Auf der Suche nach Licht im Dunkel der Zeit

Blick auf das Angebot von Anne Kilian, die vor allem kleine Bilder und kunstvoll gestaltete Briefkarten präsentiert. Foto: Staffel

Bad Homburg (ks). „Das Schönste ist immer so, dass man dabei außer dem Vergnügen auch eine Trauer hat und eine Angst.“ Dieses Zitat von Hermann Hesse hatte Paul A. Royd einst zu einem Linolschnitt inspiriert. Hinter diesem Künstlernamen verbirgt sich der Vorsitzende des Kunstvereins, Hans Helmut Rupp, der damit einen Hinweis auf die Technik gibt, die ihn künstlerisch in den vergangenen Jahren beschäftig hat: die Bearbeitung von Polaroid-Fotos. Solche kleinformatigen und fantasiereichen Bilder zeigte er auch am Sonntag in der zweiten Staffel des Künstlerweihnachtsmarkts in der Galerie Artlantis – und zugleich überraschte er mit einer neuen Serie, die eben rund um diesen Linolschnitt entstanden ist.

Diese Digital-Grafiken sind bei aller Sparsamkeit der Motive erstaunlich „konkret“ und auf eine besondere Art faszinierend. Rupp ist auch ein Mann des Wortes. Er liebt die Sprache und auch das Spiel mit ihr. Wenn er diesmal auf das Zitat von Hermann Hesse zurückkommt, dann hat er sich in diesen chaotischen Pandemiezeiten etwas dabei gedacht. Wir erleben es am eigenen Leib, dass wir das Schöne in diesen Tagen nicht unbeschwert genießen können. Tauer und Angst sind mit im Boot, und wohl auch für die Entäuschung der beteiligten Künstler verantwortlich. Im Unterschied zu vergangenen Jahren hatte nur eine übersichtliche Anzahl von Kunstfreunden den Weg zum Tannenwaldweg gefunden, wo, wie immer, außer der Kunst in ihren vielfältigen Formen auch ein Kuchenbüfett bereitstand und Würstchen gegrillt wurden.

Schon auf den ersten Blick war erkennbar, welche Arbeit die Künstler auch diesmal investiert hatten, diesen „Markt“ aufzubauen, die Wände mit Bildern zu bestücken und die Postkarten, die großen und kleinen Bildchen gefällig auf den Tischen zu arrangieren. Nadja Recknagel ließ ihre filigranen „Traumfänger“ aus Glas an einem kleinen Baum baumlen, immer auf der Suche nach „Lightness“, nach Licht im Dunkel der Zeit. Pilar Colino feierte die „Leichtigkeit“ mit Collagen, an denen sie übereinander lose fallende, bedruckte leichte Stoffteile befestigt hat, die sich im Luftzug bewegen und das Eindimensionale relativieren. Eine schöne und anschauliche Umsetzung des Themas. „Bodenständig“ dagegen präsentierte sich die Imkerin Colino, die Honig und Kerzen aus Bienenwachs von ihren „fröhlichen Bienen“ mitgebracht hatte. Von „Leichtigkeit“ sprechen auch Anne Kilians zarte Fotos von Farnwedeln und Ästen, die eher für eine verhaltene, zärtliche Sicht auf die Natur stehen. Gudrun Wolfs große und kleinere „Bilderstelen“ erzählen dem Betrachter Geschichen. Sie interessiere das Zusammenspiel von „Unter- und Obergründen“, von Festem und Flüchtigem sowie die Umsetzung mit verschiedenen Techniken, erklärte die Künstlerin: Festgehalten auf massivem Buchenholz.

Gudrun Sibbe schwelgte in einem Rausch von Farben und Formen, in dem Tiere wie Schlangen und Tiger erkennbar waren. Die Malerin folgt bei der Bildgestaltung den Körperformen der Tiere und erreicht in ihren Collagen damit eine sehr spezielle, verfremdete Dynamik. „Wild“ ist der passende Titel dafür. Nüchterner, mit dem Blick in die „gebaute“, von Menschen gestaltete Welt präsentierte sich auch diesmal wieder Christa Steinmetz. Mit den „Booten“ erlaubt aber auch sie sich einen Ausflug in die Welt der Fantasie und ihre Möglichkeiten. Marion Dörre war im kleinen hinteren Raum von Arbeiten umgeben, die zugleich einen beeindruckenden Einblick in die Schwerpunkte gaben, die ihres künstlerisches Schaffen in den vergangenen Jahrzehnten bestimmt haben.

Die Künstlerin kündigte an, dass sie sich an der zweiten Staffel des Jahresausstellung in der Galerie Artlantis mit neuen Arbeiten beteiligen werde. Diese Kunstschau findet vom 4. bis zum 19. Dezember im Tannenwaldweg 6 statt.



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