Lautstärke der Bahn Top-Thema bei derSitzung des Ortsbeirates in Schneidhain

Schneidhain (nd) – Hauptthema der 21. Sitzung des Ortsbeirats Schneidhain in der vergangenen Woche war die gestiegene Lärmemission der Bahn (RB 12). Zu Gast war Max Kaiser, SPNV-Manager (Schienenpersonennahverkehr) der Regionalverkehre Start Deutschland GmbH, um sich den Fragen von Ortsbeiräten und Gästen zu stellen. Geleitet wurde die Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus von Ortsvorsteher Wolfgang Gottschalk (ALK).

Lautsprecherdurchsagen

Gilbert Schulz-Schomburgk fasste zu Anfang die größten Lärmquellen der Bahn zusammen. Für sämtliche Anwohner des Bahnhofs seien die teilweise sehr langen Lautsprecherdurchsagen ein großes Problem. Sobald ein Zug ausfalle, würden minutenlang laute Durchsagen den Bahnhof beschallen, unabhängig zu welcher Uhrzeit – „ die Durchsagen sind in großen Teilen Schneidhains zu hören“, berichtete ein Besucher der Sitzung. Die Zuständigkeit für die Durchsagen läge beim Fahrdienstleiter in Kelkheim, erklärte Kaiser. Er sähe jedoch grundsätzlich zwei Möglichkeiten für eine Lösung, entweder müsse man die Sprechanlage leiser stellen oder abstellen. „Die Fahrgastinformation ist in Gänze noch nicht so, wie sie sein soll“, erläuterte Kaiser und „das nehme ich gerne als Arbeitsauftrag mit“. Eine Lösung für dieses Problem könnte also in Sichtweite sein.

Pieptöne bei geöffneten Türen

Ein weiteres Problem für die Anwohner sind die lauten Pieptöne, die bei geöffneten Türen der Bahnen ausgelöst werden. Der Warnton diene zum Beispiel dazu, blinden Mitbürgern anzuzeigen, wo sich die Türen befinden und dass sie sich öffnen oder schließen. Laut Max Kaiser ist der Ton von übergeordneter Stelle fest eingestellt und man könne nicht in das System eingreifen, um die Lautstärke zu beeinflussen, denn „die Fahrzeuge sind so gebaut, dass das Geräusch nicht geändert werden kann“.

In der Tat gibt es eine EU-Richtlinie, die vorschreibt, wie laut die Türen warnen sollen, nämlich mit 70 bis 76 Dezibel, ein Presslufthammer im Vergleich liegt bei ca. 100 Dezibel. Auch die Frequenz ist festgeschrieben, die Töne sollen zwischen 2200 und 1760 Hertz liegen. Mit etwas Recherche findet man heraus, dass es in anderen Gemeinden ähnlichen Unmut über das laute Piepen gibt, aber auch, dass die EU-Kommission auch andere Systeme als Alternative zur Warnung von Passagieren zulässt. Diese Variante sei jedoch diejenige, für die sich die Bahn und Alstom entschieden haben. Für dieses Problem wird es wohl erstmal keine Lösung geben.

Quietschgeräusche in den Kurven

Ein weiterer Störfaktor ist das laute Quietschen der fahrenden Bahn in Kurven. Ortsbeirätin Cordula Jacubowsky (Klimaliste) fragte, ob sich das Quietschen durch langsameres Fahren verhindern ließe. Kaiser erklärte, dass dies wahrscheinlich keinen merklichen Effekt hätte. Das Personal sei ohnehin angehalten, sinnvoll zu fahren, habe aber feste Vorgaben für Geschwindigkeiten im „System Bahn“. Generell sei das Problem etwas komplizierter, das Geräusch würde durch die Einstellung der Spurkränze erzeugt, eine Änderung dieser würde jedoch bei den Kreisbögen auf dieser Strecke keine Verbesserung bedeuten. „Aber ich nehme das Problem mal mit“, so Kaiser. Fazit: auch hier scheinbar keine schnelle Lösung in Aussicht.

Hupen an Bahnübergängen

Ein Störfaktor, der schon lange bekannt ist, ist das lange und laute Hupen der Bahn an Bahnübergängen ohne Warnanlage, also ohne Ampel oder Schranken. Man habe jedoch das Gefühl, das Hupen sei lauter und länger geworden. Laut Kaiser sei das Signal nicht lauter geworden und habe eine festgelegte Länge – es sei denn, man drücke mehrmals auf den Signalgeber. Die Bahnübergänge selbstständig mit einer Ampelanlage auszustatten sei nicht möglich, denn die Trasse gehöre nicht der Start Deutschland GmbH. „Das ist der Fluch der Bahn (…) wir bezahlen Trassennutzungsgebühren (…), aber das liegt nicht in unserer Zuständigkeit“, so Kaiser. Auch der scheidende Bürgermeister Leonhard Helm bestätigte, dass an dieser Stelle Sicherheit vor Lärmbelästigung stehe. Allein zwischen Schneidhain und dem Freibad in Königstein liegen drei Querungen und einer dieser Übergänge werde nun abgebaut (am Freibad), denn laut Hessischer Landesbahn würden diese Bahnübergänge zu wenig genutzt und eher abgebaut als mit Lichtsignalen ausgestattet. Fazit: eine Situation, die sich höchstens mittelfristig ändern dürfte.

Zuverlässigkeit der Beförderung

„Die letzten vier Wochen waren katastrophal“, räumt Kaiser bezüglich der vielen Zugausfälle ein. Es gebe gleich mehrere Gründe dafür – wie die Krankheitswelle, den Ausfall des Fahrdienstleiters, Unwetter und Streik; an den Wasserstoffzügen läge es nicht. Die Start Deutschland GmbH habe jedoch beim eigenen Personal aufgestockt und gehe davon aus, dass zumindest die Probleme, auf die man selbst Einfluss nehmen könne, jetzt behoben sind. Fazit: Es besteht noch Hoffnung.

Kiss & Go-Zone an der Grundschule

Ein weiteres Thema der Sitzung war eine sogenannte Kiss & Go-Zone an der Grundschule in Schneidhain – ein Halteplatz, an dem Eltern ihre Kinder sicher nach einem Abschiedskuss an der Schule absetzen können. Gegen den ursprünglich geplanten Haltepunkt an einer Rabatte gibt es Einwände vom Tiefbauamt. Die Bordsteine dort seien mit einer Höhe von 18 cm zu hoch, die Unfallgefahr für aussteigende Kinder sei enorm. Die Bordsteine müssten auf eine Höhe von vier bis fünf Zentimeter abgesenkt werden – ein zu hoher Kostenaufwand. Einzige Lösung: Das besagte Beet muss der Kiss & Go-Zone in Form einer Haltebucht weichen.



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