Auf drei Säulen soll die digitale Zukunft der Stadt stehen

Bad Homburg (js). Der Mensch im 21. Jahrhundert lebt online. Braucht er einen neuen Pass, will er das und anderen Behördenkram von zu Hause aus erledigen. Bankgeschäfte werden am heimischen Computer online getätigt, junge Eltern möchten ihre Kinder am liebsten per App in der Kita an- und abmelden, sich so auch über das Tagesprogramm oder den Essensplan in der Kita informieren. Digitale Parksysteme in der Stadt sind gewünscht, WLAN natürlich überall, auch im Stadtbus, Glasfaserausbau für schnelles Internet im gesamten Stadtgebiet ein Muss. Kulturspaziergänge auf Hölderlins oder anderer Leute Spuren kann man auch virtuell absolvieren, es gibt keine Grenzen des digitalen Zaubers.

Die Liste der Wünsche ist lang, die Erwartungen hoch, wer mitspielen will im Zukunftskonzert, muss immer mehr bieten. „Homburg ist längst auf den Daten-Highway abgebogen“, sagt der Oberbürgermeister, „aber wir müssen erheblich das Tempo anziehen.“ Mit ausgeklügelter Digitalisierungsstrategie, seit dem „KickOff“ vor zwei Jahren im Zusammenhang mit dem „Regiebuch“ im Stadtentwicklungskonzept „ISEK 2030“, kreist das Thema durch die Rathaus-Köpfe in allen Bereichen. Und in der Kur GmbH, bei den Stadtwerken und beim Betriebshof, man versteht sich inzwischen als Konzern Stadt.

Auf drei Säulen soll die digitale Zukunft stehen. Im Fokus die „Digitale Verwaltung“ im Zusammenwirken von Menschen und Behörde. Als ebenfalls vorrangig erachtet wird die Entwicklung der Stadt zur „Smart City“, die dritte Säule „Arbeitsplatz Zukunft“ betrifft eher die interne Digitalisierung. Auf der kommunalen Ebene – das ist die Idee – soll Digitalisierung „Transparenz und moderne Verwaltungsprozesse ermöglichen“, so OB Hetjes, damit die Kurstadt die veränderten Standortvorteile der Neuzeit bieten kann, die rasend schnell den Markt erobern. Und, das ist klar, von den in der Stadt lebenden Menschen gleichermaßen gefordert werden wie von denen, die man gerne ansiedeln möchte. Da wird schon mal auf das Online-Zugangsgesetz verwiesen, das Kommunen verpflichtet, ihre Leistungen bis Ende 2022 digital anzubieten.

Die „Hüterin des Prozesses“ gibt eine klare Line vor. Die „Komplettumsetzung“ Strategie der Stadt ist bis 2027 vorgesehen. Dafür ist sie verantwortlich, dafür hat die Stadt ihre bisherige IT-Leiterin Michaela Peschk-Aschenbrenner zum „Chief Digital Officer“ (CDO) ernannt. Als eine der ersten Kommunen bundesweit habe sie diese Stelle geschaffen, frohlockt Hetjes. Dass er den eher altertümlichen Begriff der „Hüterin“ verwendet, ist kein Widerspruch, auch die Digitalisierung des „Konzern Stadt“ braucht Behutsamkeit, der Weg dahin will gut behütet werden. In einer Art Organigramm für die Kampagne steht über der markanten Titelzeile „Digitalisierungsportfolioboard“ das Kürzel CDO für die Frau an der Spitze. Bei der Wirtschaftsinformatikerin mit Erfahrung im systemischen Management, Michaela Peschk-Aschenbrenner, sollen alle digitalen Fäden zusammenlaufen.

Arbeit vereinfachen

Es gibt ein „IT-Board“ mit den jeweiligen Leitern der Konzern-Töchter, ein „Digitalisierungskernteam“, in dem sich die führenden Akteure mit den drei Säulen und dem zukünftigen Konzernhandeln beschäftigen, dazu 25 Projektleiter, die den einzelnen Arbeitsgruppen vorstehen und „Digitalisierungslotsende“. Das bedeute „erstmal größeren Aufwand“ für Verwaltung und Administration, das räumt Chief Digital Officer Peschk-Aschenbrenner ein, zukünftig soll es aber die Arbeit im Rathaus vereinfachen und Prozesse verkürzen. Mehr als 100 der etwa 200 städtischen Dienstleistungen sind schon online verfügbar, Anfragen für einen Bewohnerparkausweis, die Gewerbeanmeldung oder den Bad-Homburg-Pass etwa. „Das Problem ist nur, man findet sie nicht“, muss Hetjes einräumen, dies liege vor allem am „nicht so guten Internet-Auftritt“ der Stadt. Auf Hochtouren werde daran gearbeitet, dessen Relaunch soll im Frühjahr freigeschaltet werden. Der besseren internen Kommunikation im Rathaus wird gleichzeitig ein modernes Intranet dienen. Die Ausweitung auf alle weitere Konzernteile ist möglichst umgehend vorgesehen.

Zweiter Mann hinter Peschk-Aschenbrenner ist Marius Müller, der für das E-Government zuständig ist. Ziel sei es, „sämtliche Verwaltungsleistungen vom Antrag bis zur Bewilligung als volldigitalisierte Prozesse anzubieten“, so das 31-jährige Eigengewächs der Stadt. Bis zum Jahresende soll der Prozess vollendet sein, das ist der Anspruch, der auch ein sicheres Authentifizierungsverfahren einschließt, dem die Menschen vertrauen. Im Projekt „Smart City“ geht es um Primärziele, Mobilität, Gründerzentrum sowie intelligentes Energie- und Umweltmanagement. „Die Stadt soll effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver gestaltet werden“, formuliert die Hüterin der Prozesse das hehre Ziel für die Zeit bis 2027.

Die Stadt hat ihre bisherige IT-Leiterin Michaela Peschk-Aschenbrenner zum „Chief Digital Officer“ (CDO) ernannt. Foto: js



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