Stadt wägt ab, weitere Einbahnstraßen für Radler zu öffnen

Kronberg (mw) – Gemeinsam mit dem Allgemeinen Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Kronberg hat sich die Stadt Kronberg vor Ort von über die Straßensituation informiert, um gegebenenfalls weitere Einbahnstraßen für Fahrradfahrer gegen die Einbahnrichtung frei zu machen. Vor Ort begutachtet wurden die Eichenstraße und die Tanzhausstraße im Stadtteil Kronberg und in Oberhöchstadt der Ortskern. Neben der Hochtaunuspolizei hatte sich die Stadt Kronberg vom Straßenverkehrsdezernat in Frankfurt beraten lassen. „In Frankfurt hat man bereits gute Erfahrungen mit dem Öffnen von Einbahnstraßen gemacht“, erklärte Bürgermeister Klaus Temmen nach dem Ortstermin zu diesem Thema im Rahmen der turnusgemäßen Pressekonferenz. „Wir stehen dieser Idee grundsätzlich positiv gegenüber“, betonte er. Gerade wenn es sonst keine sinnvolle Alternative für Radfahrer gebe, sei darüber nachzudenken, weitere Straßen zu öffnen, um den Rad fahrern kürzere Wege anzubieten und Radfahren damit attraktiver zu machen. Trotzdem dürfe nicht vergessen werden, so Temmen und der erste Stadtrat Jürgen Odszuck unisono, dass gerade Kronberg aufgrund seiner Topografie auf manchen Gefällstrecken mehr Gefahren berge als eine Einbahnstraße in Frankfurt. Auch seien die Autofahrer in Frankfurt durch die größere Anzahl der Radler eher auf Radfahrgegenverkehr eingestellt. Tatsächlich sei es dort schon die Regel, dass die Einbahnstraßen großflächig für die Radfahrer in beide Richtung geöffnet würden. „Trotzdem müssen wir hier den Einzelfall auf Gefahrenquellen prüfen und abwägen“, so Odszuck. Genau das habe man im Rahmen des Ortstermins getan und wolle nun in Ruhe abwägen.

Die stellvertretende ADFC-Vorsitzende Jutta Kabbe weist in diesem Zusammenhang auf die großen Vorteile für die Radfahrer hin – und das bei geringen Kosten für die Stadt, da die Zusatzzeichen „Radfahrer frei” in Einbahnstraßen „nicht viel kosten“. Bewirken würden sie aber viel, betonte Kabbe: „Vor allem Schüler, Kunden des Einzelhandels in Oberhöchstadt und Nachbarn könnten ohne lästige Umwege vorschriftsmäßig ihre Ziele erreichen.“ Die Kronberger Radlerlobby mit ihr auch ihr ADFC-Vorsitzender Dr. Klaus-Dieter Lunau hofft sehr, dass die ehrenamtliche Unterstützung des Fahrrad-Clubs bei der Gestaltung der Radverkehrsplanung „nun bald Früchte trägt.“

Bereits 2012 waren die Ergebnisse einer Verkehrsschau mit Bürgermeister Temmen und dem ADFC-Kronberg 2013 in einem Radverkehrskonzept umgesetzt worden. „Der ADFC-Kronberg half hier mit seinem Fachwissen und Ortskenntnis ehrenamtlich“, erläutert Kabbe. In Kronberg sei der politische Wille zu einer fahrradfreundlichen Stadt seit 1994 bereits mehrmals durch Anträge der lokalen Fraktionen bestätigt worden. Zuletzt war der Magistrat Ende 2012 beauftragt worden, eine „Verbesserung des Radwegesystems in Kronberg zu planen und umzusetzen”. Leider seien die Beschlüsse des Parlamentes vom Rathaus „nie so vollständig und schnell umgesetzt, wie die Radfahrer es sich wünschten, obwohl in der Vergangenheit mehrfach Mittel aus dem Haushalt dafür bereit standen“, so der ADFC. Doch im Mai 1998 wurde Oberhöchstadt teilweise fahrradfreundlicher. Altkönig- und Oberurseler-Straße wurden gegenläufig befahrbar. „Ohne absteigen und schieben lässt sich der Ortskern nun per Rad erreichen, umwegfrei und ganz legal – auch wenn aus einigen Richtungen immer noch die kleinen Zusatzzeichen fehlen“. Auch in Kronberg und Schönberg wurde damals die neue Straßenverkehrsordnung an einigen Punkten angewendet: „Der Mainblick und die Danziger Straße beispielsweise wurden für Radler geöffnet – 2007 endlich auch die Westerbachstraße und die Friedrich-Ebert-Straße“, blickt Kabbe zurück. „Die Bedenken der Ordnungsbehörde, dass sich durch probeweise Anbringung der kleinen Zusatzschilder Unfälle häufen würden, bestätigten sich glücklicherweise nicht“, sagt sie. „Es gilt für alle Verkehrsteilnehmer die Straßenverkehrsordnung. Rechts vor links, äußerst rechts fahren, ausweichen und anhalten, wenn Begegnungen anders nicht möglich sind. Rücksichtsvolles und partnerschaftliches Verhalten, ob mit dem Auto, zu Fuß oder per Rad führt sicher zum Ziel.“

Für den Fall, dass weitere Straßen für den Radverkehr geöffnet werden, kündigt Bürgermeister Klaus Temmen an, werde das auf jeden Fall in einem Pilotbetrieb getestet werden.



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