Kronberg trifft Königstein und die Besucher treffen auf Fotograf(i)en

Mitglieder des Kronberger Kamera Klubs stellen im Schatten der Königsteiner Burg ihre Exponate zu drei verschiedenen Themenbereichen aus. Als einer von drei Königsteiner Klubmitgliedern ist Martin Keutner ganz rechts auf dem Foto zu sehen, am anderen Bildrand steht der Vorsitzende des Klubs, Werner Stietzel. Foto: Stehle

Königstein (dea) – „Die Meise gefällt uns am besten.“ Hier sind die aus Kronberg stammenden Besucherinnen der Ausstellung, Ingrid Lautenschläger und Afra Blaesy, einer Meinung, wenn es um die Beurteilung des gefälligsten Fotos der zahlreichen Exponate im Königsteiner Rathaus geht. Auch wenn sie zugeben, dass sie von einem fotografierenden Klubmitglied auf die Eröffnung im Rathaus aufmerksam gemacht und persönlich eingeladen wurden, so sind sie doch von der Vielfalt zu den drei Themenbereichen „Wetterstimmungen, Makro und Kronberg trifft Königstein“ begeistert.

Allerdings hält sich diese Begeisterung spätestens dann in Grenzen, wenn es – auch hier sind sich die beiden Damen einig – um den Preis geht: „150 Euro für jedes Foto ist uns aber zu hoch, auch wenn der Rahmen dabei ist.“ Nichtsdestotrotz dauert es eine Weile, wenn man alle Fotos nicht nur oberflächlich betrachten will.

Fragen konnten direkt an die anwesenden Fotografen und Fotografinnen gestellt werden, wie zum Beispiel: Was hat sich der Fotograf, die Fotografin dabei gedacht, genau diesen Bildausschnitt zu wählen, wie lange hat es gedauert, bis das Foto „im Kasten“ war, welche Einstellung der Kamera wurde genutzt, um trotz Gegenlichts ein stimmungsvolles Foto aufnehmen zu können, wie viele Fotos waren nötig, bis die Erdbeere genau richtig auf den Löffel voller Milch gefallen ist…? Fachsimpeln oder schlicht und ergreifend eintauchen in die gelbe Rose, die keinen Anfang hat, oder die glitzernden Tautropfen in Schwarz-Weiß an den Grashalmen bewundern.

Der Kronberger Kamera Club ist in Königstein mit etwa 20 der knapp 50 aktiven Mitglieder vertreten, mit jeweils maximal fünf Fotos zu jedem der drei vorgegebenen Themen. Da nicht alle eingereichten Fotos genommen werden konnten, war ein Komitee dafür zuständig, eine Auslese zu treffen, die – wen wundert es? – nicht immer den Geschmack des jeweiligen Fotografen traf.

Auch wenn die digitale mittlerweile die analoge Fotografie verdrängt hat (es wird fast ausschließlich in RAW fotografiert), so tut sich in puncto Bildbearbeitung noch recht wenig. Die Fotos sind ohne Effekthascherei, holen aus dem, was da ist, alles raus. Weiterhin fällt auf, dass die Farbfotografie bei den Kronbergern erste Wahl ist. Gerade mal zwei Abzüge sind in Schwarz-Weiß gehalten.

Der Kronberger Andreas Schneider hat wohl im wahrsten Sinne des Wortes das treffendste Motiv des Themas „Kronberg trifft Königstein“ präsentiert. So hat er sich nicht damit begnügt, einfache Abbildungen von Wahrzeichen nebeneinanderzureihen, sondern hat in einer aus vier Fotos bestehenden Collage das Königsteiner Kurbad, das er nach eigenem Bekunden gerne und regelmäßig besucht, zusammen mit der Königsteiner Burg und dem Hinweisschild auf das 700-jährige Bestehen der Stadt in einen Kontext gesetzt, der nicht gerade den Augen des Betrachters etwas Neues geboten hätte, wenn sich da nicht das Foto der „allseits beliebten“ Blitzersäule auf der Sodener Straße dazugesellt hätte. Das mittig platzierte Logo der Cronberger Schützengesellschaft komplettiert das Thema „Schießen und Treffen“ und entlockt dem Betrachter ein Schmunzeln.

Zum Thema „Kronberg trifft Königstein“ ist den Mitgliedern des Klubs zwar wenig eingefallen, aber dennoch fällt auf, dass sich nur hier bildbearbeitungstechnisch etwas tut. So verschmilzt der Kronberger Roland mit der Silhouette der Königsteiner Burg und auf einem anderen Foto spiegeln sich die beiden Burgen, wobei die Königsteiner Burg als Farbpositiv und die Kronberger Burg als Farbnegativ in einer Spiegelung zu sehen sind. Hier wird am drastischsten deutlich, was den Anspruch des Klubs unterstreicht: „Wir wollen mehr, als uns auf die Automatik der Kamera zu verlassen.“

So gingen die Amateur-Fotografen und -Fotografinnen jeder auf seine Art an die Umsetzung der Themengebiete. Da musste der Königsteiner Martin Keutner große Geduld aufbringen, bis das Makro-Fotomodell Schmetterling so still direkt vor dem Objektiv saß, dass alle Bereiche vom Körper bis zum Flügel in ihrer Farbenpracht knackscharf abgebildet werden konnten.

Die Besucher/Innen waren im Übrigen mehr oder weniger schonungslos, wenn es um die Beurteilung der Fotos ging. So fiel etlichen auf, dass manche Fotos nicht in ihrer Ganzheit abgebildet waren, da fehlte hier ein Stück vom Flügel und da ein Stück von der Häuserspitze. Doch hier war es nicht der Urheber, sondern die Formatvorgabe, die bei allen Fotos 30x45 cm betragen musste, um in die vom Klub günstig eingekauften silbernen Aluminiumrahmen zu passen. Für den Vorsitzenden, Werner Stietzel, war dies daher opportun, aber er verspricht: „Wir werden die Formatauswahl in der Zukunft vergrößern.“

Auf jeden Fall wollen die Fotos nicht nur gefallen. Sachliche Kritik, die sich in simplen Tatsachen wie einem schlechten Schärfeverlauf oder der Missachtung des goldenen Schnittes äußern kann, ist im Klub übrigens ebenso erwünscht, wie emotionale Äußerungen und neue Anregungen, um das persönliche Wissen zu vertiefen. Auch freuen sich die Mitglieder bei den immer donnerstags stattfindenden Treffen über „frisches Blut“, sprich Fotobegeisterte mit neuen Ideen und Kenntnissen. Die Uhrzeit des jeweiligen Treffens ist übrigens der Internetseite des Klubs www.kamera-klub-kronberg.de zu entnehmen.



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