Kampf ums Nadelöhr an der Zeppelinstraße

Zukunftsdialog: Anhand von Plänen, Modellen, Fotos und nach der Begutachtung von Drohnen-Bildern können Interessierte mit Planungschef Uli Molter (Mitte) über die Lage in der Zeppelinstraße und deren direktem Umfeld diskutieren. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Es geht nur schleppend voran, aber geht es wenigstens ein bisschen voran? Fahrradstraße? Versetztes Parken? Einbahnverkehr auf Teilstücken? Vielleicht sogar Einfahrverbot zu bestimmten Zeiten? Und wie sieht es mit der Aufenthaltsqualität am Rande aus? Es gibt so viele Fragen, die sich um das Thema Zukunft der Zeppelinstraße samt Umfeld im kleinen Rahmen ranken.

Es wird viel diskutiert in der Zeppelinstraße und in den Nachbarstraßen, in den Büros der Stadtplaner im Rathaus und extern, im Gymnasium und in der Elternschaft. Die nicht unerheblich betroffenen Jugendlichen, die dort an fünf Tagen die Woche zur Lernarbeit hinkommen, scheint das am wenigsten zu interessieren. Sie fehlen bei der zweiten Infoveranstaltung nach dem „Zeppelin-Rundgang“ im Januar beim Ortstermin in ihrer Rotunde. Nur der erste Vorsitzende des neuen Jugendrates der Stadt, Jonas Giebitz, ist dabei, und rund 25 interessierte Anwohner plus Bodenpersonal aus der Planungsbranche für die Präsentation der bisherigen Ergebnisse.

Die jungen Menschen sind ein Teil der Hauptdarsteller im morgendlichen Chaos und im mittäglich entzerrten Gewusel im Epizentrum des Bereichs, der zur Neugestaltung vorgesehen ist: An der Stelle, wo Liebfrauenstraße und Zeppelinstraße aufeinandertreffen, und ein Stück weiter unten, wo die Goethestraße in die Zeppelinstraße mündet. Zweimal 90 Sekunden Filmaufnahmen aus Drohnensicht, die eine um 7.52 Uhr aufgenommen, die andere um die Mittagszeit, sind ein schöner Einstieg in die Materie. Bewegte Wimmelbilder mit unglaublich vielen Radlern im Kreuzungsverkehr mit Autofahrern, Fußgänger sind auch dabei, und seltsamerweise kommen da alle unversehrt raus.

Beim Rundgang im Januar wurden erste Ideen angestoßen, der Beteiligungsprozess wurde schon im November 2022 gestartet. Unter dem Titel „Zeppelinstraße der Zukunft“ wurden nun die aktuellen Planungen zur temporären Umgestaltung der Z-Straße vorgestellt, basierend auf den Vorschlägen aus dem Januar, aufgearbeitet von der Fachplanung. „Der hier heute vorgestellte Plan ist Entwurf und noch nicht in Stein gemeißelt“, versichert Uli Molter, Abteilungsleiter Nachhaltigkeit und Mobilität im Rathaus. Eine erste Testphase sei aber für die Zeit von April bis Oktober vorgesehen, sagt die ebenfalls anwesende Bürgermeisterin Antje Runge. Eine nächste Runde in der Bürgerbeteiligung sei im Juni vorgesehen, bis dahin könne „man schauen, was geht, und sich immer wieder einbringen“.

In den Planzeichnungen sieht man das Epizentrum knallrot eingefärbt. Dieser Punkt muss entlastet werden. Durch erschwerte, ohnehin nur von oben mögliche Einfahrt etwa, Zebrastreifen, eingeschränktes Parken im Umfeld. Das Ziel ist klar, der exorbitante Eltern-Taxi-Verkehr in der Crunchtime am Morgen um kurz vor acht muss ausgebremst, zumindest verlagert werden. Zeppelinstraßen-Anwohner Norbert Bill macht gar den ketzerischen Vorschlag, ein temporäres Einfahrverbot in dieser Zeit von 7.30 bis 8.15 Uhr und um die Mittagsstunde zu verhängen. „Morgens um 7.45 Uhr mit dem Auto rausfahren, das kannst du vergessen“, so Bill. In der oberen Zeppelinstraße und auch in der Goethestraße könne versetztes Parken Entlastung bringen, unter Umständen auch Aufkantung der Bordsteine, um das Parken zu erschweren.

Der anwesende Schulleiter Alexander Begert lässt sich zum Problem Eltern-Taxi keinen Kommentar entlocken, ungern will man sich in solche privaten Entscheidungen einmischen. Wohlwollend nimmt der Pädagoge entgegen, dass sich der Vorsitzende des Jugendrates wie die Anwohner der Zeppelinstraße direkt gegenüber des Gymnasiums gegen Blumenkübel und bequeme Sitzplätze zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in diesem Bereich ausspricht. „Bitte keine Bänke, dann geht die Party bis abends“, so Bill, „Bänke wären eine Anstiftung zum unbefugten Verlassen des Schulgeländes“, findet der 21-jährige Ex-Gymnasiast. Planer Uli Molter will „das mitnehmen und gucken, was geht“. Mehr oder weniger Konsens besteht wohl bei der Idee, die Zeppelinstraße wie die anschließende Herzbergstraße bis hinauf zur Erich-Ollenhauer-Straße als Fahrradstraße mit Vorrang für Radfahrer zu klassifizieren. Bei Teilfragen dazu wird man sich einigen können.

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