Die Königsteiner lieben ihr Bahnhofsfest

Jung und Alt wurden vom Verein Historische Eisenbahn auf die nostalgische Schiene gebracht. Fotos: Pfeifer

Königstein (pit) – Eigentlich stand das Fest der Historischen Eisenbahn Frankfurt e. V., das stets den wohlklingenden Namen „Mit Volldampf in den Taunus“ trägt, unter dem Motto „Reisen wie in den 50er Jahren“. Doch angesichts der Tatsache, dass mit 4.200 Personen am Sonntag der absolute Besucherrekord dieses 35 Jahre zählenden Dauerbrenners erreicht wurde, hätte man mit Blick auf die Streiks der Lokführer in den vergangenen Wochen auch anders titeln können. Vielleicht ganz einfach mit „Bahnreisen 2015“. Immerhin konnten gar nicht alle „Reisewilligen“ mitgenommen werden, die auf der Strecke Königstein, Kelkheim, Frankfurt-Höchst mal ausprobieren wollten, wie es sich anfühlt in Wagen von anno dazumal zu fahren, die noch dazu von einer Dampflok gezogen werden.

Insbesondere die potenziellen Fahrgäste, die in Kelkheim einsteigen wollten, hatten das Nachsehen. „Dafür entschuldigen wir uns vielmals“, sagten Wilfried Staub, Pressesprecher des Vereins, der 111 Mitglieder zählt, und dessen Vorsitzender Albert Eckart übereinstimmend. Nichtsdestotrotz konnten sie sich über den großen Erfolg der Veranstaltung freuen: „Damit ist der Rekord von 3500 Teilnehmern geknackt, den wir schon mal erreicht hatten.“

Immerhin konnten die Besucher in Königstein ein schönes Fest begehen. Denn der hiesige Bahnhof war wieder der einzige von den drei Stationen, an dem ein solches ausgerichtet wurde. Neben Essensständen gab es eine Ausstellung musealer Feuerwehrautos, für die Kleinen eine altersgerechte Eisenbahn, für die Großen Eisenbahnsouvenirartikel. Und dabei zeigte es sich denn auch, wie viel von dem ehemaligen „Fahrgenüssen“ noch immer in den Köpfen lebendig geblieben ist. „Was ist denn das?“, wollte ein kleiner Stöppke von seinem Vater wissen. Dieser wiederum erklärte, dass es sich bei den zum Verkauf stehenden Objekten um Aschenbecher handele, die früher in den Armlehnen der Sitze montiert gewesen seien.

„Da wurde so viel gequalmt, dass man manchmal gar nicht mehr die Hand vor Augen sah“, setzte er sinnierend hinzu. Geschmunzelt werden durfte aber auch bei einem Schild mit der Aufschrift Lummerland.

Besonders Interessierte zog es dann zu der Lok mit der Nummer 01118, die kurz zuvor einen Zug mit voll besetzten Waggons herangeschleppt hatte. Manch einer kniete sich da gerne mal hin, um die ausgeklügelte Technik und die mächtigen Räder der Maschine zu bewundern. Doch auch der ein oder andere Blick ins „Cockpit“ wurde geworfen. Dort beantwortete Lokführer Matthias Kopitzki, der schon über 20 Jahre beim Verein ist, gerne die diversen Fragen. Zum Beispiel verriet er, dass diese Zugmaschine 1934 gebaut wurde. Eine Eröffnung, die eine Mutter zu ihrer Tochter sagen ließ: „Da war noch nicht mal Dein Opa geboren.“

Außerdem handle es sich bei der 01118 um eine Schnellzuglokomotive, die heute der Kategorie IC oder ICE entspreche und auf jeden Fall für den Fernverkehr eingesetzt wurde. Ein anderer Besucher interessiert sich für die benötigte Kohle. Auch hier gibt Matthias Kopitzki genaue Auskunft: „Zunächst einmal ist es schwierig, heute noch Brocken zu bekommen.“ Denn Heizkraftwerke würden stets mit Kohlenstaub beliefert. Im Gegensatz zu früher, als die Steinkohle noch aus dem Ruhrgebiet gekommen sei, würde sie mittlerweile aus Russland stammen. Und noch ein Hinweis zum Verbrauch: „Von Königstein bis Höchst verbrauchen wir fast gar nichts, da es ständig bergab geht.“ Für die Rückfahrt jedoch müsse etwa eine Tonne Kohle verheizt werden. Seine Ausbildung hat Kopitzki vor etwa sieben Jahren absolviert und sagt: „Hierzu muss man alle Bedingungen erfüllen wie bei einer modernen Eisenbahn auch.“ Mit seinem Engagement bei dem Verein widmet er sich übrigens einer Beschäftigung, die offenbar derzeit keine Nachwuchssorgen zu haben braucht. „Seit etwa zwei Jahren haben wir einen überraschend großen Zulauf von 16- bis 23-jährigen“, verriet Wilfried Staub. Für sich und seine Alterskollegen eine ausgesprochen schöne Entwicklung: „Wir Älteren können uns zurücklehnen und genießen, dass alles weitergeht.“ Alles, das ist: Die Erhaltung des Kulturgutes Dampfeisenbahn.

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