Futterstellen für Rebhühner eingerichtet

Bad Homburg (hw). Es sind wahrlich keine leichten Zeiten für das Rebhuhn (Perdix perdix). Seit 1980 ist der Bestand der Hühnervögel europaweit um 94 Prozent zurückgegangen, in Deutschland ist das Rebhuhn auf einen Rest von vermutlich nicht mehr als 50 000 Brutpaaren geschrumpft. Als eine der Ursache für den Rückgang des Bestands gilt die Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft. Weitere Faktoren sind die Jagd sowie Verluste durch Witterung und Straßenverkehr. Rebhühner finden kaum mehr einen Platz, an dem sie sich verstecken und brüten können.

„Egal, wie hoch der Aufwand ist, den wir betreiben, die natürlichen Lebensräume sind durch nichts zu ersetzen“, erklärt Thomas Wenzler von der Landschafts- und Umweltplanung der Stadt. Daher sei eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Fortbestand der Rebhuhn-Population zu sichern, vorhandene Lebensräume zu erhalten und zu pflegen oder ähnlich ideale Strukturen anzulegen. Dazu tragen – auch in Bad Homburg – unter anderem die immer häufiger von Landwirten angelegten Blühstreifen bei.

Die Jäger tragen durch die Regulierung allzu hoher Bestände an den Fraßfeinden Waschbär und Füchsen dazu bei, dass die Rebhuhnbestände sich hoffentlich bald wieder erholen. „Gerade das Rebhuhn steht stellvertretend für Schmetterlinge und andere Insekten, Fledermäuse und Vögel; sie alle sollen in unserer Kulturregion erhalten bleiben und ihr Vorkommen in unserer Landschaft langfristig gesichert werden“, erklärt Oberbürgermeister Alexander Hetjes.

Bei der Stadt setzt man zudem auf eine artgerechte Fütterung der Rebhühner, denn auch so kann die Vermehrung der Population deutlich gefördert werden. Aufmerksamen Spaziergängern dürften die Futterstellen auf Bad Homburger Gemarkung, die auf den ersten Blick einer Feuerstelle ähneln, bereits aufgefallen sein. Für die letztlich recht simple Konstruktion wird eine Kunststoff-Tonne mit einer Futterspirale oder eine Metall-Tonne mit Schlitzen an Holzpfosten aufgestellt. Der Futterauslass befindet sich etwa 15 bis 20 Zentimeter über dem Boden.

Demnächst sollen noch Aufkleber für neugierige Spaziergänger angebracht werden. Die Experten bitten jedoch darum, sich den Futterstellen nicht zu nähern. Gerade die Beunruhigung der Lebensräume in den kalten Wintermonaten kostet die Rebhühner viel wertvolle Energie; durch das Anleinen von Hunden können Spaziergänger aktiv dazu beitragen, diesen Energieverlust zu verringern.

Die Futterstationen werden gemeinsam mit dem Naturschutzbund (Nabu) sowie von heimischen Landwirten und Jagdpächtern aufgebaut und unterhalten. Sechs solcher Futterstellen wurden bereits aufgestellt. Die Stationen werden alle sieben bis zehn Tage kontrolliert, wichtig ist eine ununterbrochene Versorgung mit Futter.

Rebhühner bevorzugen im allgemeinen als Lebensraum extensives Grünland, das heißt mittlere und hohe Gras- und Krautvegetation mit geringem, relativ niedrigem Gehölzbesatz. Bei der Pflege solcher Flächen wird im Sinne des Artenschutzes gerne auf eine Schafbeweidung oder eine sogenannte einschürige Mahd im zeitigen Frühjahr gesetzt. Sommeraufwuchs sollte über Winter stehen bleiben, da das das Rebhuhn darin Schutz und natürliches Futter findet. Hohe Bäume, Hecken, Greifvogelstangen, Straßen, Wege oder technische Einrichtungen gelten als Störfaktoren und reduzieren die Qualität der Brut- und Futtergebiet dermaßen, dass Rebhühner abwandern oder eine Besiedelung von vornherein ausbleibt. Ein geeignetes Brutgebiet wird von Rebhühnern eigentlich erst nach dem zweiten Jahr angenommen. Daran haben sich die Rebhühner in Ober- Eschbach aber nicht gehalten, sondern haben die neu angelegten Blühstreifen bereits im ersten Jahr besiedelt.

Die für die Rebhühner aufgestellten Futterstellen ähneln auf den ersten Blick einer Feuerstelle. Foto: Stadt Bad Homburg



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