„Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet!“

So schön kann Freude sein. Foto: privat

Oberhöchstadt.– Den schönsten Augenblick in diesem Jahr? Ich brauche nicht lange zu überlegen. Es gab viele schöne Augenblicke und ich bin sehr dankbar dafür. Einer davon, der erst kürzlich mein Herz richtig warm werden ließ, war am 14. November, dem Tag meiner Lesung in St. Vitus. Wie immer habe ich dieses Ereignis gut vorbereitet, mit lieben Freunden den Saal geschmückt und natürlich war ich auch, wie immer voller Lampenfieber. Ich wurde erst ruhig, als der Saal sich gefüllt hatte, ich froh in die erwartungsvollen Gesichter sah und am Tisch Platz nahm, um zu lesen.

Da öffnete sich noch einmal die Tür im abgedunkelten Raum und herein schlichen vier Personen, die noch in der hintersten Reihe einen Platz fanden. Natürlich erkannte ich sie sofort. Es war die Familie meines ältesten Sohnes, die aus Bischofsheim angereist war. Als ich die Enkel sah, hüpfte mein Herz, ja es schlug mir bis zum Halse und das war nicht das Lampenfieber. Es war die große Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte.

Es machte mich sehr glücklich, denn es zeigte mir in diesem Moment, dass auch Sohn, Schwiegertochter und Enkel Interesse für mein Schreiben zeigen und Anteil nehmen, indem sie mir die Ehre erweisen, meiner Lesung, trotz längerer Anfahrt beizuwohnen.

Obgleich die Gedichte vielleicht nicht unbedingt von den Kindern verstanden wurden, hatte ich interessanterweise gerade für diese Lesung ein Kindergedicht von Reiner Kunze in einer eigenen Version geschrieben und vorgetragen. Auch die drei Kurzgeschichten und der Rap fanden nicht nur bei den Erwachsenen Gefallen.

Als am Ende der Lesung die Enkel Rosalie und Michi auf Paul Pfeffer und mich zukamen und je eine weiße und eine rote Rose überreichten, war ich sehr gerührt und den Tränen nahe. Mit dem Applaus der Zuhörer endete für mich ein toller Abend mit einem der schönsten Augenblicke in diesem Jahr.

Es sind die kleinen Momente, die das Leben lebenswert machen.

Du kannst sie nicht festhalten, aber sie geben dem Dasein ein Quäntchen Glück.

Gerti Kurth

Schreibstube Kronberg



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