Sonderausstellung zum 100. Todestag von Großherzogin Adelheid-Marie

Rudolf Krönke (Vorsitzender des Vereins für Heimatkunde e.V.) und Martin Keutner (Stv. Vorsitzender des Vereins) präsentieren die kolorierten Aquarelle der Innenansichten des Luxemburger Schlosses. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Wer die „schepp Trepp“ zu den Ausstellungsräumen des Königsteiner Burg- und Stadtmuseum hinaufsteigt, den erwartet seit vergangenem Samstag eine interessante Fotoausstellung anlässlich des 100. Todestages von Großherzogin Adelheid-Marie, die einen großen Teil ihres Lebens im Luxemburger Schloss in Königstein verbracht hat und am 24. November 1916 in Königstein starb.

Rudolf Krönke, Vorsitzender des Heimatvereins Königstein, eröffnete die Ausstellung für die interessierten Besucher persönlich und ließ es sich nicht nehmen, anhand der ausgestellten Fotografien einige informative Geschichten aus dem Leben von Großherzogin Adelheid-Marie zu erzählen.

Die gezeigten Fotografien – ausgestellt waren Kopien – wurden zum größten Teil vom damaligen Königsteiner Hoffotografen Franz Schilling aufgenommen und geben dem Betrachter einen wunderbaren Einblick in das tägliche Leben der Großherzoglichen Familie und öffnen damit auch ein Fenster in eine längst vergangene Epoche, in der die Stadt Königstein in europäischen Adelskreisen durchaus bekannt war.

Rudolf Krönke begann seinen Vortrag mit einem Auszug aus der Einladung zu den Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Todestages der Großherzogin im Jahr 1966. Zu den damaligen Feierlichkeiten hatten die Stadt, die evangelische Kirche und der Verein für Heimatkunde gemeinsam ein umfangreiches Programm zusammengestellt, um der verstorbenen Großherzogin zu gedenken. Ein Programm mit verschiedenen Vorträgen, unterstützt durch das Orchester der Taunusschule, erwartete damals die Teilnehmer. „Nun, zum 100. Todestag fallen die Feierlichkeiten doch sehr bescheiden aus“, bedauert Rudolf Krönke den geringeren Stellenwert, den die Stadtgeschichte in Königstein heute zu haben scheint.

Die Ausstellung ermöglicht dem Besucher einen umfassenden Einblick in das Leben der Großherzogin Adelheid-Marie und ihrer Familie. Viele Fotografien zeigen die Familie bei privaten sowie öffentlichen Anlässen, was auch immer wieder einen Blick auf das Königstein der damaligen Zeit ermöglicht. Ein Teilbereich, den der Hoffotograf Schilling ebenfalls ausführlich dokumentierte, sind die Innenansichten aus dem Luxemburgischen Schloss. Diese Aufnahmen sind nicht nur deshalb interessant, weil sie den sehr pompösen Einrichtungsstil der Adelsfamilien in der damaligen Zeit gut dokumentieren, sondern auch, weil es die einzigen Aufnahmen sind, auf denen die frühere Ausstattung des Schlosses gezeigt wurde. Nach dem Ankauf des Schlosses durch die Stadt und durch den Umbau zum heutigen Amtsgericht ist von der ehemaligen Pracht und Schönheit der Räumlichkeiten leider nichts mehr zu sehen. Auch wurde vor dem Umbau zum Amtsgericht keine (fotografische) Dokumentation des Interieurs vorgenommen, noch wurden Teile der Inneneinrichtung „gerettet“ und eingelagert. So sind diese wunderschönen schwarz-weiß Fotografien das letzte Zeugnis der ehemaligen Pracht der Inneneinrichtung des Schlosses. Ein besonderes Kleinod hat Rudolf Krönke hierzu noch vorzuweisen. Durch einen glücklichen Zufall wurde er zu einem Flohmarktfund angesprochen, der sich als Glücksfund erwies. Es handelt sich um zwei Aquarelle, gemalt von der damaligen Oberhofmeisterin, die die Empfangsräume im Schloss zeigen. Besonders schön ist die Kolorierung der Bilder, die somit die einzigen farbigen Abbildungen vom Schlossinnenleben darstellen.

Neben den Innenansichten aus dem Schloss finden sich viele Familienfotografien der Großherzogin und ihrer Familie. Auch nachdem ihr Gemahl Großherzog von Luxemburg wurde, verbrachte die Großherzogin Adelheid-Marie weiterhin viel Zeit in ihrem geliebten Luxemburger Schloss in Königstein, das sie bereits ein Jahr nach ihrer Hochzeit erworben hatte. Die Bilder geben einen umfassenden Einblick in das Familienleben der herzoglichen Familie. Sie zeugen von Familienbesuchen der Enkelinnen, einem Kinderfest, Ausritten und den Besuchen ihrer Tochter Hilda, die dem Schloss in Königstein ebenfalls sehr verbunden war und dort eine glückliche Kindheit verbracht hatte.

Auch dem letzten Kapitel der herzoglichen Geschichte, dem Tod von Großherzogin Adelheid-Marie am 24. November 1916 im Schloss in Königstein, ist ein Teil der Ausstellung gewidmet. So zeugen Fotografien des Trauerzuges und der Aufbahrung von diesem traurigen Tag. Auch das Trauerkärtchen und die damalige Todesanzeige sind erhalten geblieben und an dieser Stelle zu sehen. Vertreter des europäischen Hochadels kamen anlässlich der Trauerfeier ein letztes Mal nach Königstein, bevor das Schloss mit dem Tod von Großherzogin Adelheid-Marie in einen „Dornröschenschlaf“ fiel und später nur noch von einem Verwalter und dessen Familie bewohnt wurde.

Die interessante und sehr informative Ausstellung im Burg- und Stadtmuseum ermöglicht dem Besucher einen einmaligen Einblick in das Familienleben der großherzoglichen Familie und gleichzeitig ist sie ein Fenster in eine vergangene Zeit, in der Königstein als Urlaubs- und Kurstadt beim europäischen Hochadel große Anerkennung fand. Die Ausstellung ist für interessierte Besucher noch bis Ende Januar 2017 im Burg- und Stadtmuseum zu bewundern.



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