Stadtverordnete machen Weg für B-Plan Bahnhofsquartier frei

Kronberg (mw) – Eine wichtige Entscheidung vor der Sommerpause des Stadtparlaments gab es für die Stadtverordneten zu treffen: Die Entscheidung über die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans für das „Bahnhofsquartier Baufeld II“ in Verbindung mit einem Vorhaben- und Erschließungsplan und städtebaulichen Vertrag.

Zunächst jedoch gab es neben etlichen Mitteilungen aus dem Magistrat (siehe weitere Meldungen) eine Flasche „Roter Regent“ für den parteilosen ÖPNV-Dezernenten Prof. Jörg Mehlhorn. Nach 25 Jahren ehrenamtlicher Arbeit des den Grünen zugewandten Professors für die Stadt Kronberg, immer im Einsatz für den öffentlichen Personennahverkehr, ließ es sich Bürgermeister Klaus Temmen nicht nehmen, Jörg Mehlhorn mit diesem kleinen Geschenk – der Wein stammt aus Kronbergs kleinen Weinberg im Rathausgarten und wird nur zu besonderen Anlässen verschenkt – für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement zu danken. Das Ergebnis der sich anschließenden Debatte über den Aufstellungsbeschluss für den B-Plan am Bahnhof, mit dem nach dem Architekturwettbewerb für Kammermusiksaal und Hotel der Grundstein für die weitere Umsetzung des Projekts sowie der Überarbeitung des Siegerentwurfs von Staab Architekten aus Berlin gelegt wurde, war eine breite Zustimmung über den Aufstellungs-Beschluss.

Einzig und allein die KfB verweigerte ihre Zustimmung, wie sich bereits in der Debatte des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) angekündigt hatte und es gab eine Enthaltung bei der UBG. Bei diesem Aufstellungsbeschluss handelt es sich um den Einstieg in ein folgenschweres Großprojekt“, warnte die KfB-Fraktionsvorsitzende Dr. Heide-Margaret Esen-Baur. Es sei „unverantwortlich“, eine Zustimmung zu einer Vorlage zu verlangen, die fünf erhebliche Risiken – städtebaulich, verkehrstechnisch, architektonisch, ökonomisch und klimatisch berge und die wichtigsten Fragen unbeantwortet lasse.

Der Entwurf im städtebaulich „höchst sensiblen Gebiet“ sei zunächst in einer Bürgerversammlung zu diskutieren. Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann hat diese bereits für nach den Sommerferien angekündigt, damit allerdings nach Aufstellungsbeschluss. Nach wie vor macht der KfB die „Baumasse“ architektonisch am meisten Kopfweh, hinzu kommt, dass sie die Wirtschaftlichkeit des Kammermusiksaals in Frage stellt. „Er sollte uns nicht als privates Projekt vorgelegt werden“, gibt Esen-Baur zu bedenken. „Denn, sollten die Geldgeber in Insolvenz gehen, verbliebe an exponierter Stelle ein überdimensionierter leerer Bau. Es müsse eine Machbarkeitsstudie vorgelegt werden, aus der hervorgehe, dass der Bau auch auf Dauer betrieben werden könne.Außerdem fehlt der KfB die verkehrstechnischen Fakten für das gesamte Bahnhofsareal und klimatisch sieht sie mit „fortschreitender heftiger Bebauung“ die Kalt- und Frischluftschneise über den Stadtpark hinweg beeinträchtigt.

Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Haas warf der KfB vor, „städtischen Stillstand“ zu provozieren. „Zu unterstellen, wir alle hier würden unverantwortlich handeln, obwohl „sie in der Minderheit sind, nicht wir“, empfand er in der Argumentation „hart an der politischen Schmerzgrenze“. Inhaltlich folgte die SPD ihrem Koalitionspartner, der CDU. CDU-Stadtverordnete Claudia Gruchow wiederholte die positiven Argumente für den Entwurf von Staab Architekten, deren Entwurf angemessen für den Ort und die Topografie sei. Nun gelte es, zielführend an der Überarbeitung des Entwurfs weiterzuarbeiten und den städtebaulichen Vertrag auszuarbeiten. Auch die Zeitfenster seien festzulegen. Mit dem Aufstellungsbeschluss gebe die Stadt ein wichtiges Signal. Keineswegs dürfe jedoch damit das Projekt aus den Händen gegeben werden. „Wir müssen Herr des Verfahrens bleiben“, warnte sie. Die weiterführenden Planungen seien regelmäßig dem ASU zur Kenntnis vorzulegen, die Ergebnisse aus den verkehrstechnischen Untersuchungen müssten in die weiteren Planungen einfließen und Haupt- und Finanzausschuss (HFA) müsse Einblick in den Betriebskostenplan der Kronberg Adademy gewährt werden. CDU-Mitglied und ASU-Vorsitzender Max-Werner Kahl forderte einen funktionierenden Informationsaustausch verbunden mit guter Teamarbeit als wichtigste Punkte für die weitere und zeitlich ehrgeizige Planung des Großprojekts. Udo Keil von den Grünen machte unmissverständlich klar, „der Aufstellungsbeschluss ist nichts Entgültiges für uns“. „Es gibt Chancen und es gibt Risiken bei diesem Projekt“, sagte er. Der Kammermusiksaal als architektonisches Element und auch die topografische Eingliederung mit dem Studienzentrum der Kronberg Academy sei gelungen, dafür die Baumasse vom Hotel „zu massiv“. „Sie muss kleiner werden“, forderte er für die Grünen. Auch die Platzgestaltung zwischen Bahhofsgebäude und Hotel sehen die Grünen als nicht gelungen, sie können sich eine Platzbelebung nicht vorstellen nach den Plänen, bei denen auch der Verkehr über den Platz geleitet werde. „Das Projekt ist too big zu fail“, warnte er und forderte größtmögliche Transparenz bei den nächsten Schritten, auch beim Zeitplan. Es müssten mehr Infos hinsichtlich des Hotelbeteibers folgen, hinsichtlich eines Nutzungskonzepts des Kammermusiksaals und es sei eine Risikobewertung bezüglich des Kammermusiksaals von einem unabhängigen Dritten wünschenswert. Auch machte er deutlich, dass es für die Grünen ohne ein „plausibles Verkehrsgutachten, gerade auch für die Schönberger“ keine letztendliche Zustimmung für das Projekt geben wird. „Wir werden das weitere Verfahren konstruktiv und kritisch begleiten“, so Keil, der in diesem Zusammenhang auch nach der Zukunft des Mammutbaums in der Parkanlage gegenüber dem Schillerweiher fragte. Der, so wurde nach Wettbewerbsergebnissen bereits bestätigt, werde die Baumaßnahmen in nächster Nähe vermutlich nicht überleben.

„Der Aufstellungsbeschluss ist ein allererster wichtiger Schritt, damit wir überhaupt diskutieren können“, hielt die UBG mit Fraktionschef Oliver Schneider gegen die Komplett-Ablehnung der KfB, dem Aufstellungsbeschluss zuzustimmen. „Sie sind gegen das Projekt, egal was dort passiert“, in Richtung KfB gewandt. Und Dietrich Kube (FDP) erklärte, ebenfalls in Richtung der beiden KfD-Stadtverordneten, Esen-Baur und Gabriele Hildmann: „ Es ist eine Chance, eine glückliche Fügung, was uns am Bahnhof nun endlich vorliegt.“ Deshalb sehe sich die FDP hier als „konstruktive Unterstützer.“ Auch er wies darauf hin, dass erst mit dem Aufstellungsbeschluss grünes Licht gegeben werde, Dinge, die zu tun seien, anzugehen oder Änderungen vorzunehmen. „Natürlich muss die Kontrolle bei diesem Projekt gewährleistet sein.“ Es gelte nun, in sechs bis acht Monaten alle wichtigen Punkte, die angeführt worden seien, „konzentriert und auf den Punkt genau“ abzuarbeiten.



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