Zum Auftakt der Museumstage lassen Besucher von außerhalb auf sich warten

Eröffnung der Bilderschau aus den Kursen der Kronberger Kunstschule und der Ausstellung „Variation V“, beide zu sehen im Museum Kronberger Malerkolonie. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Zum Auftakt der Museumswoche in der Burgstadt wurde im Museum Kronberger Malerkolonie die Ausstellung „Varition V“ mit Neuerwerbungen und Werken aus der Sammlung Stiftung Kronberger Malerkolonie eröffnet. „Dieses Mal stehen bei den historischen Bildern aus dem 19. Jahrhundert vor allem die Tiere des ländlich geprägten Kronberg mit seinen Bauernhöfen und Viehställen im Vordergrund“, gab die Kuratorin und Leiterin der Kronberger Kunstschule, Dr. Ingrid Ehrhardt, zur Eröffnung einen kurzen Einblick in die neue Ausstellung im Museum in der Streitkirche.

Kunstschüler stellen aus

Im Vordergrund standen am Sonntag jedoch zunächst einmal nicht die Werke der großen Künstler, sondern die der Hobbymaler. Die Kunstschule war in zwei Räumen zum dritten Mal in Folge zu Gast mit den Arbeiten aus den Erwachsenenkursen, die bis zum internationalen Museumstag, kommenden Sonntag zu sehen sind. Es sind Acryl-Malerei und Aquarelle sowie Radierungen, die inhaltlich von impressionistischen Blumenmotiven über Stillleben und Landschaften bis zum abstrakten Farbspiel reichen. Sie zeigen thematisch, aber auch technisch eine große Bandbreite künstlerischer Ausdrucksformen. Die Besucher nutzten die Möglichkeit, die Dozenten Anne Deinzer, Uwe Gönner, Georgi Takev und Winfried Skrobek kennen zu lernen und es wurden anregende Gespräche über die Entstehung der Arbeiten geführt. Die Besonderheit zum Auftakt der Museumswoche war jedoch, die erweiterte Kooperation mit dem Kulturkreis, der Stadtbücherei und den Galerien in Kronberg sowie dem Fritz-Best-Museum im Tal. Seit drei Jahren schon versucht Dr. Ingrid Ehrhardt, hierüber mehr Menschen für einen Kultur-Besuch in der Stadt zu gewinnen. Ein Plan mit den verschiedenen Kunststationen wurde gedruckt, die Museumswoche und das Festival „Lesen & Lesen“ sind auf denselben Zeitraum terminiert. „Wir denken uns, dass Menschen, die gerne Bücher lesen auch gerne Bilder ansehen könnten“, erläuterte Ehrhardt. Wer an diesem Sonntag Zeit hatte, konnte unter anderem einen Abstecher in die Stadtbücherei unternehmen.

Zeichnungen von Kunstschul-Dozentin Dr. Silke Kirch

Hier zeigte Dr. Silke Kirch, ebenfalls Kunstschul-Dozentin, ihre eigenen Arbeiten, ausdrucksstarke Porträts und Landschaften teils mit Rohrfeder, teils mit Tusche und Kohle gezeichnet. „Ich selbst arbeite gerne spontan, nehme den Skizzenblock mit auf Reisen um festzuhalten, was mich beeindruckt.“ Bei passendem Wetter hat sie genau das, vor Ort, beispielsweise in der Kronberger Altstadt zu zeichnen, auch mit ihren Kursteilnehmern vor. Für die Zeichenkurse ist die Hemmschwelle manchmal etwas höher, weiß sie. „Für viele ist das ein schulisches Format.“ Naürlich seien Perspektive und Komposition auch Thema, jedoch würde genauso das spontane Zeichnen geschult. Die Germanistin und ausgebildete Kunsttherapeutin weiß aus eigener Erfahrung, ist der Blick erst einmal geschult, sieht man auch im Alltag Dinge plötzlich ganz neu. Ein spannender Prozess, zu dem sie gerne einlädt, teilzunehmen.

René Fox in der Galerie Sties

Was bei Reduktion der Farbe und die Konzentration auf die Struktur alles Spannendes entstehen kann, das zeigt auch der Architekt René Fox, der an der Hochschule Darmstadt einen Lehrauftrag im Fachbereich Architektur inne hat. Die Galerie Sties am Berliner Platz zeigt 35 seiner auf Nesselstoff mit schwarzer und weißer Acrylfarbe und Ölkreide gemalten Stadt-Landschaften. Fox, der bereits Samstag zur Vernissage den zahlreichen Besuchern der Galerie über seine Herangehensweise Rede und Antwort stand, hat die Zeichnung schon als Teil seines Studiums kennen und schätzen gelernt. „Ich habe aber alle Möglichkeiten der Malerei ausprobiert, von konkreter Malerei bis völlig abstrakt.“ Seit 2005 hält er an dem Weglassen der Farbe fest. „Sie hat mich bei meinem Blick auf den Inhalt und die Struktur eher abgelenkt“, erklärt der Autodidakt. Seine mit lockerem Strich gesetzten Stadtansichten aus Venedig, Siena, Triest und Berlin bestechen durch die Konzentration der Linien, aber auch durch das Hervorheben von Licht und Schatten. Malerisch wird das Ganze durch den Pinsel, der Flächen verbindet, hervorhebt, aber auch Verläufe zulässt, wie beispielsweise bei der Darstellung des Markus-Platzes in Venedig, bei dem die dadurch entstandenen Vertikalen die typische Pfahlbauweise der Häuser symbolisieren. Sein magischer Blick auf das Häusergewirr von Riomaggiore an der ligurischen Küste zieht auch vorbei eilende Gäste auf dem Berliner Platz in die Galerie, genauso wie in den Räumen seine Darstellung der Explosion „der Hindenburg“ im Mai 1937, eines deutschen Zeppelins kurz vor der Landung, fesselt.

Großartig war die Resonanz auf die Museumswoche am ersten Tag aber nicht. Vor allem die Kunstschulteilnehmer selbst waren unterwegs, die meisten von ihnen begnügten sich jedoch mit der Ausstellungseröffnung und einem anschließenden Stück Kuchen in der Receptur, wo zum Frühlingsfest der Kunstschule Arbeiten aus den Kinderkursen gezeigt wurden und die Kinder auf großer Leinwand im Recepturhof (zwischen den Regenschauern) nach Herzenslust malen konnten.

Wenig Resonanz

„Ein wenig mehr Resonanz hätte ich mir schon erhofft“, sagt Dr. Ingrid Ehrhardt am Nachmittag. Aber auch seitens der Dozenten sieht sie noch Potential – es wäre durchaus vorstellbar, dass sie selbst vor Ort ihre Staffelei aufbauen oder mehr eigene Werke präsentieren. Nach drei Anläufen, eine Museumswoche zu etablieren, will sie nun erst einmal abwägen, ob sich der Aufwand dafür wirklich lohnt.

Drei Künstler in der Galerie Sties

Neben weiteren Kronberger Künstlern hatte auch die Galerie Kerstner geöffnet, gezeigt werden aktuell Holzskulpturen von Zeljko Rusic sowie großformatige Acrylarbeiten von Mirta Domacinovic. „Für mich strahlen sie das fröhliche, bunte und gelassene Leben aus“, so der Galerist Ralph Kerstner dazu. Als dritter Künstler zu Gast bei Kerstner zeigt Stefan Hoenerloh einige seiner morbide anmutenden Stadtwelten, die es anders als bei Fox in der Wirklichkeit in dieser Gestalt gar nicht gibt.

Es machte den Anschein, dass die meisten Recepturbesucher schnell – den Muttagskuchen in der Hand – wieder den Heimweg antraten, ohne den umliegenden Künstlern einen Besuch abzustatten. Im Falle eines Besuchs der „werkstatt 13“, einem Zusammenschluss mehrerer Künstler, in der Frankfurter Straße 13, war das allerdings die bessere Entscheidung, denn hier empfing die Gäste auch zur angegebenen Öffnungzeit zumindest am Sonntagmittag keine einladend offene Tür zu einladenden Atelierräumen, sondern lediglich der Hinweis, wo im Bedarfsfall geklingelt werden kann.

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