Der „Knodderberg“ bebte – Politschelte nach allen Seiten, Aktive ließen kein gutes Haar an der Volksvertretung

Die „Schernbornschwalben“ sind Garanten für gute Stimmung. Erst recht, als sie das „Oberhöchstadt-Lied“ anstimmten. Fotos: Muth-Ziebe

Kronberg (hmz) – Das wusste schon Karl Valentin: „Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.“ In diesem Sinne sollte auch die dritte Auflage des „Knodderbergs“ mit Maibockanstich ein politisches, literarisches und humoristisches Spektakel werden. Politikerinnen und Politiker gehen gerne schon mal in Deckung, wenn Kabarettisten und Satiriker sie aufs Korn nehmen – mal verärgert, mal doch irgendwie über sich selbst lachend. Für Kronbergs Kommunalpolitikerinnen und -politiker gab es diesmal nichts zu lachen, ebenso wenig für die der Nachbarstädte und deren „Oberhäupter“.

Die Aktiven spiegelten in ihren Beiträgen je nach ihrer Couleur die Quintessenz der derzeitigen Verfassung der Parteienlandschaft bis hinunter auf die kommunale Ebene wider und hielten dabei mit Häme, Spott und deftiger Kritik nicht hinter dem Berg. Ihr Fazit: Rechthaberei statt Streitkultur und anstelle zielgerichteter Debatten heftige Erregung. Folgerichtig daher der Hinweis von Uwe Paul: „Kompromisse sind keine Niederlagen.“ Die klare Botschaft: „Miteinander reden zu müssen.“ Da stellte sich wohl so mancher im Publikum die Frage: Wer will sich da noch politisch engagieren, wenn dies mit Beschimpfungen über- und untereinander oder Schlimmerem einhergeht? Anne Hecking, Hans Georg Kaufmann, Michael Arndt, Thomas Poppitz, Wolfgang Lang, Volker Göbel und Uwe Paul versuchten Antworten auf die Fragen der vielen politischen Plagen zu finden. Was sollten sie auch anderes machen, wenn die Polit-Riege regelmäßig so schöne Steilvorlagen vorgibt und diese freiwillig zusätzlich zum Alltagswahnsinn liefert? Knappe fünf Stunden lang derbe Schelte, musikalisch unterbrochen von der Kirdorfer Kolpingcapella, den „Drei lustigen Vier“, sonst zu acht, den „Scherzbuben“ und den „Schernbornschwalben“. Der Fassanstich durch Bürgermeister König klappte vorbildlich.

Für den guten Zweck

Braumeister Stefan Schmidt hat anlässlich des „Knodderbergs“ wieder einen „Maibock“ gebraut, der in Fässern auf kürzestem Weg ins Haus Altkönig gerollt wurde und vermutlich einen noch kürzeren in viele durstige Kehlen fand. Für so manchen an diesem Abend ein echter Stimmungsaufheller. Und noch eine gute Nachricht: Weil es sich um eine Veranstaltung für einen guten Zweck handelte, machte beim „Knodderbergs“ ein Klingelbeutel die Runde. Mark Buchmann in Vertretung für die Taunus Sparkasse überreichte der Leiterin der Tafeln des Hochtaunuskreises, Stefanie Limberg, schon einmal einen Scheck über 1.000 Euro.

Retourkutschen

„Wenn ein Tiefschwarzer (Thomas Poppitz) und ein Tiefroter (Hans Georg Kaufmann) sich zwar kabbeln, aber sonst gut verstehen und gemeinsam auf der Bühne stehen, sollte das zeigen, wie es geht“, so Kaufmann. Er trat in seiner Paraderolle als Teufel auf. Und seine Ansagen an die „Menschenbrut“ waren deutlich, laufe es doch schon seit vielen Jahren nach seinem teuflischen Plan. Während er feststellte, dass „Friedrich der Große Merz, ein Mann von gestern mit seinem Getöse“ alles tun würde, um Kanzler zu werden, auch wenn er die Probleme im Deutschland von morgen nicht lösen könne, war klar, „dass ein Merz noch keinen Sommer macht“. Die letzte „Schlacht vom Lafontaine“, der Zerfall der Linken mit „Oskar, Sarahs Wagenknecht“, besiegele den Untergang der Sozialdemokratie. Die Retourkutsche folgte prompt vom CDU-Mann Thomas Poppitz aus „Sankt Bad Bommersheim am See“ als Oberhobbit aus dem Auenland: Achtzig Prozent der Bevölkerung würden der Regierung nicht mehr vertrauen. „Ist ja auch kein Wunder, wenn das Leuchtturmprojekt der Ampel die Legalisierung von Cannabis ist.“ Ziellos, führungslos und ahnungslos seien die Losungen der Ampel.

„Maibockaktivist“ Volker Göbel, der den Abend moderierte und mit Trinksprüchen würzte, schlug ebenfalls eine tiefe politische Kerbe: Er fragte, „ob Olaf Scholz noch Kanzler ist oder es schon vergessen hat“. Einen eher nachdenklichen Redebeitrag leistete Uwe Paul mit seinem vehementen Appell für den Wald.

„Betreutes Kiffen“

Am 1. April ist das Cannabis-Gesetz in Kraft getreten. Seitdem können Erwachsene in Deutschland legal Cannabis konsumieren. Eine Steilvorlage für Ihre Majestät Kaiserin Friedrich, sehnlichst vom Publikum erwartet und der Höhepunkt auf dem „Knodderberg“. Sie nahm den Ball nur zu gerne auf und polterte durch Kronbergs Politik. Sie ließ durch ihren „Lakaien“, Hans Georg Kaufmann, Bürgermeister König eine Cannabispflanze überreichen. Der Anfang für eine Hanfplantage im Rathausgarten direkt neben den Rebstöcken des „Roten Regenten“.

Ihre Empfehlung: „Betreutes Kiffen vor jeder Versammlung im Rathaus zum Wohle der Stadt.“ Zum Thema Standortklärung für die Freiwillige Feuerwehr schlug sie eine luftgestützte Brandbekämpfung vor, dann müssten auch keine Hilfsfristen eingehalten werden. An den Ersten Stadtrat Heiko Wolf gerichtet ihr Fazit: „Sehen Sie, so funktioniert die Politik in Kronberg. Zuckerbrot und Peitsche.“ Ihre Majestät empfahl der Politik, dem Volk aufs Maul zu schauen, stellte aber gleichzeitig fest, das genau werde nicht getan. Kronberg präge „die innere Zerrissenheit“. Es kam noch dicker: Die CDU laufe der KfB hinterher und merke dabei nicht, dass sie ihre Seele verkaufe, Blockade sei das Unwort in allen Bereichen, die FDP habe keine Inhalte und die KfB tanze allen auf dem Kopf herum. Auch Bürgermeister König bekam sein Fett weg: „Drei Jahre König-Desaster“, Politzirkus und Narrenzentrale Rathaus. Ob im Bund, auf Landes- oder Kommunalebene, Politik sei eben nur noch im Rausch zu ertragen. Die Kaiserin versprach Cannabispflanzen-Nachschub bei Bedarf.

Kurt Tucholsky ist einmal gefragt worden: „Was darf Satire? - Alles!“ So viel zum Thema Meinungsfreiheit.

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