Der ewige Kampf zwischen Gut und Böse

Beim großen Finale der Aufführung präsentieren sich die knapp 300 Tänzer noch einmal zum Gruppenbild auf der Bühne im Jugendstil-Theater in Bad Nauheim. Foto: Tanzschule Schneider

Friedrichsdorf (fw). Wo Licht ist, ist auch Schatten. Wir Menschen tragen Gutes und Böses in uns. Das Prinzip von Yin und Yang, wie es die chinesische Philosophie beschreibt, basiert darauf, dass alles in der Welt auf Gegensätzen beruht. Die Ballettschule Alena Schneider hat dieses Thema spannend in einem Ballett inszeniert.

Im Jugendstil-Theater in Bad Nauheim tanzten die Schüler der Friedrichsdorfer Ballettschule das von Alena Schneider erfundene Märchen „Im Bann des Waldkristalls“. „Die Handlung ist schnell zusammengefasst“, berichtet Alena Schneider. „Der Waldkristall verleiht die Kraft, Licht und Dunkelheit im Gleichgewicht zu halten. Die Hüterin des Kristalls möchte ihn beschützen, doch die Dunkelfeen entwenden ihn, um das Dunkle über die Welt zu bringen. Nun muss Gut und Böse zusammenhalten, um den Kristall zurückzuerobern.“

Tänzerisch wurde das Thema spannend und mit schönem Bühnenbild und fantasievollen Kostümen auch bildgewaltig umgesetzt. Die Outfits der Tänzer wurden größtenteils von Ditta Schneider, der Mutter von Alena Schneider, entworfen und genäht. Einfühlsame Choreografien, kombiniert mit einer Auswahl an Musikstücken, vom klassischen Ballettstück bis hin zu moderner, kraftvoller Musik der Popszene gaben der Aufführung eine außergewöhnliche Note. Einen besonderen Effekt gleich zu Beginn des Stücks hatte der Eröffnungstanz. Schauplatz war die Vorbühne vor dem noch geschlossenen Vorhang. Die Hüterin des Lichts, getanzt von Marlene Machemer, zankte sich mit den Dunkelfeen, Nele Dommermuth und Emily Alejandra Thorne Saade. Diese Hauptakteure tanzten immer wieder in kurzen Auftritten durch das gesamte Ballettstück und überzeugten durch beeindruckende Beweglichkeit, Gestik und Mimik.

Außer diesen Hauptdarstellerinnen gelang es der Ballettschule, alle knapp 300 Elevinnen und Eleven gekonnt jeweils dem Alter entsprechend in Szene zu setzen. Das Publikum konnte Kristalldelfine, Bachlauf und Wildwasser, Raupenschmetterlinge und Schmetterlingsfeen bewundern. Beim gelungenen Duett des Libellenkönigspaars, getanzt von Sophie Brecht und Christopher Ettling, ließ Alena Schneider den beiden freie Hand bei der Choreografie. „Ich habe zwar immer ein Auge auf die Choreo, jedoch soll es meinen Schülern ja auch Spaß machen. Und was ist besser, als an der Aufgabe zu wachsen?“, so Alena Schneider. So kommt es, dass ehemalige Schülerinnen, die längst einen Berufsweg eingeschlagen haben, wie Antonia Walter, zur Ballettschule zurückfinden und im Tanz der beiden Nebelhexen – die zweite Hexe wurde von Paula Mertes getanzt – einen selbst gestalteten Teil zum Märchen beitrugen.

Das Alter der Kinder und Jugendlichen reicht von drei bis 23 Jahren. Ditta Schneider, die Begründerin der Ballettschule, die seit 2013 von ihrer Tochter Alena geleitet wird, schaffte es, die Kleinen und Kleinsten in das Tanzvergnügen einzubinden. So sahen die Zuschauer Zwerge aus der Unterwelt, Vögel mit flatternden Flügeln, aber auch Schmetterlinge, die sich aus ihrem Kokon befreiten, und sogar eine Rosenhecke war dabei. Die Drei- bis Fünfjährigen wurden mit begeistertem Beifall des Publikums überschüttet. Für viele der Mädchen und Jungs war dieser Auftritt der erste in ihrem Leben, und so kann man die Aufregung der kleinen Tänzer gut verstehen.

Gleich einem Räderwerk reihten sich die verschiedenen Tänze aneinander. Das wurde besonders nach der Pause spürbar. Auf der Bühne erschienen die Hexen, die den zweiten Teil eröffneten. Sie tanzten neben Edelsteinen und Waldgeistern sowie vier Spinnen: Mia He, Ann-Sophie Kollmeier, Marlene Machemer und Leticia von Gottberg waren 2023 beim World Dance Contest Deutsche Vize-Meister geworden. Auch Su Can zeigte als Amethyst, warum sie 2023 Weltmeisterin in ihrer Kategorie Ballett wurde. Gleich einem Feuerwerk steigern sich die letzten Tänze, und im Finale gipfelt das Ganze an Rhythmik, Farbenvielfalt und berauschenden choreografischen Elementen.

Die Zuschauer sparten nicht mit Lob und Glückwünschen. „Auf meinem Handy gingen nach der Veranstaltung immer wieder Glückwünsche und bewundernde Rückmeldungen ein, bewertet es doch positiv unseren Einsatz und die Mühe, die wir mit Liebe und Leidenschaft zum Ballett über den normalen Unterricht hinaus realisieren“, zieht Alena Schneider zufrieden Resümee.

Weitere Artikelbilder



X