Medienkompetenz und Erste Hilfe gehören im Kids Camp dazu

Bei den Übungen an einer Reanimationspuppe lernten die Viertklässler des Kids Camp, wie anstrengend eine Herzdruckmassage sein kann. Foto: Pfeifer

Königstein (pit) – „Deutschland ist Schlusslicht bei Medien-Unterricht – Bildungssystem muss fit für Digitalisierung werden!“, titelte erst vor kurzem der Tagesspiegel. Eine Überschrift, über die Dr. Martina Dorner, Geschäftsführende Gesellschafterin der gemeinnützigen GmbH Kids Camp, schmunzeln könnte. Sie könnte, tut es aber nicht. Vielmehr stellt sie sachlich fest: „Medienkompetenz ist ganz wichtig. Kinder müssen gezielt mit dem Medium Computer umgehen können und auch über die Risiken aufgeklärt werden.“ Schließlich würden sie selten angeleitet daran herangehen, bräuchten jedoch diese Kompetenz als Schlüsselqualifikation später, um in unserer Informationsgesellschaft adäquat reflektieren zu können. Genügend Gründe, dass das Fach PC in der bilingualen Grundschule seit ihrem Bestehen ab der ersten Klasse unterrichtet wird.

Ein weiteres Unterrichtsfach, das man in deutschen Grundschulen landauf und landab wohl lange suchen muss, um fündig zu werden, das aber in der Einrichtung in der Bischof-Kaller-Straße ebenfalls seit der ersten Stunde zum Lehrplan gehört, ist die „Erste Hilfe“. Hierbei geht es vor allen Dingen darum, Kindern die Scheu davor zu nehmen, überhaupt Hilfe zu leisten. Auch hiermit soll den Schülern eine Kompetenz an die Hand gegeben werden, eine Kompetenz, mit nicht alltäglichen Situationen umzugehen. Ob es sich nun darum handelt, eine Schnittwunde zu verarzten, bis professionelle Hilfe da ist, oder gar bei einer bewusstlosen Person eine gezielte Erstversorgung einzuleiten.

Ein Beispiel sind die Übungen an einer Reanimationspuppe während des „Science-Unterrichts“. Da geht es erst einmal um die stabile Seitenlage und später um die Prüfung des Bewusstseins einer am Boden liegenden „Person“, die Pädagogin Sarah Dorner den rund 20 Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse erklärt. Über allen Übungen steht jedoch immer die Ermahnung: „Ihr müsst immer auf eure eigene Sicherheit achten.“

Dann aber geht es schon los und nach der ersten Demonstration, wie ein Mensch in die stabile Seitenlage gebracht wird, gibt es den Hinweis: „Nun kann man die Person allein lassen und Hilfe rufen.“ Etwas differenzierter wird die Situation dann, als es darum geht, die Befindlichkeiten eines am Boden Liegenden festzustellen. Hier müsse zunächst geprüft werden, ob der Betreffende bei Bewusstsein ist – am besten dadurch, dass man ihn laut anspricht.

Wenn er nicht reagiere, solle umgehend um Hilfe gerufen werden. Doch manchmal ist ja niemand in der Nähe und ein Handy ist auch nicht immer zur Hand, daher geht es gleich weiter mit der Erläuterung der nächsten Hilfeleistungen. Zum Beispiel müsse geprüft werden, ob er noch atme. Dazu müsse man sich tief über sein Gesicht beugen und lauschen, ob entsprechende Geräusche zu vernehmen sind. Auch Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage werden an diesem Tag noch durchgenommen. Am kritischsten hinterfragt wird dabei das Atemspenden. Denn was machen, wenn die Person noch Erbrochenes am Mund hat? „Falls du es bist, der da liegt, möchtest du dann nicht, dass dir geholfen wird?“, fragt Sarah Dorner zurück. Ein leises, aber deutliches „Doch!“ ist die Antwort.

Was die Effektivität einer Wiederbelebung durch ein Kind in diesem Alter betrifft, zeigt sich Sarah Dorn überzeugt: „In so einer Situation ist das Adrenalin nicht zu unterschätzen, das für mehr Kraft im Körper sorgt.“ Und selbst wenn es ihnen nicht gelingen sollte, den Brustkorb des Betroffenen bei der Wiederbelebung so niederzudrücken, wie es im Lehrbuch steht, sei eine solche „Handgreiflichkeit“ nicht zu unterschätzen: „Dadurch wird immer noch der Kreislauf in einer gewissen Bewegung gehalten.“

Völlig vital ist auf jeden Fall die bilinguale Institution Kids Camp, deren Entwicklung eine regelrechte Erfolgsgeschichte ist, die noch immer fortgeschrieben wird. Am 1. September 2004 öffnete es ursprünglich nur für die Betreuung von Hortkindern, derer damals 16 an der Zahl, ihre Räumlichkeiten. Schon im darauf folgenden Jahr waren es insgesamt 75 Kinder im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren, die hier Aufnahme fanden, und bereits 2006 ging das Kids Camp in die dritte Ausbauphase. Denn nach dem erfolgreichen „Anlaufen“ in Königstein (2006 über 90, 2007 über 145 Kinder) wurde in Frankfurt eine Dependance eröffnet, die Platz für 147 Kinder bietet. In 2008 war es schließlich so weit, den Wünschen vieler Eltern konnte Folge geleistet werden, und am 1. August öffnete die „Kids Camp Bilingual Primary School Königstein“ ihre Pforten – Schirmherr der staatlich genehmigten privaten Grundschule ist Professor Heinz Riesenhuber.

Es sind vor allem fünf Aspekte, die die Konzeption des Kids Camp ausmachen: Es werden Kinder im Alter von 12 Monaten bis 12 Jahren ganztägig betreut, ausgedehnte Öffnungszeiten (morgens ab 7.30 Uhr – Schulbeginn um 8.30 Uhr – abends bis 17 Uhr), zweisprachige Erziehung von der frühesten Kindheit an, dem Bildungsauftrag des Landes Hessen gemäß Lehrplan zu folgen und ein ständiges Qualitätsmanagement.

Dass sich die Verantwortlichen auf dem richtigen Weg befinden, ist nicht nur aufgrund der wachsenden Zahlen von Kindern in Kindergarten und Grundschulen ersichtlich. „Auch andere Städte haben Interesse, dass wir bei ihnen eine solche Einrichtung ins Leben rufen“, berichtet Martina Dorner. Doch ob sie diesen Rufen folgen wird, ist ungewiss.



X