Kennenlernen mit Taunus-Autoren fast wie ein Klassentreffen

Thomas Schwenk (re.), Inhaber der Buchhandlung Millennium, hatte zum Kennenlernen mit Autoren aus der Region eingeladen. Foto: Schemuth

Königstein (el) – Es ist fast wie ein Treffen unter guten, alten Freunden. Man freut sich, sich zu sehen, plaudert vergnügt und schon ein bisschen vertraut. Kaum zu glauben, dass es sich beim Aufeinandertreffen einiger Autoren aus dem Taunus in der Buchhandlung Millennium in Königstein nicht etwa um einen Stammtisch von Freunden handelte, sondern um eine Gelegenheit für die Leser, ihre beliebten Schriftsteller einmal aus nächster Nähe kennenzulernen. Eine von ihnen ist Gina Knese aus Schloßborn, die zusammen mit Ina Heuer ein Buch herausgebracht hat, das nicht nur mehr Lust auf den Lieblingskuchen der Deutschen, den Käsekuchen, macht, sondern die Kunst des Backens auch noch mit originellen Geschichten garniert. Entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen der Verlegerin Heuer, Gründerin des „Indigo Verlages“, und der Verlagskauffrau Knese ist ein Buch mit dem äußerst amüsanten Titel „Fräulein Käsekuchen hat gebacken“. „Wir haben versucht, die Kuchen so zu fotografieren, wie sie aus dem Ofen kommen“, beschreibt die Texterin des Buches den Ansatz, der sie auch hinter das Geheimnis um einen wirklich gelungenen Topfen steigen ließ. Und weil die Zusammenarbeit so viel Spaß gemacht hat, ist auch schon ein weiteres Buch in Planung, das den Titel „Geschmack unserer Kindheit“ tragen soll, und da gibt es bestimmt wieder jede Menge zu berichten, nicht nur über die Kuchen aus Omas Ofen.

Kochbücher und Krimis – Obwohl man „Rheingaumenkitzel“ gleich in die letztere Kategorie einreihen will, gehört das Buch laut Monika Mostert-Rath eigentlich nicht da hin. Als Texterin des Lifestylebuches, das die Leidenschaft für Fotografie, Natur und gutes Essen vereint, das sie für Fotografin Birgit Kallerhof getextet hat, muss sie es wissen. Das Buch ist eine Liebeserklärung an den Rheingau und fordert dazu auf, dort hinzufahren und die Menschen an den Kochtöpfen kennenzulernen. Die beiden Frauen waren auch kreativ, was das Produkt selbst angeht und nahmen dessen Gestaltung in die eigene Hand im Eigenverlag und fanden schließlich eine tolle Druckerei für ihr Buch, von dem bereits 15.000 Exemplare in der ersten Auflage verkauft worden sind. „Wichtig war uns auch, dass in Deutschland gedruckt wird, in Zeiten, in denen viele, um Kosten zu sparen, beispielsweise in China drucken lassen“, sagt Mostert-Rath.

Der Kelkheimer Olaf Jahnke beißt derweil genüsslich in eine Käsestange, die auf einem Stehtisch vor dem Geschäft angeboten wird. Auch er hat einen interessanten Werdegang wie die meisten Autoren, die sich an diesem Samstag hier versammelt haben. Gerne spricht der Kameramann auch von seinem Leben, bevor er nebenbei Krimi-Autor wurde und „Tod eines Revisors“ herausgebracht hat, aber natürlich auch ebenso lieb ist es ihm, wenn man ihn auf sein Buch und die Entstehungsgeschichte dahinter anspricht. Und die beginnt eigentlich mit einem amerikanischen Krimiautor namens Dashiell Hammet, den man kennen sollte, aber bei den meisten fällt der Groschen nicht bei der Nennung des Namens, der für den Klassiker „Malteser Falke“ steht. Hammet ist das Vorbild von Jahnke, der vier Jahre lang an seinem ersten Buch geschrieben hat, das von der Bankenwelt handelt und jetzt im Leipziger Krimi-Verlag erschienen ist. Der 50-Jährige hatte keine Schwierigkeiten, sich beim Schreiben in dieses Mileau hineinzuversetzen, schließlich hat er sieben Jahre lang bei einer großen deutschen Tageszeitung in der Wirtschaftsberichterstattung gearbeitet und musste dabei viele Termine mit Bankern wahrnehmen.

Auch sonst hat Jahnke, der in seiner Heimatstadt Kelkheim Stadtverordneter ist, nichts dem Zufall überlassen und hat sich bestens auf seine Arbeit als Autor vorbereitet, indem er zwei Autorenseminare besuchte. „Ich habe versucht, nicht etwa journalistisch analysierend zu schreiben, sondern vielmehr Eindrücke widerzugeben und auch Emotionen zu wecken“, sagt Jahnke, der auch echte Schauplätze, quasi um die Ecke von der Buchhandlung, in die Handlung seines Krimis eingebaut hat. So wie die Villa Borgnis oder aber das Restaurant Lucullus. Auch in der Limburger Straße in Königstein wird die Spurensuche seines Privatermittlers fortgesetzt, ebenso wie der Autor selbst seine Lesetour auch in Kürze fortsetzen wird. Allein im März hat er fünf Lesungen gehalten, um für sein Buch zu werben, dessen erste Auflage nach eigenen Angaben nach acht Wochen verkauft war. Am 28. Mai kann man ihn in Hofheim erleben. Auch das Sujet für die Handlung seines zweiten Buches ist schon ausgekundschaftet: das Versicherungs- und Gesundheitswesen. Ingrid Melzer bevorzugt es da eher, sich beim Schreiben auf die grüne Wiese zu begeben.

Immer schon sei sie Heidi-Fan gewesen und hat nun aus ihrer eigenen Feder und inspiriert durch das große Vorbild aus der Kinderliteratur eine ähnliche, aber doch einzigartige Figur geschaffen, die sie ihre „Bayern Heidi“ nennt. „Magritta – ein Kind der Berge“ lautet der Titel ihres Buches, das sie schon in den 90er-Jahren geschrieben hat. Mit „Mondscheinfieber“ hat die Kronbergerin aber auch schon einen Krimi mit Lokalkolorit hingelegt. Am 13. Mai, 15 Uhr, ist sie übrigens bei der evangelischen Kirchengemeinde zu Gast (Arno-Brunkhardt-Saal).

Plötzlich hört man Menschen tuscheln in der Buchhandlung und fragt sich, wem die Aufmerksamkeit an einem Ort gilt, an dem man sich doch eigentlich, soweit bekannt, laut artikulieren darf. Hälse fliegen und schon steht man ihr gegenüber: Nele Neuhaus, Deutschlands beliebtester Krimi-Beststeller-Autorin, die immer wieder gerne in die Buchhandlung Millennium zurückkehrt. Denn hier wurde sie quasi von einem renommierten deutschen Verlag entdeckt und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Aber dafür, dass nur einen Katzensprung von der Buchhandlung entfernt ihr Krimi „Böser Wolf“ als Teil ihrer Taunus-Krimi-Reihe fürs ZDF verfilmt wird, und dazu diesmal noch als Zweiteiler, hat die gebürtige Kelkheimerin auch einiges getan. Unzählige Stunden hat sie an ihrem Schreibtisch und bestimmt ebenso viel Zeit mit der Recherche an Original-Schauplätzen verbracht. Schließlich will sie sich nicht nachsagen lassen, dass irgendetwas nicht so stimmt, wie in ihren Büchern beschrieben. Ihre Fans seien da genau, sagt Nele und nickt einem Mädchen freundlich zu, das etwas schüchtern vor ihr steht und ein Autogramm haben will, denn auch ihre Jugendbuch-Reihe „Elena, ein Leben für die Pferde“ hat viele Anhänger.

Zurzeit arbeitet die Autorin unter anderem an der Fortsetzung ihres ersten Romans, „Sommer der Wahrheit“, der im vergangenen Jahr unter dem Pseudonym Nele Löwenberg, um ihre Krimi-Leser nicht zu verwirren, erschienen war. „Straße nach Nirgendwo“ soll der Titel des Nachfolgewerks lauten, für das es demnächst zusammen mit dem Lebensgefährten Matthias Knöß auf Recherche in die USA, genauer gesagt auf eine Ranch nach Colorado, gehen soll. Die Filmrechte für die Romane, die sich um die Figur und das Erwachsenwerden von Sheridan Grant drehen, liegen bei Neuhaus selbst.

„Der Zuschauer gutiert das, wenn der Film genauso ist, wie das Buch“, ist Neuhaus inzwischen auch sehr zufrieden mit der Umsetzung ihrer Krimi-Vorlagen in die Drehbücher, mit denen der Regisseur Markus O. Rosenmüller arbeitet. Bevor er jedoch mit „Böser Wolf“ an den Start geht – vor kurzem wurde hierfür unter anderem mit Jenny Elvers in der Villa Borgnis in Königstein gedreht – dürfen sich die Krimi- und Neuhaus-Fans erst mal am 4. Mai auf die Ausstrahlung eines weiteren ihrer Taunus-Krimis, „Wer Wind sät“, freuen. So kann Neuhaus auch gut damit leben, dass man das Finale auf den Kleinen Feldberg verlegt hat. Und auch damit, dass sie eventuell einen TV-Star im näheren Umfeld hat.

Denn für „Böser Wolf“ ergatterte ihr Lebensgefährte ganz unverhofft, der eigentlich nur auf eine Statistenrolle aus gewesen war, einen Sprechpart. Man darf gespannt sein. Jetzt geht es erst mal in die USA, in jenes Hotel, in dem schon der Film „Shining“ gedreht wurde. Hier dürfte sich die Krimi-Autorin pudelwohl fühlen.



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