinnert sie sich an die tolle Theaterfahrt nach Wetzlar zurück, die außer anstrengenden Proben und Disziplin auch viel Abwechslung und Spaß mit sich gebracht habe. Zum Schluss noch eine gute Nachricht für all diejenigen, die Interesse bekommen haben. Das Theaterstück wird kommende Woche noch zweimal zu sehen sein, wobei die Besucher am kommenden Freitag noch ein ganz besonderes Schmankerl erwartet. Hier darf man nämlich dem von der Theatergruppe eigens abgewandelten Ende schon mal gespannt entgegenfiebern.

Geschockte Gesichter vor der vermeintlich toten Madame Chanel.
Foto: Schnurawa



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