Dorothée Arden verlässt den Kulturkreis

Dorothée Arden geht. Die zehnte Kulturnacht im Oktober wird vermutlich ihre Letzte sein, es sei denn, die Kronberger buchen Sie für Großveranstaltungen wie diese oder das Internationale Straßentheaterfestival Da Capo.

Foto: privat

Kronberg (mw) – „Es ist ein Angebot, das ich einfach nicht ausschlagen konnte und auch nicht wollte“, sagt die Geschäftsführerin des Kronberger Kulturkreises, Dorothée Arden. Zum 31. Dezember dieses Jahres wird sie nach 17 Jahren für den Kulturkreis der Stadt Kronberg, ihre Wirkungsstätte in eine größere Stadt verlegen. Welche berufliche Herausforderung die 45-Jährige angenommen hat, will sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Wer die studierte Kunsthistorikerin kennt, weiß jedoch, es wird „Kultur pur“ sein, denn das ist es, wofür sie brennt, was sie begeistert. „So sehr ich die Entscheidung von Frau Arden bedauere, verstehe ich doch, dass sie diese für sie einmalige Chance wahrnehmen will“, erklärt Bürgermeister Klaus Temmen zu Ardens Entscheidung. So sei es Dorothée Arden zu verdanken, dass sich Kronberg als Kulturstandort weiter etabliert habe. „Gerne hätte sie auch die Herausforderungen im Bereich Stadtmarketing und Tourismus angenommen, respektive weitergeführt“, so Temmen, der den Vorstand des Kulturkreises sowie den Magistrat und den Ältestenrat der Stadt Kronberg über die personelle Entwicklung bereits informiert hat und Dorothée Arden „schon jetzt viel Erfolg“ für ihren „weiteren beruflichen Weg“ wünscht. „Die Projekte, die dieses Jahr noch anstehen, werde ich natürlich zu Ende bringen“, so die Geschäfsführerin, sei es Veranstaltungen im Museum Kronberger Malerkolonie, die beliebte Kronberger Kulturnacht Anfang Oktober oder Theater, „Der Gott des Gemetzels“ mit den Mainzer Kammerspielen und einem ehemaligen Kronberger als Schauspieler im November in der Stadthalle.

Auch in Sachen Stadtmarketing will sie sich gerne noch einbringen, wenn die Probleme, für diese Aufgaben eine rechtliche Vertragsform zu finden, endlich gelöst sind (wir berichteten). „Zur Zeit kann ich die Stadt in diesen Aufgaben offiziell noch nicht vertreten, denn dann würde ich die Gemeinnützigkeit des Kronberger Kulturkreises aufs Spiel setzen.“

Dorothée Arden fing vor 17 Jahren zunächst als Praktikantin bei ihrer Vorgängerin, Anne Nasse, an, die den Kulturkreis seinerzeit aus der Taufe hob. „Schnell war klar, dass wir ein gutes Team sind“, so Arden, die schon damals Erfahrungen auf dem Sektor Kultur und Kleinkunst mitbrachte. „Ich hatte vor Kronberg schon erste Erfahrungen bei einem großen Straßentheaterfestival gesammelt.“ 2000 schließlich gründete sie in ihrer Heimat im Vogelsberg gemeinsam mit ihrem Mann den „Freschekeller“, der ebenfalls mit Kabarett und allen möglichen Kulturbeiträgen, wie auch Kronberg zunehmend, aufwartete. Nachdem Anne Nasse sich vor sechs Jahren in den Ruhestand verabschiedete, führte sie ihre gemeinsame Kulturlinie weiter und baute sie aus. Die Kulturkreisveranstaltungen waren und sind in der Stadt, vor allem aber auch über die Grenzen der Stadt hinaus, außerordentlich beliebt und die Veranstaltungsorte oftmals ausverkauft. „Besonders stolz hat mich gemacht, dass die Bad Homburger unser Konzept der Kulturnacht kopiert haben“, so Arden. Eigentlich hätte man annehmen können, dass die Stadt, die für Kultur über einen bemerkenswerten Etat verfügt und mehr als eine Handvoll Angestellte dazu, eine eigene Idee für ihre Kurstadt entwickelt.

„Ich gehe wirklich nicht mit Groll“, sagt sie, angesprochen auf die letzten zwei Jahre, die die versierte Kulturfrau mitunter ärgerlich stimmten. Grund dafür war die Kommunalpolitik, die angesichts leerer Kassen auch den Rotstift bei der Kultur trotz Kronbergs wichtigsten weichen Standortfaktor und Aushängeschild – nach Ergebnis aus dem Lokalen Agenda-Prozess 2010 – ansetzte. Vor allem aber im vergangenen Jahr, als es um die Vertragsverlängerung für weitere fünf Jahre mit der Geschäftsführerin des Kulturkreises ging, sich monatelang Zeit nahm, bevor Position bezogen wurde und damit Dorothée Arden lange Zeit nicht wusste, ob sie in Kronberg beruflich eine Perspektive haben würde. „Phasen, die nicht gut laufen, gibt es in jedem Job“, betont sie. „Trotzdem hänge ich an Kronberg und hatte mich ja auch entschieden zu bleiben.“ Für die Zukunft wünscht sie der Stadt vor allem eines: Ich hoffe, dass es Diskussionen, wie um die Schließung der Stadtbücherei oder auch der Kunstschule nicht mehr geben wird. In einer Stadt jedenfalls, wo Kinder nicht einmal ein niedrigschwelliges Angebot hätten, zu lesen, passe auch kein Internationales Straßentheaterfestival mehr. „Ihrem“ Da Capo, wünscht sie jedenfalls sehr, dass es in Kronberg fortgeführt werden kann. „Es ist die Form des Theaters, an der alle, Jung und Alt, Arm oder Reich, Theater gemeinsam erleben lässt. Wenn sie an die Anfänge des Straßentheaters – also Theater im öffentlichen Raum – in Kronberg zurückdenkt, muss sie unwillkürlich schmunzeln. „Die Kronberger begegnen Neuem oftmals sehr zögerlich, ja ängstlich.“ Als sie damals ihre Idee vorgestellt hätte, sah sie sich mit Befürchtungen wie – „das sind doch Zigeuner, die uns hier womöglich die Buden leer räumen“– konfrontiert. „Ich finde, auch die neuerlichen Befürchtungen bezüglich der Aufnahme von Flüchtlingen in der Stadt zeigen, dass Kronberg sozialpolitisch als auch kulturpolitisch noch viel Entwicklungspotenzial hat“, spricht Arden deutliche Worte. „Kronberg hat Angst vor Fremden.“ Glücklicherweise sei gerade die Theaterkultur eine Möglichkeit, zu zeigen, „dass auch ein fremder Mensch, ein Mensch ist.“ Und sie hofft weiter, dass die Politiker, die ihrer Überzeugung nach zu Dreiviertel einfach nur Geld sparen wollen –Kultur hin oder her – Kronbergs Historie verstehen lernen. „Kronberg ist eine Malerkolonie. Das ist eine wichtige Grundlage. Das ist die Geschichte der Stadt, ihr kulturelles Gedächnis.“ Es sei eine Grundlage, auf der aufgebaut werden müsse, deshalb sei auch die Zukunft des Malermuseums in Kronberg unbedingt zu sichern. Heute seien es nicht die Maler, dafür aber andere Künstler und Musiker aus aller Welt, die nach Kronberg kommen und sich dort ausgesprochen wohl fühlen. Über diese Schiene sei es keineswegs schwierig, mehr Tagestouristen aus dem Wetterau-Kreis und dem Rhein-Main-Gebiet nach Kronberg zu holen. „Stadtmarketing-technisch gibt es da noch richtig viel zu tun.“

Nun gilt es für die Stadt, die wichtige Nachfolgefrage zu regeln, „mit dem Ziel, das qualitätvolle Programm des Kronberger Kulturkreises fortführen zu können“, wie Bürgermeister Klaus Temmen sich ausdrückt.



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