Stehender Beifall für Organist David Briggs in der Dionysius-Kirche

Kelkheim (kez) – Stephan Paxman zieht alle Register. Nicht nur an einer der größten Digitalorgeln Deutschlands in der St. Dionysius Kirche in Kelkheim, sondern auch, um weltberühmte Organisten nach Münster zu holen.

So kam David Briggs aus New York, der ein international renommierter Organist ist, dessen Aufführungen für ihre Musikalität, Virtuosität und Fähigkeit dafür bekannt sind, das Publikum aller Altersgruppen zu begeistern und zu fesseln. Er wird als einer der besten Organisten seiner Generation eingestuft. Sein umfangreiches Repertoire umspannt fünf Jahrhunderte. Neben der Aufführung von Orgelwerken ist er auch einer der führenden Orgel-Transkribierer sinfonischer Werke, wodurch den Zuhörern die Möglichkeit geboten wird, die Orgel auf eine andere und neue Art zu erleben.

Briggs’ Wirken wurde vielfach preisgekrönt. So war er der erste britische Gewinner des Tournemire-Preises beim St. Albans International Organ Festival, außerdem gewann er den ersten Preis beim Internationalen Improvisationswettbewerb in Paisley.

David Briggs ist derzeit Künstler in Residenz an der Kathedrale von St. John the Divine in New York City, direkt neben dem Central Park. Er spielt auf einer der größten Orgeln der USA mit 8.514 Pfeifen und über 151 Registern. Über solch Superlative verfügt in Deutschland nur die Orgel im Mainzer Dom mit aktuell 144 Registern.

Das Konzert begann mit einer Kuriosität, als Florence Paxmann ihrem Mann Stephan bei der Einführung einen Zettel reichte, aus dem hervorging, dass der Fahrer eines PKWs sein Gefährt wegen einer Behinderung wegstellen solle. David Briggs begab sich unauffällig an die elektronische Orgel und intonierte das Martinshorn mit Tatü-tata, was breites Lachen im Publikum auslöste.

Mit Musik begann das Orgelkonzert klassisch mit der Fantasie und Fuge in g-moll (BMV 542) von Johann Sebastian Bach (1685–1750). Eines seiner berühmten Werke, welches vor allem mit der sogenannten „Kaffeewasser-Fuge“ in lebendigem Tempo begeistert hat.

Maurice Ravel (1875-1937), der den weltbekannten Bolero komponierte, hat zeitlebens nie ein Orgelstück geschrieben. So machte es David Briggs mit einer Transkription von Pavane pour un infante défunt (Pavane für eine verstorbene Prinzessin).

Weiter ging es mit Frankreichs moderneren Komponisten um Marcel Dupré mit dem flinken und zugleich filigranen Fileuse-Satz der Suite Bretonne sowie der gewaltigen Toccata der 1. Sinfonie von Louis Vierne – natürlich auswendig und ohne Noten. Schon nach diesem Teil des Konzertes brandete großer Applaus auf.

Im Nachgang spielte David Briggs die Transkription der Sinfonie No. 3 in Es-Dur von Robert Schumann (1810-56), der „Rheinischen“ mit dem feierlichen 4. Satz und dem lebhaften 5 Satz. Diese Sinfonie entstand kurz nach dem Umzug Schumanns von Dresden nach Düsseldorf. Die Musik beschreibt nicht tonmalerisch den Rhein oder den Kölner Dom, sondern spiegelt Stimmungen des Komponisten wider.

Und dann endete das Konzert mit einer freien Improvisation nach spontan geäußerten Wünschen des Publikums. David Briggs liebt Jazz, und so wünschte er sich in dieser Richtung Vorschläge. Stephan Paxmann ging mit dem Mikrophon durch die Zuhörreihen; die Wünsche nach Jazz-Melodien waren allerdings spärlich. David Briggs notierte: Star Wars, Route of Spring, Yesterday und Gershwin. Im Finale der Improvisation setzte er auch die amerikanische und deutsche Nationalhymne eindrucksvoll und imposant um. Das Publikum war hellauf begeistert und belohnte den Improvisateur mit langanhaltenden „Standing Ovations“.

„We are here in the beautiful church of St. Dionysius in Kelkheim and if you are in the neighbourhood, I would be delighted to see you”. Diese Einladung von David Briggs auf seinem Facebook-Kanal hat gefruchtet, denn es kamen mehr als 250 Zuhörer.

Die weiteren Meisterkonzerte in St. Dionysius in 2024:

Am Mittwoch, 29. Mai, um 19.30 Uhr mit der Titular-Organistin der Pariser Hauptkirche St. Sulpice, Sophie-Veronique Chaucefour-Choplin, der Nachfolgerin von Widor und Dupré. Am Mittwoch, 4. September, um 19.30 Uhr mit Professor Wolfgang Seifen, Vorsitzendem des Orgelbauvereins Kevelaer und zuvor Titularorganist der Kaiser-Wilhelm-Kirche in Berlin. Am Mittwoch, 23. Oktober, 19.30 Uhr, mit Josep Sole Coll, dem Organisten des Papstes aus St. Peter im Vatikan.

David Briggs (St. John the Divine in New York City) mit Stephan Paxmann (Organist von St. Dionysius, rechts) Foto: Thomas Zellhofer



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