Zur Bierprobe geht die Sonne auf

Nach diesem lustigen Eröffnungsakt musste einfach auch die Sonne wenigstens kurz lächeln (v. l.): Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr, Brunnenkönigin Felicitas, Marc Rauschmann, Bürgermeisterin Antje Runge und Brauhauswirt Thomas Studanski. Foto: js

Oberursel (js). Das muss man ihr lassen, am feuchtkalten Freitagnachmittag brachte Bürgermeisterin Antje Runge die Sonne mit auf den Rathausplatz. „Es kann nur besser werden“, orakelte sie da gerade nach dem jüngsten Schauer in Richtung des äußerst spärlichen Publikums und, wutsch, kam die Sonne wieder mal für zwei Minuten raus. Nur hartgesottene Freunde des Umtrunks zu Ehren der Biergötter waren bei der Eröffnung des dreitägigen Bierfests 2024 dabei. Die Veranstalter mussten es leider konstatieren, einzig guter Tag war streng genommen der Samstag, da stand der Heimbrauer-Wettbewerb mit Bierprobe fürs Publikum an.

Bei diesem Ereignis geht es darum, was so in Hinterhöfen der Altstadt und in dunklen Kellern entsteht, wenn sich meist Männer treffen, um heimische Braukunst mit feinen individuellen Bier-Kreationen zu krönen. Auch wenn es keine Krone gibt wie alljährlich für den Apfelweinkönig oder gar eine Königin des Äpplers. Der Wettbewerb, bei dem belobigt wird, was aus Hopfen, Malz und Wasser als Basis alles kreiert werden kann, ist nicht auf „Orscheler Braukunst“ beschränkt, die 14 teilnehmenden Akteure der Auflage 2024 machten daraus einen regionalen Wettbewerb. Und hatten, wie Martin Halusa, „Craftman’s Pale Ale“ mitgebracht. Oder „Red Berry Ale“, „New Zewland Pils“, Brian Gillard, aus der Hochwüste New Mexicos stammend, aber längst in der Altstadt heimisch, servierte „Biere Blanche“. Und auch Vorjahrsgewinner Gavin Mennie mit seinem Pale Ale „Liverpool Style“ hatte wieder einen Zaubertrank angerührt, um die Jury zu überzeugen.

Beim Oberurseler Marc Rauschmann, Mitveranstalter von Braufactum und seit Jahrzehnten als Braumeister und im Brauereiprodukte-Marketing unterwegs, gab es zum Tag des Deutschen Bieres (wird immer am 23. April zeitgleich mit dem Tag des Buches gefeiert) „Orscheler Pale Ale obergärig vergoren mit amerikanischer Alehefe und kaltgehopft mit vier verschiedenen Aromahopfen“. Versprochen wird „maximale Drinkability & Hopfenexplosion“ mit 5,2 Prozent Alkohol. Im Trend scheint kräftiges dunkles Bier vor allem bei Damen, bei einer kurzen spontanen Umfrage im Rahmen der Eröffnung nannten 100 Prozent der Befragten unabhängig voneinander diesen Typus Bier. „Dunkel, kräftig, malzig trinke ich gerne“ verriet die Bürgermeisterin, für die dunkle Version sprach sich auch die Parteifreundin Elenor Pospiech aus, exotisch mag es die Kinderbuch-Illustratorin Silvia Kalow. „Dunkles Bier mit einem Schuss warmen Kirchsaft“, passend zum Wetter. Wohl bekomm’s.

Wer was lernen will über den Gerstensaft, die örtlichen Braukünste oder die Braukunst allgemein und dem Bier entsprechend Ehre erweisen will, dem tun sich beim Bierfest mannigfach Türen auf. Unglaublich fast diese Artenvielfalt, da brauchen sich die Brauer hinter keinem Winzer verstecken. Jede Menge Stoff zum Diskutieren über Geruch, Optik, Geschmack natürlich, Kreativität, Handwerk und Design beim Test der 14 Varianten, mit zehn Euro waren 64 Bierfreunde dabei. Zu vergeben auf der Fünf-Punkte-Werteskala gab es für jeden Stoff eine Note zwischen Smilie und Trauermiene. Nach des Volkes Stimme nahm sich die vierköpfige Fachjury die Top Four noch einmal vor, um das Bier des Jahres zu küren. Dem Vernehmen nach war es am Ende wieder eine knappe Entscheidung. Gewonnen hat den Wettbewerb ein vierköpfiges Brauerteam aus Alt Nieder Eschbach mit einem geschmackvollen Märzen.

Mit ungefähr 17 Schlägen beim Anzapfen des ersten Fasses Bier und einem fröhlichen Lachen verabschiedete sich die noch ein paar Tage amtierende Brunnenkönigin Felicitas I. von ihren Fans. Das Bierfest im vergangenen Jahr (da saß sie sogar in der Jury) war ihre erste öffentliche Aufgabe, jetzt ihre letzte. Also schon fast privat der Auftritt am Sonntag bei der „Maßkrugstemmmeisterschaft“. Da war die gebürtige Bayerin eine von drei Damen am Start und bewies mit 1:30 Minuten Haltezeit durchaus Qualität. Knapp zwei Kilo wiegt das Ding mit einem Liter Bier gefüllt, am ausgestreckten Arm muss der Krug vor der Brust gehalten werden. Siegerin wurde Sarah Naweito (2:27 Minuten), unter den sieben Männern hatte Julian Franzke mit vier Minuten und neun Sekunden die größte Ausdauer.

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