Waage, Drache und Dino der Kommunalpolitik: Walter Krimmel wird 75

Falkenstein/Königstein (hhf) – „Auf ihn ist immer Verlass“, hob Bürgermeister Leonhard Helm einen wesentlichen Charakterzug Walter Krimmels hervor, und das sogar mit höchst aktuellem Bezug. Auch an seinem 75. Geburtstag hatte der ehrenamtliche Erste Stadtrat selbstverständlich an der montagnachmittäglichen Magistratssitzung teilgenommen („sonst wären wir auch nicht beschlussfähig gewesen“). Den späteren Abend hingegen hatte er für seine Familie fest reserviert, so dass sich eine beachtliche Zahl von Gratulanten auf dem offiziellen Geburtstagsempfang ihm zur Ehre um kurze Redebeiträge bemühte.

Stadtverwaltung und CDU hatten dazu gemeinsam in den katholischen Pfarrsaal der Falkensteiner eingeladen und damit schon einmal zwei der Wesenszüge des Jubilars dokumentiert, nämlich Kommunalpolitiker und Katholik. Dass er auch ein echter Vereinsmensch ist war an den Gästen unschwer zu ersehen, allein der Männergesangverein eröffnete den Abend schon 18-stimmig: „Ein Liedlein gesungen und alles wird wieder gut.“

Eine vierte Leidenschaft von Walter Krimmel wurde auch nicht vergessen, denn der mittlerweile in den Unruhestand getretene Ehrenamts-Spezialist verstand sich immer auch als qualitätsvoller Handwerker, was sich ebenso in zufriedener Kundschaft niederschlug wie in seinem Äußeren. Sogar zur Feierstunde ereilte ihn diesbezüglich der Vorwurf „Ich vermisse Deinen stadtbildprägenden Hut“, doch der Stellvertreter des Bürgermeisters beherrscht natürlich auch den Auftritt in Anzug und Krawatte. „Parteipolitik war für ihn nie im Zentrum“, als Christ fühlte er sich stets dem Gemeinwohl verpflichtet, daher, so Leonhard Helm, passe die gemeinsame Ausrichtung der Feier durch Stadt und CDU genau ins Bild. Dass neben städtischen Mitarbeitern und Magistratskollegen auch die anderen Parteien aus dem Stadtparlament mit großen Delegationen und allerlei Geschenken angetreten waren, zeigte nach den Worten des Bürgermeisters, „wie beliebt Herr Krimmel bei Mitstreitern und auch Gegnern ist“. Namentlich mehrere „Vorgänger“ befanden sich im Saal, so Friedrich Bungert und Georg Gregori als ehemalige Erste Stadträte, aber auch Bertram Huke als ehemaliger Bürgermeister. Dazu kam auch die Jugend in Persona Daniel Georgis, des Vorsitzenden der Jungen Union und als „Überraschungsgast“ FDP-Urgestein Karl Gustav Schramm, der es sich trotz angeschlagener Gesundheit nicht nehmen ließ, dem Magistratskollegen persönlich zu gratulieren.

„Co-Gastgeberin“ Annette Hogh, die örtliche CDU-Vorsitzende, erweiterte den Begriff der Hilfsbereitschaft Walter Krimmels um das „Politikgedächtnis“, was jüngeren Akteuren wie ihr oft wichtige historische Grundlagen nahebringt, aber auch voller schöner Anekdoten steckt. Ein Buch darüber zu schreiben, wünschte sie sich von dem Jubilar, dem sie umgekehrt dabei hilft, einen seiner Wünsche zu erfüllen, denn Walter Krimmel möchte gerne die 50 Jahre in der Kommunalpolitik rund machen, und dazu fehlen noch knappe drei Jahre. Daher steht der Mann, der mit 28 Jahren als jüngster Mandatsträger erstmals im Gemeindeparlament von Falkenstein saß auf Platz drei der Parteiliste für die nächste Kommunalwahl – eine sicher nicht ganz uneigennützige Geste der CDU. Die Blumen bekam übrigens Ehefrau Brigitte Krimmel, da Annette Hogh sich mit allen Anwesenden darin einig war, dass eine verständnisvolle Familie ihren wesentlichen Anteil an dem vielfältigen Engagement von Ehemann, Vater und Opa hat.

Unter der fachkundigen Anleitung des Gesangsvereins ließ die komplette Gratulantenschar den Jubilar musikalisch hochleben, als er (natürlich nur zusätzlich zur Falkensteiner) die Anstecknadel der Stadt Königstein erhielt, dann beschäftigte sich Robert Rohr mit dem „sehr guten Jahrgang 1940“, zu dem Parlamentskollege Alexander von Bethmann ebenso gehört wie zwei Beatles, Joachim Gauck oder Pele. Mit dem Sternzeichen Waage kam der Stadtverordnetenvorsteher allerdings weniger klar, deshalb verlegte er sich auf die chinesische Variante, wo der Drache unbeugsam für das Gemeinwohl kämpft, stets den Überblick behält und gerne hilft. Unter allgemeinem Gelächter rechnete er dem „Dino der Kommunalpolitik“ schließlich noch vor, dass der ein „echter Achtundsechziger“ sei, dessen „Marsch durch die Institutionen“ nämlich in genau diesem Jahr im Falkensteiner Gemeindeparlament begonnen hatte und bislang dazu geführt hat, dass er nun als erster Stadtrat „dem Volk dient“.

Mit „Alkohol und Essen“ beschenkten Walter Krimmel nun die Damen des Magistrats, dazu gab es freilich noch Feuerwerk und Küsse. Dann ergriff Ortsvorsteherin Lilo Majer-Leonhard das Wort: „Als Vertreterin des kleinsten Organs bin ich immer die Letzte“, beklagte sie sich darüber, dass dann alles Wichtige immer schon gesagt sei, trumpfte dann aber mit dem Thema „Falkensteiner unter sich“. Gut 40 Jahre seien sie nun miteinander bekannt, zunächst über gemeinsame Vorstandsämter im Partnerschaftskomittee, dann kamen Radtouren und Urlaube dazu. „Beim Heckenschneiden in der Hohemarkstraße“ habe sie ihr „Ziehvater“ schließlich überredet, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren und hilft ihr bis heute immer noch. Im Gegenzug revanchiert sie sich dann mit ihren Sprachkenntnissen im Ausland, wobei Walter Krimmel auch das nicht bräuchte: „Ich konnte drei Worte französisch und er drei Worte deutsch und trotzdem haben wir uns die ganze Fahrt angeregt unterhalten“, erinnert er sich an eine der vielen Freundschaften im Rahmen der Städtepartnerschaft.

„Ich könnte den Abend problemlos mit Anekdoten und der Tätigkeit für die Vereine füllen“, erlöste schließlich Jörg Pöschl die Ortsvorsteherin von ihrem letzten Platz, versprach dann aber mit Rücksicht auf die Familie, sich doch kurz zu fassen. „Es gibt eigentlich keinen Verein in Falkenstein, in dem Du nicht Vorsitzender warst, oder Ehrenvorsitzender oder wenigstens ein Motor“, und Sitzungspräsident im Fasching war er natürlich auch. Mit Jörg Pöschl, Karl-Gustav Schramm und Walter Krimmel befanden sich zu diesem Zeitpunkt gleich drei langjährige Vorsitzende der TSG im Raum und der Amtierende plauderte aus dem Nähkästchen: „Ein Wort von Dir bedeutete, dass man die Sache abhaken kann und sich um etwas anderes Wichtiges kümmern.“

„Schenk ein, bis die Welt sich dreht...“ ganz unverdächtig erinnerte der MGV nun an das bevorstehende Büfett, das aber doch nicht ohne ein großes Dankeschön des Geburtstagskindes eröffnet wurde. Davon bekam auch die Familie viel ab, nicht nur für die geduldige Unterstützung beim, sondern auch für den Weg zum Ehrenamt: Ob Politik, Küsterdienst oder Mitgliedschaft zum Beispiel bei den Sängern („das ist mein Verein“), eigentlich alles kannte Walter schon von kleinauf aus der Familie, Vorfahr Wilhelm hatte ab 1880 sogar die Pfarrstelle in Königstein inne. Nur die Partnerschaft mit Le Mele („sie hat meinen Horizont erweitert“) war früher unbekannt. Und dann gab es noch ein „Uiuiui“: „Der Name Krimmel kommt ursprünglich aus Reifenberg“ bekannte der Stadtrat, der nun schon mit dem fünften Bürgermeister zusammenarbeitet. Johann Krimmel dagegen war 30 Jahre lang Bürgermeister in Reifenberg, mit einer Ausnahme: Nachdem er in fröhlicher Wirtshausrunde den Schwiegersohn des Grafen als Schneider bezeichnet hatte, wurde er abgesetzt. Es folgt eine kurze Lücke in der Geschichtsschreibung, ein halbes Jahr später setzt sie wieder ein: „Der Graf war tot und der Bürgermeister wieder im Amt.“ Wenn Walter Krimmel also demnächst 50 Jahre aktive Kommunalpolitik feiert, dann liegt das an seinen Genen und an der guten Falkensteiner Luft, die er am liebsten auf dem Fahrrad einatmet.

Das Lächeln ist bezeichnend für die fröhliche Atmosphäre auf dem Empfang zum 75. Geburtstag von Walter Krimmel (links). Da der Erste Stadtrat, dem hier gerade Bürgermeister Leonhard Helm gratuliert, auch ein fleißiger Vereinsmensch ist, wurde aber auch viel und laut gelacht.

Foto: Friedel



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