DGGL-Kulturpreis postum an Landgraf Moritz von Hessen verliehen

V.l.n.r.: Landgraf Donatus von Hessen, Karin Glockmann, Bundesgeschäftsführerin der DGGL, Klaus-Henning von Krosigk, Präsident der DGGL und Petra Hirsch Vorsitzende der DGGL in Hessen Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur (DGGL) verlieh im Schlosshotel postum das Goldene Lindenblatt, an den vormaligen Chef des Hauses Hessen, Landgraf Moritz von Hessen. „Nach seiner Familie trifft es uns auch sehr, dass wir ihm diese Auszeichnung nicht mehr persönlich übergeben können“, erklärte die erste Vorsitzende der Landesvereinigung Hessen der DGGL, Petra Hirsch. „Landgraf Moritz von Hessen hat von diesem Tag gewusst und sich sehr darauf gefreut.“ Der älteste Sohn, Landgraf Donatus von Hessen, nahm die Ehrung im Schlosshotel, dem früheren Schloss Friedrichshof, das sich heute im Besitz der Hessischen Hausstiftung befindet, für seinen verstorbenen Vater entgegen.

Der Kulturpreis, der Bundespreis der 125 Jahre alten Gesellschaft, geht seit 2001 jährlich an Persönlichkeiten, die sich in besonderer Weise um die Gartenkunst und Landschaftskultur in Deutschland verdient gemacht haben.

Die Ehrung der DGGL erhielt Landgraf Moritz von Hessen für sein lebenslanges Engagement für die überaus qualitätsvollen Gärten und Parkanlagen der fürstlichen Familie sowie das Vermitteln und Weitergeben historischer Denkmalwerte. In vielerlei Hinsicht war er Vorreiter für eine Wertschätzung des historischen Erbes und das stetige Bemühen um den Erhalt der jahrhundertealten Gartenkultur in den Anlagen des Hauses Hessen und der Hessischen Hausstiftung. „Ihm ist es zu verdanken, dass die Schlösser und Gärten in ihrem historischen Bestand gesichert, sachgerecht gepflegt und weiterentwickelt worden sind, eine behutsame Öffnung erfolgte und in der Öffentlichkeit eine Bewusstmachung der Bedeutung der Gartenkunst einsetzte“, so die erste Vorsitzende der Landesvereinigung, Petra Hirsch.

Die Feierstunde wurde zu einer rundum gelungenen Erinnerungsstunde an den Landgrafen, der als umtriebiger Gartenfreund und ausgesprochen bewanderter Botaniker bekannt war. Barbara Tietze-Siehl, gelang in ihrer Laudatio, ein leidenschaftliches Porträt des Menschen und Gartenliebhabers Moritz von Hessen zu zeichnen. Sie hatte ihn selbst in ihrer Sendung „Hessens schönste Gärten“ in seinem Zuhause – Schloss Wolfsgarten – interviewt und wob an diesem feierlichen Abend im Schlosshotel Erinnerungen an diese Begegnungen mit Ausschnitten aus dem Film zu einem ganz persönlichen Gesamtbild. Aus seiner privilegierten Situation heraus, von Kindesbeinen an von schönen Gärten umgeben zu sein, habe er eine Liebe für die Gartenkunst entwickelt. Aber er habe auch früh erkannt, dass Gartenkunst harte Arbeit bedeutet. Und als aktiver Gartenfreund, schnitt und pflanzte er auch selbst. „Landgraf Moritz von Hessen hat mich immer wieder mit seinem Sachverstand und seinem originellen Querdenken verblüfft“, erzählte Tietze-Siehl. Das Sonderthema „Der Mann im Garten“, des fürstlichen Gartenfestes in Schloss Wolfsgarten, das gerade stattgefunden hat, sei ebenfalls seine Idee gewesen. In seinem Chefgärtner auf Schloss Wolfsgarten habe er einen „kongenialen Verbündeten“ gefunden. Auf die Frage der Moderatorin nach der 25-jährigen Zusammenarbeit mit diesem „da muss man doch auf einer Wellenlinie liegen“, antwortete der Landgraf im Filmausschnitt trocken, „ja, das tut er jetzt nach all den Jahren“. Dies ist nicht die einzige Antwort in dem Filmbeitrag, der für eine heitere lockere Atmosphäre an diesem feierlichen Abend beitrug, an dem die DGGL Landgraf Moritz von Hessen mit dem „Goldenen Lindenblatt“ ein Denkmal setzt. Moritz von Hessen war nicht nur diszipliniert und tatkräftig, er hatte auch seinen ganz eigenen Charme, ohne viele Worte zu verlieren. „Und er wusste, dass „gärtnerische Kostbartkeiten auch Herzenswärmer für die Menschen sind“, betonte Tietze-Siehl. Ein Grund für ihn, der auch Schirmherr der „Offenen Gartenpforte Hessen“ war, seit zehn Jahren auch seinen Privatwohnsitz zwei Mal im Jahr über das „fürstliche Gartenfest“ für alle Menschen zugänglich zu machen. „Ein schöner Zufall“, wie die Moderatorin anmerkte, ist, dass der Landgraf in Schloss Wolfsgarten – damit endet der Filmbeitrag – eine alte Lindenallee durch Neuanpflanzung wieder hat aufleben lassen, die früher von diesem Jagdschloss bei Langen, bis nach Frankfurt führte. „Lieber Landgraf Moritz, ich hoffe, dass sie dort, wo Sie jetzt sind, einen Garten Eden vorgefunden haben, und wenn nicht, dann zeigen Sie denen mal, wie‘s geht!“ Mit diesen sehr persönlichen Worten schloss Tietze-Siehl ihre Laudatio. Heinrich Donatus Prinz und nun Chef des Hauses Hessen dankte nach der Laudatio für die „sehr schönen Worte, die Sie für meinen Vater gefunden haben“. Den zarten Wink des DGGL-Präsidenten Dr. Klaus-Henning von Krosigk an ihn, „wo schaffen sie ihre Arkadien“, begegnete er prompt mit den Worten: „Es ist von meinem Vater schon so viel geschaffen worden, dass schon viel geschafft ist, wenn ich das erhalten kann!“ Mit seiner Frau Floria (geborene Faber-Castell), die bereits die Schirmherrschaft für die Gartenfeste übernommen hat, habe man eine engagierte Nachfolgerin gefunden, der das Kreative und Gestaltende liege, fügte er hinzu. Natürlich sei es schwer, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, vor allem was die Botanik-Kenntnisse betreffe. „Aber mein Vater hat schließlich auch mal beginnen müssen, sich das alles anzueignnen“, meinte er. Zum Abschluss des offiziellen Teils durften sich die Gäste des DGGL über den Cellisten Istvan Varday freuen, der, gerade Gast zum 20. Geburtstag bei der Kronberg Academy, die Gäste mit dem III. Satz aus der Solosuite G. Cassaldos, gewidmet Pablo Casals, Musikgenuss auf höchstem Niveau bot. Denn der verstorbene Garten- und Kunstliebhaber war, was nicht alle Gäste wussten, auch Gründungsmitglied der Kronberg Academy. Im Anschluss an die feierliche Übergabe des „Goldenen Lindenblatts“ an den Sohn, blieb bei einem „flying buffet“. Zeit zum Austausch für die Teilnehmer des Symposiums, „Die Gärten der Landgrafen von Hessen“, organisiert vom DGGL-Landesverband Hessen. Bereits zuvor hatten diese, die aus ganz Deutschland angereist waren, eine kleine Auswahl der herausragenden Parkanlagen, sowohl in Hessen als auch in Schleswig-Holstein vermittelt bekommen. Im Rahmen einer sogenannten Gartenreise am Folgetag wurde der Wohnsitz des Landgrafen Moritz und insbesondere die weitläufige Gartenanlage des ehemaligen Jagdschlosses Wolfsgarten, nördlich von Darmstadt, auch noch besichtigt. Eindrucksvoll konnte das Wirken der Familie und die Bewahrung der Schätze des historisch wertvollen Gesamtensembles von den Fachleuten der DGGL in Augenschein genommen werden.



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