Eine Königsteinerin in Olympia

Julia Sura trägt in Olympia voller Stolz die olympische Fahne, die für Respekt, Freundschaft und Leistung steht. Foto: privat

Ein Reisebericht von Julia Sura, die davon berichtet, als deutsche Repräsentantin von der Deutschen Olympischen Akademie auserwählt worden zu sein, an der 56. Session for Young Participants in Olympia an der Internationalen Akademie teilzunehmen.

Zwei Wochen in Griechenland mit 169 Teilnehmern aus 100 Nationen auf dem Campus der Internationalen Olympischen Akademie: Das Programm klang vielversprechend, aber es war auch zeitlich straff organisiert.

Die Welt durch unsere eigene Linse sehen, das ist zwar normal, führt aber doch zu erheblichen Vorurteilen. Was die Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationen wirklich ausmacht, darüber wollten wir uns ein eigenes Bild machen. Die meisten von uns kamen aus einer kleinen, „normalen“ Welt, wo man die Menschen allzu gern in Schubladen steckt und sich im schlimmsten Fall gegenüber neuen Welten verschließt. Wie sagt der österreichische Psychologe Alfred Adler so treffend: „Die einzigen normalen Menschen, sind diejenigen, die wir nicht gut kennen.“

Also, weg mit „normal“ und so lernte ich in den zwei Wochen 169 interessante Menschen kennen, die fast alle anders waren als ich. Ich empfand Freude, mit „anderen“ Menschen zusammenzukommen und offen für neue Welten, Kulturen und Menschen zu sein. Natürlich kann man sich nicht mit jedem verstehen und nicht jeder wird einen mögen. Es ist viel einfacher, sich mit Menschen zu umgeben, die genauso denken wie man selbst. Diese Haltung führt aber leider zur eigenen und zur Isolation der Welt.

Es ging von Anfang an um Kommunikation. So waren alle in Sechser-, Acht- und Zweibett-Zimmer untergebracht, wo man zwei Wochen auf engstem Raum gemeinsam leben und klarkommen musste. Es gab an drei Abenden sogenannte „Social Evenings“, wo jedes Land sich durch einen Tanz, Gesang oder Theaterstück präsentieren konnte. Neben den Vorlesungen und dem Pflichtprogramm gab es auch ein großes Sportangebot, wie Fußball, Volleyball, Basketball, Boxen, Yoga, Wrestling, Fechten usw. Nachmittags fanden fast jeden Tag die Diskussionsgruppen statt. Dort wurden verschiedene Fragestellungen über das Thema Olympia diskutiert und ausgearbeitet, am Ende der zwei Wochen wurden die Ergebnisse präsentiert. Auch die nächtlichen Diskobesuche im sogenannten Zorbas müssen hier erwähnt werden, das war ein großer Spaß. Ein wenig Freizeit gab es in Form eines Strandtags. Eine weitere Möglichkeit, um mit anderen in Kontakt zu kommen, war der berühmte T-Shirt-Tausch. Jeder Teilnehmer hatte zwei T-Shirts aus seinem Land im Gepäck und konnte diese dort gegen ein anderes eintauschen. Am 23. Juni 2016 wurde der „Olympic Day“ mit einem „Olympic Run“ gefeiert. An diesem Tag im Jahre 1894 wurde das Internationale Olympische Komitee gegründet.

Ich habe in Olympia gelernt, mit vielen Menschen umzugehen, die anders sind als ich. So wie es auch die olympischen Werte beschreiben, zählen Freundschaft, Respekt und Leistung gegenüber den Menschen auf der ganzen Welt. Dies gilt für alle Menschen! In den zwei Wochen in Olympia haben wir auf dem idyllischen Campus viele Vorträge gehört und viel über den Umgang mit anderen Menschen gelernt. Veränderungen können nur durch Handeln geschehen. Die meisten Menschen warten oft, bis sie bereit sind, das kann lange dauern. Wir könnten eigentlich sofort anfangen. Wir können die Welt ein kleines bisschen besser machen. Das Wunderbare daran ist, dass das nichts kostet. Du kannst Werte nicht kaufen, nicht downloaden oder auswendig lernen, sondern wir sollten uns bestimmte Werte klar machen. Jeder kann etwas zu einer besseren Welt beitragen – am besten gleich anfangen bei den Menschen um dich herum, egal welche Geschichte sie haben oder wo ihr Flugzeug landen wird.

Der Olympische Esprit kann nicht über schillernde Marketing-Kampagnen oder Promis vermittelt werden, sondern am besten wie bei der Olympischen Fackel, sie wandert von Mensch zu Mensch…

Weitere Artikelbilder



X