Kommentar

Miriam Westenberger

Ein herber Schlag

Die Kulturbegeisterten unter den Kronbergern werden sich noch erinnern, welch massiver Gegenwind der ehemaligen Geschäftsführerin des Kulturkreises, Anne Nasse entgegen blies, als sie 1992 in Kronberg mit der Kulturarbeit begann. Allen (politischen) Widerständen (einer großen Partei) zum Trotz – baute sie den der Stadt angeschlossenen Verein, den Kronberger Kulturkreis, zu einem professionellen Veranstalter von Konzerten und Kleinkunst aus. Bald fand sie Unterstützung durch Dorothée Arden. Straßentheater, Kulturnacht zogen seitdem viele Besucher aus der gesamten Rhein-Main Region an. Die beiden bildeten ein kreatives, sich befruchtendes Duo – für Kronberg ein wunderbarer Gewinn. So schmerzte der Abschied 2009 von Anne Nasse, die sich in den Ruhestand verabschiedete zwar ihre Fans, doch keiner musste um das Kleinod Kultur in Kronberg fürchten, das sich längst zu einem stattlichen und gesunden Pflanze entwickelt hatte.

Dass Dorothée Arden, die sich für die Kultur ebenfalls über die Maßen engagierte und sie in Kronberg weiter ausbaute, jetzt weiterzieht, ist für Kronberg jedoch ein herber Schlag. Auch wenn sie nicht mit Groll im Bauch geht, obwohl es Ihr nicht zu verdenken wäre, sondern weil sie ein Angebot bekommen hat, das sie „nicht ausschlagen konnte“. Nach monatelang geführter politischer Debatte in der Koalition über die Zukunft ihrer Stelle, schließlich die kommunalpolitische Aufregung um das Modell, wie die Geschäftsstelle der Kulturchefin als Vollzeitstelle gesichert werden könne und nicht zu vergessen die massiven Kürzungen ihres ausgefeilten Veranstaltungskalenders, aufgrund leerer Haushaltskassen waren für sie nicht einfach.

Aber wo liegt das Problem? Der Lokale Agenda Prozess der Stadt hat es doch bereits vor einigen Jahren ans Tageslicht gebracht, dass Kultur die Corporate Identity der Stadt ist, ihr Steckenpferd, das Merkmal, mit dem sie sich von anderen Kommunen absetzen kann. Schwierig nur, wenn die Kronberger, und ihre gewählten Vertreter aus dem Stadtparlament das regelmäßig zu vergessen scheinen. Vor allem, wenn die Stadt Kronberg plötzlich keine schwarzen Zahlen mehr schreibt. Es soll nicht wenige geben, die das ganz pragmatisch sehen und die Kultur am besten komplett streichen würden. Als ginge es hier allein ums Geld, nicht um Inhalte. Schließlich gibt es ja 140 Vereine in Kronberg – sind die nicht Kultur genug? Das wird keiner in Frage stellen. Aber anscheinend hat immer noch niemand verstanden, dass Kronbergs Seele die Kultur ist und neben der Burg das größte Pfund, mit dem die Kronberger wuchern können: Der sogenannte weiche Standortfaktor, der Kronberg nicht nur Tagestouristen bringt, sondern regelmäßig viele Menschen, aber auch Firmen hierher zieht. Längst ist sie der Motor der Stadt, die mit ihr ein großes Stück lebendiger wird, sich nach innen und außen öffnet, neue Verbindungen eingeht.

Weil das aber wie gesagt einige nicht zu verstehen scheinen, ist das Weiterziehen von Dorothée Arden eine Gefahr für Kronberg. Es sei denn, Bürgermeister Klaus Temmen und die Stadtverordneten ziehen an einem Strang und signalisieren endlich klar und konsequent: Wir wollen keine Zäsur in der Kultur, sondern an unserem Aushängeschild festhalten und die Pflanze auch in finanziell schlechteren Zeiten hegen und pflegen! Denn einmal kaputt, lässt sie sich nicht in einem Jahr wiederbeleben, ihr Sterben würde der Stadt, deren Einzelhandel jetzt schon klagt, einen weiteren Schlag versetzen. Also, Ihr Herren und auch Damen Politiker, setzt Euch ein dafür, dass Kronbergs Kulturszene weiterlebt. Die Kulturschaffende Dorothée Arden hat signalisiert, dass sie gerne ihre Unterstützung anbietet. Denn nichts läge ihr ferner, als das das Kulturleben, das sie etabliert hat, mit ihrem Weggang ebenfalls von der Bildfläche verschwindet.



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