Hochtaunuskreis wird zweite Modellregion in Hessen

Hochtaunuskreis – Mit der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zur „Modellregion Inklusive Bildung im Hochtaunuskreis“ zwischen dem Land Hessen und dem Landkreis Hochtaunus wird der Grundstein für den Ausbau des inklusiven Unterrichts in der Region gelegt. Der Hochtaunuskreis ist somit die zweite Modellregion in Hessen. Ziel ist es, inklusive Strukturen im gesamten Landkreis flächendeckend einzurichten.

„Die gewachsenen Strukturen aus den langjährigen Erfahrungen der sonderpädagogischen Unterstützung an allgemeinen Schulen ist eine gute Grundlage, um eine inklusive Schulkultur im Hochtaunuskreis zu entwickeln. Zudem stehen alle Schulen dem Entwicklungsprozess schulischer Inklusion aufgeschlossen gegenüber und tragen die Aufgaben in großer Verantwortung. Die hier gesammelten Erfahrungen für die Umsetzung in einem ausgedehnten Flächenkreis wird landesweit von großer Bedeutung sein“, so die Kultusministerin Nicola Beer.

Der Hochtaunuskreis setzt sich bereits seit vielen Jahren für die kontinuierliche Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein, um Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen noch umfassender die Möglichkeit zu geben, eine allgemeine Schule zu besuchen.

„Die Umsetzung der inklusiven Beschulung ist für den Hochtaunuskreis von großer Bedeutung und öffnet weitere Möglichkeiten in der inklusiven Bildung für die Zukunft. Im Zuge des Schulbauprogrammes „Schulen für das 21. Jahrhundert“ wurden bereits optimale Voraussetzungen geschaffen. Ebenso haben wir ein beeindruckendes Netzwerk an Institutionen, sozialen Einrichtungen und geschultem Lehrerpersonal, die mit uns gemeinsam den Weg beschreiten möchten“, erklärt Landrat Krebs bei der Auftaktveranstaltung.

Im Mittelpunkt der Entwicklung zur Modellregion steht der Abbau stationärer Systeme. Das Land Hessen wird die dabei frei werdenden Stellen in der Region belassen und zur Stärkung und Ausbau des inklusiven Unterrichts im Hochtaunuskreis einsetzen. Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen wird so noch umfassender die Möglichkeit geboten, eine allgemeine Schule zu besuchen. Der Hochtaunuskreis hat sich zum Ziel gesetzt, Lehrerstellen aus drei stationären Systemen sukzessiv zum weiteren Ausbau des inklusiven Unterrichts im Gebiet des Schulträgers umzulenken. Zudem wird hier erstmals erprobt, dass Lehrkräfte eines Beratungs- und Förderzentrums (BFZ) Kinder und Jugendliche mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen fast ausschließlich in der allgemeinen Schule unterstützen und zukünftig in der Regel keine Schülerinnen und Schüler an der Förderschule aufnehmen.

Von Seiten des Schulträgers werden zur Entwicklung der Modellregion zum einen für die Dauer des Projektes Stellen für Sozialarbeit bzw. sozialpädagogische Unterstützung eingerichtet, zum anderen werden die Beratungs- und Förderzentren durch die Bereitstellung von Sach- und Finanzmittel unterstützt. Darüber hinaus wird eine Kooperationsstelle geschaffen, welche die Zusammenarbeit mit dem regionalen Beratungs- und Förderzentrum koordiniert. Hierfür stehen Personalressourcen im Rahmen der Jugendhilfe ebenso zur Verfügung wie eine Schulassistenz und eine pädagogische Unterstützung für neue gezielte Angebote im Rahmen vorbeugender Maßnahmen.

Ein weiterer zentraler Punkt der Konzeption der Modellregion ist, dass bei Beeinträchtigungen im Hören, Sehen und in der geistigen Entwicklung Schulen aller Bildungsgänge räumlich und sächlich besonders ausgestattet und vom Schulträger ausgewiesen werden, die eine angemessene, bestmögliche Förderung gewährleisten.

Zur Unterstützung der Entwicklung der Modellregion stellt das Land verschiedene Fortbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zur Verfügung.

So gibt es nicht nur für Lehrkräfte und Schulleiterinnen und Schulleiter umfassende Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Umgang mit heterogenen Lerngruppen“ bzw. eine Begleitung der Entwicklung zur inklusiven Schule, sondern auch angehende Lehrkräfte werden bereits in der zweiten Ausbildungsphase auf das erweiterte Aufgabenfeld gezielt vorbereitet.

„Die Schullandschaft im Hochtaunuskreis ist lokal unterschiedlich und bekannt für eine beispielhafte Bildungsvielfalt. Mit unserer Entscheidung zur Modellregion unterstreicht der Hochtaunuskreis schon jetzt seine herausragende Stellung in der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und baut seine Maßnahmen im Bereich des inklusiven Unterrichts an den allgemeinbildenden Schulen weiter aus. Wir werden in die Qualität unserer Schulen auch künftig investieren, um weiterhin eine Vorreiterrolle einzunehmen“, sagt Landrat Krebs. „Die Einrichtung der zweiten Modellregion in Hessen zeigt deutlich, dass eine inklusive Schulkultur nur in enger Kooperation zwischen Schulen, Schulträger, allen Eltern und Verbänden vorangebracht werden kann. Mit Hilfe der Modellregionen können Erfahrungen und Gelingensbedingungen gesammelt werden, die für die Umsetzung inklusiver Strukturen und die Weiterentwicklung der sonderpädagogischen Förderung in Hessen unverzichtbar sind. An dieser Stelle möchte ich vor allem den Lehrkräften der allgemeinen Schulen und den Beratungs- und Förderzentren im Landkreis danken, die mit ihrer engagierten Arbeit die inklusive Entwicklung in der Region und damit auch landesweit vorantreiben“, betont die Ministerin zum Abschluss.



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