Eine-Welt-Basar in der Grundschule Königstein

Dichtes Gedränge beherrschte das Foyer der Grundschule Königstein. Auch für den diesjährigen Eine-Welt-Basar bastelten die Kinder liebevolle Weihnachtsgeschenke, die am Basar-Tag fleißig zugunsten der Kinder von Bhandar/Nepal verkauft wurden. Foto: Fuchs

Königstein (efx) – Helfen für eine bessere Welt? Na klar! Das dachten sich die Kinder und mit ihnen die gesamte Schulgemeinde der Königsteiner Grundschule auch in diesem Jahr wieder. Denn neben vielen anderen sozialen Aktivitäten engagieren sich alljährlich Kinder, Lehrer und Eltern, immer am Freitag vor dem ersten Advent für ein Projekt in Nepal. Gemeinsam mit der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden und unter der Verwaltung des Vereins Childaid Network sorgen alle Beteiligten bereits seit über 20 Jahren für bessere Lebens- und Lernmöglichkeiten von Kindern in der Region Bhandar/Nepal. Aus einer ehemaligen Patenschaft der Helene-Lange-Schule zu einer Schule in Bhandar ist gemeinsam mit der Königsteiner Grundschule und dem Verein Childaid Network ein großes Hilfsprojekt gewachsen. Und besonders seit der großen Erdbebenkatastrophe 2015 ist Hilfe mehr denn je notwendig. Ganze Landteile sind komplett zerstört und viele Menschen mussten durch Umsiedelungen eine neue Heimat finden. Menschen, die unter ärmsten Zuständen ihr Leben fristen müssen, unter Planen leben und deren Kinder keine Möglichkeit auf Bildung haben, sind in dieser Region leider immer noch weit verbreitet. Durch die regelmäßig auf dem Königsteiner Basar gesammelten Gelder erhalten die Menschen in Bhandar wieder bessere Lebensbedingungen und die Kinder eine Chance auf Bildung. Denn gerade die jungen Menschen in Nepal, dem Land zwischen Indien und China, wissen mittlerweile, dass Bildung der einzige Weg aus der Armut ist. „Die Kinder sind wissbegierig und wollen etwas lernen“, weiß Margit Eichhorn, die seit Sommer die Grundschule Königstein als Rektorin leitet. Sie sehen die Bildung als letzten Rettungsanker und nehmen dafür oft weite Wege auf sich, um eine Schule besuchen zu können. Durch eine Schulausbildung ist das Ziel von Childaid Network, die Hilfe zur Selbsthilfe, gegeben. Mit einer fundierten Ausbildung können die Kinder im Anschluss gesicherte Berufe erlernen oder die Zukunft in der Selbständigkeit finden. Damit auch viel Geld beim Eine-Welt-Basar zusammenkommt, waren die Königsteiner Schulkinder auch in den Wochen vor dem eigentlichen Verkaufstag wieder sehr fleißig. Zusammen mit den Lehrerinnen und vielen freiwilligen Müttern wurde allerlei gebastelt. An den verschiedenen Verkaufsständen im Foyer der Grundschule tummeln sich dann auch bereits zu Beginn des Basars viele Menschen und bestaunen das liebevoll Selbstgebastelte und können so auch gleich das eine oder andere kleine Weihnachtsgeschenk für Oma, Tante oder Onkel erstehen. Ob Schmuck für den Weihnachtsbaum, Nikoläuse aus Holz, Adventskränze oder Lesezeichen – mit viel Ideenreichtum und Kreativität zeigt die Schule den gemeinsamen Willen zur Hilfe. Unter den vielen Gästen waren neben Bürgermeister Leonhard Helm, der das Engagement der Grundschule sehr schätzt, auch die ehemalige Schulleiterin Barbara Scheel und Martin Kasper, ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network, der gemeinsam mit Martin Frenz, ebenfalls bei Childaid aktiv, die „Brücke“ nach Nepal schlägt.

Leonard, Caroline und Filis aus der 4b sind stolz auf ihre Leistung: „Wir haben kleine Wäscheklammerfigürchen gemacht – so zur Dekoration“, erklären sie unisono. Dabei sind die drei zweifach stolz. Zum einen auf die schöne Bastelei, die zugleich mit viel Freude in der Schule gemeinsam erschaffen wurde, zum anderen, und das ist ihnen besonders wichtig, „finden wir es toll, dass wir damit anderen Kindern helfen.“ So flitzen sie auch gleich weiter, denn nach einer kleinen Trinkpause wollen sie wieder an ihren Stand und noch möglichst viele Figuren verkaufen. Margit Neumann ist stolz auf ihre Schüler und auf das Geschaffene: „Die Kinder haben ein gutes Gespür, anderen zu helfen. Sie entwickeln eine Sensibilität für das Gute.“ Denn bereits lange vor dem Basar erklären die Lehrer beispielsweise im Religionsunterricht, dass es nicht allen Kindern auf der Welt so gut geht wie den Kindern in Königstein. Durch feinsinnige Hinführung zum Sinn und Zweck des Projekts bildet sich regelmäßig eine Eigendynamik unter den Kindern. Die Kinder helfen gerne und sehen es als Selbstverständlichkeit, auch etwas weiterzugeben. Alle möchten etwas weitergeben und das merkt man auch am Basar-Tag. Ein großes Gewimmel bis auf den Schulhof beweist, dass mit Herz und Engagement immer Hilfe möglich und machbar ist. Damit auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, bewirten die Mitglieder des Fördervereins der Grundschule alle Gäste und verwöhnen mit selbst gebackenem Kuchen und Brezeln. Aber auch am Getränkestand ist Einiges los und Kaffee oder Apfelschorle werden fleißig nachgegossen. Wie in jedem Jahr fließen auch diese Einnahmen in den Auf- und Wiederaufbau der Schulen und Kinderhäuser. Besonders die Folgen des Erbebens sind für europäische Verhältnisse kaum vorstellbar. Das Epizentrum lag nahe dem Projektgebiet und die Menschen sind immer noch traumatisiert. Der Schulunterricht findet derzeit in Behelfsschulen aus Wellblech statt. Unterrichtsmaterialien sind zerstört. Darüber hinaus müssen die dortigen Lehrer über Fortbildungsprogramme weitergebildet werden. Martin Frenz hat die letzten zwanzig Jahre als Lehrer an der Helene-Lange-Schule gearbeitet und das Projekt für die Wiesbadener Schulgemeinde betreut.

Doch das Thema lässt ihn auch jetzt, trotz des verdienten Ruhestandes, nicht los. Er möchte auch weiterhin helfen. Zumal er weiß, dass man hier wirklich etwas bewegt. Ehrenamtlich steht er mit Sabine Weiß, seiner Nachfolgerin, hinter einem Verkaufsstand, der besonders bei den jüngeren Kindern sehr beliebt ist. Mit ein paar Euro Taschengeld in der Hose, überlegen die kleinen Käufer, ob sie lieber ein Püppchen oder einen Schlüsselanhänger erstehen möchten. „Die Kinder lieben die Bändchen“, erklärt Martin Weiß, der immer gerne in die Grundschule Königstein kommt, um mitzuhelfen. Der Eine-Welt-Basar ist in jeder Hinsicht ein sinnvolles Hilfsprojekt, denn neben dem Hauptziel Kindern, die sonst keine Chance hätten, den Weg in eine gute Zukunft zu ebnen, lernen auch die hier ansässigen Kinder, dass nicht jeder das Glück hat, behütet aufzuwachsen.



X