Wieder auf einem Konzert gewesen, wieder war der Altersdurchschnitt 60 plus! Was ist bloß los mit unserer Gesellschaft? Die Alten sind in allen Vereinen, auf Vernissagen und Konzerten überrepräsentiert und die Jungen treten gar nicht mehr in Erscheinung, treffen sich in Parks zum Abi- oder Komasaufen und krepieren sonst vor Einsamkeit vor ihren Laptops. So mein Eindruck. Dabei ist das Leben mit jungen Menschen doch viel lebendiger, lustiger, kontroverser, jünger eben. Deshalb ist es ja auch so erquicklich, Kinder groß werden zu sehen und ihre Erfahrungen zu teilen.
Wo man auch hinschaut nur „fifty shades of Gray“. Die fidelen Alten sind überall, stehen beim Glas Wein zusammen und genießen das dritte Lebensalter. Sie haben ja auch vollkommen recht, nach einem gelebten und sogar entbehrungsreichen Leben (Kinder, Job, Häusle bauen), die Welt zu bereisen und Konzerte und Theater zu bevölkern. Will die Jugend partout nichts mit der Dolce Vita Ü50 zu tun haben oder liegt das öffentliche und private Kulturprogramm voll daneben? Liegt es am Einfluss der Kultur-Mäzene, die selten jung sind, und deren Präferenz für gewisse Kunstformen? Fehlt der Jugend die Freude am Plaudern oder haben sie schlicht nicht das nötige Geld für Kunst und Kultur? Gibt es etwa keine Basis mehr für jung und alt – keine Plattform, keine Bühne?
Wir brauchen Treffpunkte! Wie früher vor der Kirche. Da traf man sich – die Dorfgemeinschaft war voll versammelt, und man hatte sich viel zu erzählen. Unterschiede spielten keine Rolle, die Jungen gingen auf Brautschau, mangels sonstiger Gelegenheit, die Alten sorgten sich um die gebrechlichen Nachbarn und die Lage der Nation.
Seit die Kirche Tabuzone ist, gehen die Jugendlichen nun erst recht nicht mehr hin. Was tun? Wie wäre es mit Musikevents, die auch die Jugend begeistert und die sie selbst organisieren? Immerhin gibt es einen Jugendrat in Kronberg, aber für den interessierten sich vermutlich auch nicht gerade bahnbrechend viele Jugendliche, schließlich herrscht ja Politikverdrossenheit!
Proppevoll wird es hoffentlich jetzt nach zwei Jahren Corona wieder auf der Thäler Kerb, wo wie „früher“ in friedlicher Eintracht Apfelwein gepichelt wird, und wo sich gern viele junge Leute trafen. Oder beim Brunnenfest in Oberursel mit viel lauter Musik – und viel Rummel. Da funktioniert es: Die Jungen sitzen neben Senioren und alle lachen. Einsam muss niemand sein! Was für eine schöne Welt wäre das: Junge Menschen und junge Familien könnten sich über Rat und Tat der Alten freuen und die Jungen könnten den Alten kleine Hilfen im Alltag anbieten, Fremde können zu Freunden werden, Zugezogene zu Nachbarn. Wäre das nicht ein erstrebenswertes Ziel für die jede Stadt-Politik? Treffpunkte schaffen, an denen jede(r) willkommen ist…mit und ohne Musik, (aber bitte mit Äppler, der macht nicht nur die Hessen froh).
Oder spontane fröhliche Straßenfeste, die immer wieder mit viel Herzblut von Anwohnern organisiert werden und sehr beliebt sind.
Also liebe Stadtverordneten, so etwas in der Art als Dauer-Treffpunkt und Dauerlösung für lebendige Treffpunkte (nicht nur) im schönen Kronberg auf die Agenda setzen und tätig werden, das wär’s!