Auftakt des Kronberg Academy Festivals mit bewegender Ehrung

Beim feierlichen Abendkonzert für Frans Helmerson griff dieser selbst zum Cello, musizierte als Solist mit dem „ganz besonderen Familienorchester“ der Kronberg Academy und bedankte sich anschließend bei der Konzertmeisterin, seiner Frau, mit einer herzlichen Umarmung. Foto: Dan Hannen

Kronberg (pf) – „In Kronberg geht es um das Essenzielle der Musik, Kronberg ist das Beste, was ich erlebt habe.“ Ein schöneres Kompliment hätte der schwedische Cellist Frans Helmerson der Kronberg Academy kaum machen können. Dem in diesem Jahr 70 Jahre alt Gewordenen, der seit zwanzig Jahren der Kronberg Academy als Cellist und Professor eng verbunden ist, war der Eröffnungstag des Kronberg Academy Festivals gewidmet, an dem er am Abend in einer bewegenden Zeremonie für seine pädagogische Lebensleistung geehrt und ausgezeichnet wurde.

Am Vormittag und Nachmittag spielten in drei aufeinander folgenden Konzerten acht seiner Schüler, die er in den vergangenen vier Jahrzehnten unterrichtet hatte, sämtliche Werke für Cello und Klavier, die Ludwig van Beethoven in seinem Leben schrieb. Dazu hatte die Kronberg Academy Professor Dr. Emil Platen eingeladen, einen ausgewiesenen Kenner der Musik Beethovens. Zwischen den einzelnen Werken stellte er die Cellisten vor, die zu Beethovens Zeit berühmt waren, die in seinem Leben eine Rolle spielten, mit denen er gemeinsam musizierte und die für sein Schaffen wichtig waren. „Ich bin sozusagen die Promenade wie in Mussorgskys ‚Bilder einer Ausstellung’“, stellte er sich dem Publikum vor. Eine höchst informative Promenade, die auch Beethovens Werke in einem neuen Licht erscheinen ließen.

Im Abendkonzert, in dem weitere Schüler auftraten, um Frans Helmerson zu ehren, griff dieser selbst zum Cello. Mit dem Michelangelo Quartett, in dem er gemeinsam mit seiner Frau, der rumänischen Geigerin Mihaela Martin, dem russischen Geiger Daniel Austrich und der japanischen Bratscherin Nobuko Imai musiziert, spielte er den Quartettsatz c-Moll D 703 von Franz Schubert.

Mit seinen früheren Schülern, dem Finnen Jan-Erik Gustafsson, der in Kanada geborenen Kaori Yamagami, der Koreanerin Eun-Sun Hong, dem Norweger Truls Mørk und dem Spanier Pablo Ferrández hob er als Uraufführung die Bearbeitung der Ciaccona aus dem „Polnischen Requiem“ für sechs Celli von Krzysztof Penderecki aus der Taufe. Der Komponist, der zu seinem Bedauern nicht selbst zu diesem Ereignis hatte kommen können, ehrte Frans Helmerson in einem herzlichen Brief, den Raimund Trenkler, der künstlerische Leiter der Kronberg Academy, vorlas.

Ein besonderes Familienorchester

Nach der Pause war Helmerson der Solocellist eines ganz besonderen Orchesters. Die drei übrigen Mitglieder des Michelangelo Quartetts waren die jeweiligen Stimmführer von dreizehn Jungen Solisten der Kronberg Academy. Gemeinsam ließen sie das Andante Cantabile op. posthum von Peter Tchaikovsky erklingen. „Ein ganz besonderes Familienorchester der Kronberg Academy“, so hatte Raimund Trenkler zu Beginn des Konzerts dieses Ensemble angekündigt, denn nicht nur Frans Helmerson gehört zu den Professoren des Master Studiengangs, sondern auch Mihaela Martin und Nobuko Imai.

Den Auftakt des „Feierlichen Abendkonzerts für Frans Helmerson“, wie es im Programmheft bezeichnet wurde, machte das „Familienorchester“ mit dem mitreißend und temperamentvoll dargebotenen Concerto g-Moll für zwei Violoncelli und Orchester RV 531 von Antonio Vivaldi, wobei Torleif Thedéen und Alexander Ramm die Solopartien spielten.

Zum Abschluss zeigten Bruno Philippe, Mark Schumann, Jan-Erik Gustafsson, Alexander Buzlov, Giorgi Kharadze, Dai Miyata, Alexander Ramm, Torleif Thedéen, Gabriel Schwabe, Eun-Sun Hong und Kaori Yamagami in den letzten beiden Werken des Abends, in Giovanni Sollimas „Violoncelles, vibrez!“ und Astor Piazzollas „Otoño Porteñ“ (Herbst) aus „Cuatro Estaciónes Porteñas „(The Four Seasons of Buenos Aires), was für herausragende Cellisten sie geworden sind, nicht zuletzt durch ihren von ihnen allen hoch verehrten, geschätzten und geliebten Lehrer Frans Helmerson.

Standing Ovations für Frans Helmerson

Die Auszeichnung von Frans Helmerson für seine pädagogische Lebensleistung nahm Raimund Trenkler nach der Konzertpause vor. Der Schwede Martin T:son Engstroem, Gründer und Direktor des Verbier Festivals, war eigens nach Kronberg gekommen, um die Laudatio zu halten. Er schilderte Helmerson als charismatischen Musiker, der schon in jungen Jahren als Solocellist des Radioorchesters Stockholm stets ein „Fels in der Brandung“ war und schon immer ein gutes Auge für junge Talente hatte. „Ich bin dankbar für unsere lebenslange enge Freundschaft“, sagte er.

„Wir alle lieben dich so sehr“, bekannte auch Torleif Thedéen, der nicht nur sein Schüler, sondern 1996 auch Helmersons Nachfolger als Hochschullehrer in Stockholm war. Als er diese Aufgabe übernahm, erzählte er, habe er seine Studenten zunächst geschockt, denn er habe seine Unterrichtsstunden pünktlich begonnen. Helmerson sei da viel großzügiger gewesen, verriet er. Er sei häufig spät gekommen, habe sich dann aber alle Zeit der Welt für den jeweiligen Studenten genommen. „Und er liebt Kuchen“, verriet Anastasia Kobekina, seine derzeit jüngste Studentin.

Raimund Trenkler hatte ein ganz besonderes Geschenk für die Hauptperson des Abends mitgebracht: Den von der Kronberg Academy gestifteten „Frans Helmerson Förderpreis“. Den wird die Kronberg Academy im kommenden Jahr im Rahmen der Cello Meisterkurse zum ersten Mal vergeben.

Es war ein bewegender und hoch emotionaler Augenblick, als sich das Publikum von seinen Plätzen erhob, um stehend Frans Helmerson zu applaudieren und ihm auf diese Weise seine Reverenz zu erweisen – einer jener Momente, die so typisch für Kronberg sind und die man nur hier erleben kann.

Das hatte auch die Schirmherrin des Kronberg Academy Festivals, Marta Casals Istomin, hervorgehoben, die eigens zur Auszeichnung von Frans Helmerson für drei Tage nach Kronberg gekommen war. „Es ist ein Geschenk, als Lehrer die Schüler inspirieren und leiten zu können, ihnen Wissen und Zutrauen mitzugeben und sie zu höchsten musikalischen Leistungen zu befähigen“, sagte sie.

„Wunderbar und einzigartig“

Im Konzert am Sonntagmittag für die Freunde und Förderer der Kronberg Academy in der Johanniskirche, wo Christian Tetzlaff drei Werke für Violine solo von Eugène-Auguste Ysaÿe, Johann Sebastian Bach und Béla Bartók spielte, fügte sie ein weiteres Lob der Kronberg Academy hinzu, der sie seit der Gründung 1993 als Schirmherrin der Festivals und Mitglied des künstlerischen Beirates eng verbunden ist. Sie sagte: „We are wonderful and we are unique“ – „wir“, also die Kronberg Academy mit ihrem hohen Anspruch und ihrem ganz besonderen Flair, „sind wunderbar und einzigartig.“

Die Trägerin der Ehrenplakette der Stadt Kronberg, die ihr vor zwei Jahren verliehen worden war, blickte zurück auf die erstaunliche Entwicklung der Kronberg Academy vom ersten Cello Festival 1993 bis heute und betonte, wie wichtig der geplante Kammermusiksaal und das Studienzentrum für die Zukunft der Institution seien. Die Kronberg Academy brauche ein Zuhause. Marta Casals Istomin zeigte sich zuversichtlich, dass das Projekt gelingen wird, denn: „Where there‘s a will, there‘s a way.“



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