„Goldpaar“ Schulte wandert seit 5 Jahrzehnten durchs Eheleben

Die abendlichen Sonnenstrahlen im gepflegten großen Garten genießt neben dem Jubelpaar auch der ebenfalls zur Familie zählende Berner Sennenhund. Foto: S. Puck

Kronberg (pu) – „Meine Frau und ich haben alles gemeinsam besprochen, vieles gemeinsam erlebt und in der Firma hat sie mir in den mehr als 40 Jahren meiner Geschäftsführung immer beigestanden und ist eingesprungen, wenn Not am Mann war.“ Dieses spontane Lob zollt Friedrich Paul Schulte seiner seit fünf Jahrzehnten angetrauten Ehefrau Margrit. Das Jubelpaar feiert am Samstag mit Familie und Freunden das Fest der Goldenen Hochzeit.

Kennengelernt haben sich die beiden Silvester 1963/64 während einer Party eines Freundes in Oberursel. „Groß, blond, temperamentvoll, genau mein Typ“, erinnert er sich an den Augenblick zurück, als ihm die gebürtige Frankfurterin erstmals auffiel. Gefunkt habe es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, wähnten sich beide doch in mehr oder weniger festen Händen. Dennoch hinterließ auch der Ende März vor mittlerweile 80 Jahren als Hausgeburt in der Frankfurter Straße 16 das Licht der Welt erblickende „und mit dem halben Ort verwandte“ Urkronberger offenbar sofort nachhaltigen Eindruck. Sicherheitshalber wurden jedenfalls bereits am Neujahrsmorgen Telefonnummern ausgetauscht. Beim nächsten Wiedersehen während einer Fastnachts-Veranstaltung im Königsteiner Kurhaus wenige Wochen später sprang der berühmte Funke endgültig über. „Er knöpfte sein Jackett zu und forderte mich in der eigentlich eher lockeren Zeit der 1960er Jahre ganz der alten Schule entsprechend zum Tanz auf, das hat mir mächtig imponiert“, entsinnt sich Margrit Schulte, die damals noch Speth hieß.

Am 18. Oktober des gleichen Jahres stellte der auf Freiersfüßen Wandelnde seiner Angebeteten während eines gemeinsamen Abendessens im Schlosshotel die entscheidende Frage. „Der Ring war im Obstsalat eingearbeitet, das komplette Personal hat es mitbekommen und sich mit uns gefreut“, erzählt die 74jährige schmunzelnd. Kaum war der gemeinsame Lebensweg beschlossene Sache, begann der „Nestbau“ in direkter Nachbarschaft seines Elternhauses, jedoch so geschickt im großen Garten platziert, „dass jeder auch für sich sein konnte“. Offiziell den Bund für das Leben schlossen die beiden am 27. August 1965, am 18. September folgte die kirchliche Trauung. Der nächste Meilenstein ließ mit dem ersten Silvesterfest im frisch gebauten Eigenheim nicht lange auf sich warten. „Der Kamin brannte, aber drumherum war alles noch unmöbeliert“, so die Jubilarin. Nur wenige Monate später erfüllte das Babygebrabbel von Töchterchen Christine die Räumlichkeiten, 1969 sorgte mit Friedrich „Friedel“ N. erneuter Familienzuwachs für weitere Belebung und endgültig komplett war das Schulte-Quintett nach der Geburt von Joachim „Jockel“ im Jahr 1971.

Weit über die Grenzen der Burgstadt bekannt ist die Familie durch den Baufachhandel-Betrieb, der einstmals als kleine, von Fritz Schulte junior am 1. Dezember 1924 neueröffnete, Brennstoffhandlung ihre Anfänge nahm. Dessen Vater Friedrich Wilhelm Heinrich hatte Kronberger Geschichte geschrieben, weil er als Stadtverordnetenvorsteher 1915 die Amtsgeschäfte des im
Krieg gefallenen
Bürgermeisters
Karl Eugen Pietsch für sechs Jahre
übernahm. S
eine großen Verdienste
für die Stadt
in der schweren Kriegs- und Besatzungszeit
sollten
ihm später die Ehrenbürgerwürde
einbringen
. Mut, Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen
hatten offenbar auf

seinen Sohn Fritz Schulte abgefärbt, dem Vater des heutigen Seniorchefs, denn es gelang, die Firma allen Widrigkeiten der 1930er und 1940er Jahre zum Trotz durch den Zweiten Weltkrieg und die schwierige Folgezeit zu führen.
1957 trat Friedrich Paul Schulte im Alter von 22 Jahren ins Unternehmen ein. Unter seiner Regie vollzog sich endgültig der infolge der sich verändernden Infrastruktur allmählich notwendige Wandel vom Brennstoff- zum Baustoffhandel.
Gelernt hatte er noch Brennstoff-Kaufmann, „ein Berufsbild, das es mittlerweile nicht mehr gibt“. Auch nach seinem Rückzug in den Ruhestand im Jahr 2000 steht er seinem Sohn, dem aktuellen Firmeninhaber und Geschäftsführer Joachim Schulte, bis zum heutigen Tag mit Rat und Tat zur Seite.

Doch nicht nur in seinem Beruf setzte Schulte Akzente, vielmehr trieb es den Christdemokraten unter anderem durch die großväterliche Vorbelastung bedingt unter den Schwerpunkten „Grün, Umwelt, Altstadt“ 25 Jahre in die Politik, vier davon als Stadtverordnetenvorsteher. Außerdem behält er seit Jahrzehnten als Schatzmeister des Vereins für Geschichte die Kasse im aufmerksamen Blick. Seine Ehefrau steht ihm in punkto Fleiß und Einsatz keinesfalls nach. Die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin arbeitete, bevor sie im Traditionsunternehmen ihres Mannes einstieg, bei Lufthansa. Neben Job, Kindererziehung und Haushalt engagierte sie sich jahrelang in vielfältiger Weise für den Partnerschaftsverein Kronberg-Le Lavandou, übersetzte beispielsweise 30 Jahre lang die Reden der Bürgermeister, organisierte und begleitete Fahrten in die Partnerstadt, half bei Märkten und dem Partnerschaftsabend. Ferner war sie lange im Kirchenchor St. Johann aktiv, rief einen französischen Diskussionskreis ins Leben, vernachlässigte auch Italienischkurse nicht und saß außerdem als CDU-Mitglied 15 Jahre im Ortsbeirat Kronberg.

Auch in der kargen Freizeit verpönt das Ehepaar das Nichtstun, vielmehr steht für die beiden Alpinisten bei ihren meist in die Schweiz gehenden Reisen aktive Erholung in Form von Bergwandern und Skifahren auf dem Programm.

Und ihr Erfolgsgeheimnis einer so lange währenden Ehe, die funktioniert, obwohl die beiden Beteiligten auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten: sie spontan und temperamentvoll, er bremsend und nachdenklich? „Es ist uns trotz aller Höhen und Tiefen gelungen, immer einen Weg für einen Konsens zu finden“, so das Résümé des Jubelpaares, das stolz auf die komplette Familie und ganz besonders auf die „prächtigen drei Kinder und sechs Enkelkinder“ ist und außerdem dankbar für den großen Freundeskreis, „der uns in schwierigen Zeiten sehr geholfen hat.“ 2015 – für Schultes im Übrigen ein ganz besonderes Jahr. Nach dem im März gefeierten 80. Geburtstag von Friedrich Paul Schulte und den nun anstehenden Feierlichkeiten zur Goldenen Hochzeit steht am 2. Dezember noch der 75. Geburtstag der Jubilarin auf dem ereignisreichen Jahresprogramm.

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