„Die Kunst zu schenken“ in der Galerie Kerstner

Felsengarnele von Wulf Winkelmann, 2009 Foto: priv at

Kronberg
(kb) – Gute Kunst muss nicht teuer sein. Um sie vom elitären Sockel herunterzuholen, sollte sie jedoch auch für kleineres Geld zu erwerben sein. In Anlehnung an die Fluxus-Bewegung, in den 1960er-Jahren mit ihrer Suche nach unkonventionellen künstlerischen Ausdrucksformen, die Aufhebung der Trennung von Kunst und Leben einfordernd, wartet die Galerie Kerstner in der Friedrich-Ebert-Straße 7 ab Freitag, 6. Dezember mit einem originellen Ausstellungskonzept auf: Gemeinsam mit dem Kölner Kurator Axel Schweppe zeigt Galerist Ralf Kerstner in seinen Räumen neben den Holzskulpturen von Zeljko Rusic und im Haus nebenan, in der Galerie Einbaum, über 100 Bilder, Skulpturen, Fotografien, Radierungen und Objekte, bei denen die Künstler den Preisrahmen von 800 Euro nicht überschreiten. Über 40 Künstler aus ganz Deutschland haben dafür spezielle Objekte, teilweise in limitierten Kleinserien gefertigt und damit für einfallsreiche Kunst zum Verschenken pünktlich zum Kronberger Weihnachtsmarkt gesorgt. Die Besucher dürfen auf vielfältige Arbeiten, vor allem aber auf originelle Ideen gespannt sein. „Bei uns Künstlern entstehen oftmals mitten im Arbeitsprozess interessante neue Ideen, die ebenso Aufmerksamkeit verdienen“, sagt Kurator Schweppe. Er selbst hat gerade den Wettbewerb für die Gießener Landesgartenschau gewonnen – für ein überlebensgroßes Klangkunstobjekt im Außenraum. Für die Ausstellung „Die Kunst zu schenken“ in Kronberg hat er kleine und größere Papier-Reliefs mitgebracht. Ursprünglich als Klangkunstobjekte konzipiert, hat er sie inzwischen zu eigenständigen filigranen Wandreliefs weiterentwickelt. Ein echter Hingucker sind auch die Grafiken und Holzskulpturen von Johannes Bierling aus Freiburg. Seine Skulpturen prägen bereits einige öffentliche Räume im In- und Ausland. Aber er kann auch kleiner: Dazu bringt er seine Holzkunst als Relief an die Wand oder setzt sie als kleine Skulptur auf einen Sockel. „Ich arbeite gerne seriell“, verrät er. Der Bildhauer gibt sich eine Zahl als Vorgabe (beispielsweise 9 Stück in 90 mal 90 Zentimetern), um anschließend innerhalb des festgelegten Maßes mit Form und Zeichen zu spielen. Ausgesprochen interessant ist dabei, wie er den Flächenraum der Skulptur in seinen Holzschnitten maßgetreu grafisch widerspiegelt. Auf diese Weise bilden die entstehenden Grafiken mit seinen Holzskulpturen eine Einheit, ohne für sich allein an Wirkung zu verlieren.

Bei über 40 Künstlern braucht es Zeit und Muße, um sich auf alle Künstler einzulassen, die durchweg mit ernster Kunst und nicht mit dekorativem Kunsthandwerk aufwarten. Ob Andreas Bausch, Christiane Erdmann, Wulf Winkelmann und viele andere, sie alle haben bereits einen Namen in der Kunstszene.

Alexandra Deutsch ist mit einer Serie kleinster Papierobjekte vertreten. Aus Papier und Farbe entstehen in ihren Händen kleine, schön anzuschauende, fremde Wesen, die in ihrer organischen Form an Unterwassertiere und -pflanzen erinnern. So verschieden die Herangehensweise der Künstler, so vielfältig sind die Ergebnisse, sodass jeder Besucher die Möglichkeit hat, in der Fülle der „Kunst zu schenken“ sein Lieblingsstück zu finden. „Die Besonderheit ist, dass wir uns von allen teilnehmenden Künstlern möglichst viele Arbeiten gewünscht haben, die weniger als 100 Euro kosten, um einer noch größeren Zahl von Galeriebesuchern den Erwerb eines hochwertigen Originals zu ermöglichen“, betont Kerstner.

Die Ausstellung ist zum Weihnachtsmarkt, am Samstag, 7. Dezember von 14 bis 20 Uhr und Sonntag, 8. Dezember von 11 bis 18 Uhr geöffnet sowie dienstags bis samstags von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 19 Uhr oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 0171-4709465.



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