Im Rahmen der Ausstellung "Gesang vom Leben" des Leipziger-Schule-Künstlers Prof.Sighard Gille lesen unter musikalischer Begleitung des Blockflöten-Ensembles Cantarelli die Schülerinnen Isabel Bouillon (14 Jahre, St. Angela Schule Königstein) und Julia Schwarzbach (14 Jahre, Bischof-Neumann-Schule Königstein) in Auszügen aus dem Buch
Evelina Merová. Lebenslauf auf einer Seite. Prag – Theresienstadt – Auschwitz-Birkenau - Leningrad
Als sich Evelina Moissejewna Mer 1950 um ein Studium an der Shdanow-Universitaet Leningrad bewarb und einen Lebenslauf auf eine Seite schreiben sollte, ahnte sie, dass ihre Biographie nicht den Erwartungen der Kommission entsprechen würde. Bilder zogen an ihr vorüber: die glückliche Kindheit in Prag, das Leben im Ghetto Theresienstadt, als 14-jähriges Mädchen das Familienlager Auschwitz-Birkenau, die Begegnung mit dem russischen Militärarzt Doktor Mer, das Kriegsende in Sysran und das neue Leben als Adoptivtochter des Ehepaars Mer in Leningrad. Damals dachte die Autorin zum ersten Mal daran, ihre Kindheitserfahrungen während der nationalsozialistischen Diktatur niederschreiben zu müssen – natürlich auf mehreren Blättern als nur einer Seite. Ein halbes Jahrhundert verging, bis sie diesem Impuls folgte.
In Leningrad, jetzt wieder St. Petersburg, wurde sie Hochschullehrerin für Germanistik und gründete eine Familie. 1995 kehrte sie in ihre geliebte Heimatstadt Prag zurück, wo sie noch heute lebt.
Für ihre Verdienste als engagierte Zeitzeugin - unzählige Male erzählte sie in den letzten 25 Jahren
ihre Geschichte, Tausende von jungen Menschen lernten sie kennen - erhielt Evelina Merová am 23. Mai 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Der Festakt fand in der Deutschen Botschaft in Prag statt.
Herausgeber des Buches: Hannelore Brenner. Edition Room 28. Das Buch ist derzeit leider vergriffen.