Ruth und Dieter Perner feiern ihren Jubeltag für sich und für Spenden

Wenn ihre Enkelkinder Aenea (links) und Lucie (rechts) zu Besuch sind, scheint für Ruth und Dieter Perner die Sonne. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Das vergangene Maiwochenende war ein ganz besonderes für Ruth und Dieter Perner. Die beiden feierten im Kreis der katholischen Kirche St. Peter und Paul, mit ihren Kindern und Enkelkindern ein ganz besonderes Fest: Ihre Goldene Hochzeit. Freitag, den 15. Mai 1965, vor 50 Jahren genau, heirateten sie kirchlich in Frankfurt. „Ich war durch die Bundeswehr in Karlsruhe stationiert und habe meine Ruth dort beim Tanzen kennengelernt“, erzählt Dieter Perner freudestrahlend an ihrem Jubeltag. Sie sind richtig aufgeregt – fast wie damals – denn das große Familientreffen, das Dankamt in der Kirche und der anschließende kleine Empfang im Stadthaus Silberdisteln stehen zu diesem Zeitpunkt noch bevor. Damals, als sie sich kennenlernten, hat Dieter Perner seine zukünftige Frau „richtig bearbeitet“, wie sie verrät, damit sie aus Karlsruhe zu ihm nach Frankfurt zog. „Ich war in Karlsruhe eigentlich so tief verwurzelt, dass ich überhaupt nicht gerne weg wollte“, erinnert sie sich zurück. „Doch er hat nicht locker gelassen.“ Und so läuteten bereits nach sechs Monaten die Hochzeitsglocken. Längst haben sie gemerkt, dass ihre Hochzeit die richtige Entscheidung war, im Gespräch ist die liebevolle Verbundenheit zwischen ihnen sogleich zu spüren. „Ich weiß gar nicht, warum das so ist, aber ich für meinen Teil habe das Gefühl, je älter wir werden, desto enger sind wir zusammengeschweißt“, sagt sie und schenkt ihrem Mann ein strahlendes Lächeln.

Dieter Perners Kinder- und Jugendzeit ist geprägt vom Krieg und DDR-Regime. Als sein Vater als einer der letzten erst kurz vor seinem Tod aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, war Dieter Perner, als 16-Jähriger, mit seiner Mutter bereits aus der DDR geflüchtet und in Frankfurt gelandet. Alle Familien, deren Väter in Gefangenschaft waren, seien damals schikaniert worden, erzählt Dieter Perner. „Ihn hat seine Kindheit mit der Mutter allein sehr geprägt“, ergänzt sie. In ihr, da sind sich beide einig, hat er, zumindest was das Äußere betraf, zunächst auch etwas von seiner Mutter gesehen. „Dieter ist der zuverlässligste Mensch, den ich kenne und hat sich immer sehr um seine Familie und seine Kinder gekümmert“, freut sich Ruth Perner. „Ihm war die Familie, die er so nicht hatte, sehr sehr wichtig.“ Auch Tochter Elke hat eine sehr innige Verbindung zu ihrem Vater. „Selbst in ihren Jugendjahren konnte sie mit ihm gut reden, mehr als mit mir“, sagt Ruth. Natürlich gab es auch bei den Perners zuhause durchaus mal Streit. „Vor allem in Sachen Erziehung waren wir uns schon manchmal uneinig“, erinnert sie sich. „Jungs sind ja manchmal etwas faul und damit konnte mein tüchtiger Dieter wenig anfangen. Mein Mann hat gemeint, ich müsste strenger mit unserem Sohn Thomas sein.“ Längst sind diese Diskussionen vergessen, nachdem ihre Kinder beide längst flügge geworden sind und auch Thomas beruflich gut Fuß fassen konnte.

„Meine Frau kann gar nicht streiten“, sagt Dieter Perner lachend, „ich schon, aber sie möchte keinen Streit“. Wenn es dann doch mal Krach gibt im Hause Perner, geht man sich eben einen Tag mal aus dem Weg. „Meistens sind es aber solche Kleinigkeiten, dass wir uns spätestens am zweiten Tag wieder verzeihen.“

Die Anfangsjahre mit den kleinen Kindern damals in der Limesstadt haben Ruth, die für die Familie ihren Job als Verwaltungsangestellte aufgab, nicht sonderlich gut gefallen. „Es gab dort anfangs nicht einmal einen Bäcker, geschweige denn einen Kindergarten“, erzählt sie. Das Positive dort sei allerdings gewesen, dass alle Frauen dieselben Probleme hatten, was sie schnell zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen ließ, in der man sich gegenseitig half. Während ihr Mann viele Jahre lang als gelernter Kaufmann bei der Deutschen Leasing arbeitete, hat sie, als es ihr an der musikalischen Erziehung ihrer Tochter mangelte, kurzerhand ehrenamtlich in Schwalbach eine Musikschule aufgebaut. „Mir war es sehr wichtig, dass die Kinder ein Musikinstrument spielen konnten.“

Bei ihrem Ansinnen hatte Ruth sofort die Unterstützung ihres Mannes, der im Vorstand den Posten des Schatzmeisters innehatte. „Die Jugendmusikschule gibt es bis heute und sie ist ein echter Segen für die Familien dort gewesen, bis zu 400 Kinder hatten wir dort in den verschiedensten Kursen.“ „Als mein Mann schließlich den Job wechselte und eine Abfindung erhielt, hat er mich gefragt, was ich denn gerne hätte.“ Sie wusste es sofort: Ein Klavier sollte es sein. Tochter Elke spielt bis heute Klavier, hat Musik und Rhythmik sogar studiert.

Ihre zweite Heimat sollten die Perners noch etwas später finden, als ihre Kinder bereits erwachsen waren: und zwar in Kronberg. Geradelt waren sie dorthin immer wieder gerne aus Schwalbach in den Taunus. Dieter Perner kann sich noch gut daran erinnern, wie seine Frau einmal direkt in den Feuchtwiesen, hinter dem heutigen Accenture-Gebäude, das es damals auch noch nicht gab, anhielt und meinte. „Hier würde ich gerne wohnen.“ Beide ahnten nicht, dass das Wirklichkeit werden sollte: Ruth Perner hatte 1988 nach einer neuen beruflichen Herausforderung gesucht: Sie wurde die erste „Vermieterin“ von Wohnungen in der Seniorenwohnanlage Rosenhof. Ein Job, der ihr richtig Freude machte. Als sie schließlich in der Zeitung las, dass es Wohnungen genau dort, wo sie einmal mit ihrem Fahrrad standen, in der Immanuel-Kant-Straße zu kaufen gab, mussten sie nicht lange überlegen. Lange hatte sie schon nach einem Wohneigentum gesucht, aber nicht damit gerechnet, gerade in Kronberg fündig zu werden. „An der Wohnung hatte es uns vor allem der große, schöne Garten angetan“, verraten sie, den sie Stück für Stück selbst angelegt haben. „Hier haben sich unsere beiden Enkeltöchter Lucie und Aenea, als sie klein waren, auch am liebsten aufgehalten.“ Sie sind stolz darauf, dass die Beziehung zu ihnen eng und herzlich ist. Sie kommen auch jetzt, wo sie selbst bereits schon „flügge“ werden und mit ihren Eltern weit weg in Kiel wohnen, regelmäßig und gern zu Besuch. Die künstlerische kreative Linie zieht sich durch alle drei Generationen. Ruth Perner gestaltet als Autodidaktin seit vielen Jahren Radierungen und Holzschnitte, ihre Tochter Elke bietet heute Zirkusworkshops an, Lucie liebt es zu singen und Aenea zeichnet und malt leidenschaftlich gern. „Außerdem unterstützen die beiden ihre Mutter auch bei den Zirkusworkshops“, verrät Ruth Perner. „Während viele Kinder heute schon Schwierigkeiten haben, einen Purzelbaum zu machen, können meine Enkelkinder Einradfahren, Stelzen laufen und jonglieren.“

Ihr Rezept für die Liebe? „Sich großzügig gegenüber zu begegnen“, findet Dieter Perner wichtig. Sich gegenseitig zu unterstützen. So findet er es toll, was seine Frau schon alles für Bilder geschaffen hat. Er ist ihr stolzer Begleiter, wenn sie bei der jährlichen Weihnachtsausstellung ihre Arbeiten zeigt, wie beispielsweise eine künstlerische Umsetzung der Entwicklung des Accenture-Baus, der angrenzend zu ihrer Wohnung entstand. Aber auch Ruth hat die Interessen ihres Mannes immer unterstützt. „Als er nach seiner Pension den Jagdschein machen wollte, habe ich ihn darin bestärkt“, erzählt sie. Schließlich gibt es auch für diese Naturverbundenheit Wurzeln. Vater und Opa waren schon leidenschaftliche Jäger gewesen. Und mit dem ehemaligen Jagdpächter in Kronberg, Norbert Auth, hatte Perner einen Lehrer gefunden, den er sehr schätzt. So hängen im bilderreichen Treppenhaus bei den beiden auch Holzschnitte von einem Hochsitz und einem Fuchs in der Dunkelheit, die Ruth Perner eigens für ihren Mann gefertigt hat.

Für den Empfang im Stadthaus Silberdisteln hat sie als Überraschung für die katholische Frauengemeinschaft, Ortsgruppe Kronberg-Schönberg, in der sie sich ebenfalls aufgehoben fühlt, einen Holzschnitt entworfen, der alle katholischen und evangelischen Kirchen in Kronberg und seinen zwei Stadtteilen zeigt. „Als ich damals meinen Mann kennenlernte, bin ich zum katholischen Glauben konvertiert“, berichtet sie. „Dieters Mutter hätte damals Schwierigkeiten gehabt, hätte er eine Protestantin zum Altar geführt. Ich glaube, das war eine gute Entscheidung, denn so haben wir auch in unserem Glauben ein gemeinsames Haus“, sagt sie strahlend und blickt ihm in die Augen.

„Wir haben alles was wir zu unserem Glück brauchen“, so das Jubelpaar, das sich statt Geschenken zu ihrem Jubeltag eine Spende für die Kronberger Flüchtlingshilfe wünschte.

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