Teamwork ist auch in der Savanne wichtig

Bunt, wie der Regenbogen auf der Bühne im evangelischen Gemeindehaus ist auch die Gruppe der Kinder und Jugendlichen, die beim neuen Musicalprojekt „Kwela, Kwela“ mitmachen. Foto: csc

Von Christine Šarac

Steinbach. Die Tür zum evangelischen Gemeindesaal steht nur einen winzigen Spalt weit offen, aber das genügt völlig. Die fröhliche Melodie, erzeugt von den Fingern von Ellen Breitsprecher, die munter über die Tasten des Klaviers hüpfen, springt auf die Kinder über. Sie stehen im Halbkreis angeordnet im Raum und singen „Kwela, keep the whistle blowing“. Es ist eine von mehreren großen Proben für das aktuelle Musical der St.-Georgs-Gemeinde mit dem Titel „Kwela, Kwela“, das beim Stadtfest im Juni präsentiert werden soll.

Das Lied macht gute Laune. Wie das genau funktioniert, ist schwer zu erklären, aber es ist eines jener Lieder, bei denen die Zuhörer unmerklich anfangen, den Rhythmus zu übernehmen und im Takt mitzugehen. Doch plötzlich stoppt die Musik. Ellen Breitsprecher steht auf und stellt sich vor die 27 Jungs und Mädchen. „Schaut mal, was passiert, wenn ich so stehe?“, fragt sie in die Runde. Die Kinder und Jugendlichen, alle im Alter von fünf bis 14 Jahre, wissen nicht so recht, worauf sie hinaus will. „Das Publikum sieht euch nicht richtig, wenn ihr seitlich steht. Deshalb müsst ihr euch immer zu den Zuschauern hindrehen“, sagt Breitsprecher und schiebt ein kleines Mädchen in die gewünschte Position. Die anderen verstehen und richten sich ebenfalls mit dem Oberkörper zum imaginären Zuschauerraum aus. „Ah, sieht doch schon viel besser aus“, stellt Ellen Breitsprecher zufrieden fest. Sie setzt sich wieder ans Klavier und das Lied beginnt von vorn. „Und nun üben wir mal den Kanon“, gibt Breitsprecher vor. Die studierte Opernsängerin und Chorleiterin Aleksandra Timofeeva unterstützt Ellen Breitsprecher beim Musicalprojekt und hilft den Kindern dabei, den Rhythmus zu halten, indem sie leise mitsingt. Nachdem das Lied verklungen ist, ist eine Trinkpause für die großen und kleinen Sänger angesagt. Während die Jungs und Mädchen nach draußen stürzen und sich an Wasser und Apfelschorle laben, bereiten Aleksandra Timofeeva und Ellen Breitsprecher bereits die nächsten Schritte vor. An der blauen Tür zum Gemeindesaal hängt der Probenplan für den heutigen Tag, und der sieht vor, dass die Kinder und Jugendlichen sich jetzt in verschiedene Gruppen aufteilen. Die Kleinsten verschwinden mit Heike Borchardt im Untergeschoss. Dort können sie für die kommenden 30 Minuten kreativ werden, indem sie die auf dem Tisch ausgebreiteten Tonpapierkartons zuschneiden. Es gibt Papiere in verschiedenen Grüntönen, die die Jungs und Mädchen zu langen Grashalmen zuschneiden. Diese sollen später vor der großen Bühne des Bürgerhauses angebracht werden, sodass sie in Kombination mit einem orange-gelben Vorhang den Eindruck einer Savanne entstehen lassen. Heike Borchardt leitet die Kinder an und hilft auch mal, wenn eines mit Schere und Papier nicht zurechtkommt. „Meine Kinder haben vor Jahren auch mal an dem Musical teilgenommen, und ich weiß, wie viel Arbeit das macht“, erläutert Heike Borchardt ihre Beweggründe, sich für das Projekt zu engagieren. Bei der Frage, was genau zu ihren Aufgaben gehört, muss die Steinbacherin schmunzeln. „Vorbereiten, aufpassen, Texte abhören, eigentlich alles, was anfällt“, zählt sie auf. Inzwischen sausen Aleksandra Timofeeva und Ellen Breitsprecher durch die Räume des Gemeindezentrums. Sind mal hier, mal da und jederzeit Ansprechpartner für die Kinder. „Teamwork ist das Wichtigste“, weiß Breitsprecher. Gedankenverloren rückt sie ein aufgeschlagenes Fotoalbum gerade, das auf einem Tischchen vor dem Gemeindesaal liegt. Darin befindet sich ein Foto, genauer gesagt ein Gruppenbild. „Schauen Sie mal“, sagt Ellen Breitsprecher. Das ist dasselbe Stück, also auch „Kwela Kwela“ allerdings ist es vor elf Jahren entstanden.“ 2013 hätten allerdings große Kinder, also Jugendliche, auf der Bühne gestanden, erinnert sie sich. „Die meisten Jungs und Mädchen, die diesmal mitmachen, sind in der ersten Klasse“, erzählt Ellen Breitsprecher. Die Altersgruppen sind diesmal unterschiedlicher. „Es braucht einige Proben, bis wir ein Gefühl dafür bekommen, wie die Gruppe tickt. Bis aus den vielen unterschiedlichen Charakteren ein Wir geworden ist, das dauert“, weiß Breitsprecher aus Erfahrung. Gefreut hat die Musikerin, dass so viele Kinder und Jugendliche Interesse an dem Musicalprojekt gezeigt haben. „Wir mussten sogar einige Rollen dazu erfinden.“ Zum Beispiel den Aasgeier Omega, gespielt von Julius, und das Krokodil Krokus, dargestellt von Emma. Doch worum geht es eigentlich bei „Kwela, Kwela“? Kwela ist Zulu und bedeutet eigentlich klettern. Es ist aber auch eine Straßenmusik aus Südafrika und „Kwela Kwela“ ist eigentlich so etwas wie eine Aufforderung zum Tanzen. Doch zunächst einmal sieht es gar nicht so gut aus für die Tiere der Savanne, denn drei freche Geister haben das Wasser gestohlen. King George, der Löwe, beruft eine Konferenz der Tiere ein, denn ohne Wasser können sie in der Savanne nicht überleben. Nicht nur, dass die Tiere einander während der Konferenz nicht fressen dürfen, was besonders für das hungrige Krokodil Krokus eine schwere Prüfung bedeutet, die Tiere müssen auch zusammenarbeiten, wenn sie eine Chance haben wollen. „Die Botschaft des Musicals lautet, dass jeder eine Stärke hat und dies nutzen soll, um etwas Gutes auf der Welt zu bewirken“, sagt Ellen Breitsprecher.

!Die Zuschauer können sich nicht nur über ein schönes und lehrreiches musikalisches Märchen mit gewitzten Erdmännchen, stattlichen Zebras und vielen anderen tollen Tieren freuen. Das Musical verspricht einen unterhaltsamen Nachmittag für die ganze Familie. Aufgeführt wird es im Rahmen von „Steinbach Open Air“ am 22. Juni im Bürgerhaus.

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