Wasser wird immer mehr zum knappen Gut – ein abstrakter Satz, der in mir reale Angst auslöst. Während ich mich früher, also noch vor drei Jahren, unbeschwert in der Sonne räkelte und mich an tropischen Sommernächten erfreute, wirken heute Regentage wie Balsam für meine Seele. Den heißen trockenen Sommer 2018, als es acht Wochen nicht regnete und mein Rasen schon im Juli vertrocknet war, erlebte ich als eine Zäsur meiner Klima-Nonchalance. So muss sich Wüste anfühlen – und das mitten im Taunus. Ich betete zum Regengott und wünschte mir nichts sehnlicher als Regenwolken mit Regengüssen herbei. Seit diesem Sommer, der ganze Wälder verdursten ließ, bin ich bei strahlendem Sonnenschein nicht mehr euphorisch und schon gar nicht sorglos. Mich packt inzwischen die Panik vor Dürre, Wassermangel und Hitze. Auch jetzt wieder mit Temperaturen über 34 Grad im Juni, eine sogenannte Wetteranomalie in unseren Breitengraden. Kein Anlass, einzustimmen in den jauchzenden Hitzefrei-Jubel, wie er morgens aus dem Radio gurrt. Ich frage mich besorgt: Bleibt er so glühend heiß, der Sommer unseres Lebens? Und was passiert im Herbst? Starkregen, die ganze Städte zerstören? Die Natur zeigt uns die rote Karte.
Die Wasserampel steht in Kronberg schon seit April auf Gelb, Rasen wässern und Pools auffüllen soll (bitte! Bitte!) unterbleiben. Es ist nur eine Empfehlung. Im Freundeskreis kein Thema: Der eine füllt den Pool der Mutter auf („schwimmen tut Mama gut“), jedes Jahr aufs Neue! Da kommen locker 50.000 Liter Wasser zusammen für insgesamt 100 Euro – geschenkt! Ein anderer muss seinen frisch gesäten Rasen wässern, sonst vertrocknet er (klar!), und die Freundin hat eine automatische Bewässerungsanlage, „die läuft von allein“ und deshalb ein ausgesprochen gutes ökologisches Gewissen. Sie freut sich wie ein Kind über ihre üppigen Blühsträuche, auch Dünger und Glyphosat sei Dank. Wieso mein Garten einer Steppe gleicht, kann sie nicht verstehen. Ich gebe zu: Jede(r), auch ich, ist wohl für mindestens eine Umweltsünde verantwortlich. So wie das Tierwohl an der Supermarktkasse auf einmal keine Rolle mehr spielt und Brot regelmäßig weggeworfen wird (nicht erst seit dem Krieg in der Ukraine ist Getreide knapp!).
Wir machen uns die Welt, wie sie uns gefällt, wohlfühlen wird man sich ja noch dürfen, verzichten können gern die anderen – die Kaltduscher. Wir lieben es, kuschelig in überheizten Wohnräumen oder mit Klimaanlage bei gekipptem Fenster fernzusehen, Trockner und Waschmaschine im Dauerlauf, mit Auto-Motoren, die auch im Stand weiterlaufen, damit die Fahrgäste weder frieren noch schwitzen. Der nächste kalte Winter kommt bestimmt! Wohl dem, der dicke Pullover oder Brennholz für einen Kamin hat…denn falls wir unsere Energie-Reserven schon vorher verpulvern, kann sich ja jeder warme Gedanken machen.
Nicht immer wird „alles gut“ und nicht alles wächst nach – auch nicht auf der Insel der Glückseligen! Nachdenken, umdenken und nachhaltig haushalten kann gelingen, wenn jede(r) mitmacht. Ressourcen für alle und alle für Ressourcen! Auf dass die Blumen wieder blühen, Bienen fliegen, Vögel zwitschern und auch unsere Enkelkinder noch Freude an dieser schönen Erde haben.