Reicht ein Gerätehaus ohne Damentoiletten für die Schneidhainer Feuerwehr?

Das gibt es auch nicht bei jeder Feuerwehr-Sitzung: Die Jugendfeuerwehr war in Tisch-Stärke vertreten, obwohl sie den Abend gewiss hätte „actionreicher“ verbringen können. Die Helden des Abends im Hintergrund (von links nach rechts): Jugendwart Johannes Beuth, Wehrführer Oliver Rübner, Urkundenbesitzerin Christine Grafe-Vidakovich (25 Jahre fördernde Mitgliedschaft), Jörg Pöschl (Erster Stadtrat) und Jörg Beuth (stellvertretender Wehrführer). Fotos: Friedel

Schneidhain (hhf) – Die Feuerwehr ist allgemein dafür bekannt, schnell und zuverlässig zu sein. In Schneidhain gilt das auch für die Jahreshauptversammlung – länger als eine Stunde brauchen die Kameraden dort selten, um das Pflichtprogramm plus Grußworte der Gäste über die Bühne gehen zu lassen. Zumindest, seit Oliver Rübner das Amt des Vorsitzenden und Wehrführers inne hat, und das hat er 2004 von Ralf Mühlbauer übernommen.

Natürlich beginnt eine so durchgetaktete Sitzung absolut pünktlich, nicht zuletzt auch, weil dann das Essen warm ist – diesmal hatten die „Feuerwehrfrauen“ auf eine Auswahl von Würstchen mit Kartoffelsalat gesetzt und wie üblich damit ins Schwarze getroffen.

Vor Vertretern der Stadtverwaltung (und Inken Schmidt als Stadtverordneter), der Stadtteilwehren plus Gesamtstadt und einem Tisch DRK galt es für den Wehrführer zunächst, von einem „väterlichen Freund“ im Vorstand Abschied zu nehmen. Das Gedenken galt Franz Ernst, dem ob seiner Verdienste für die Reinlichkeit von den Kameraden auch der Beiname „Besenfranz“ verliehen worden war.

Endlich neues Gerätehaus

Unspektakulär gestaltete sich der Bericht des Wehrführers und Vorsitzenden, da eigentlich alles im Rahmen geblieben war – mit einer Ausnahme: „Endlich, nach jahrelangen und immer wiederkehrenden Hinweisen meinerseits bezüglich des schlechten Zustandes des Schneidhainer Gerätehauses tut sich etwas!“ Der Stein, der Oliver Rübner da vom Herzen polterte, war sicherlich so groß wie der Hinkelstein der Kuckuckshausener. „Das neue Gerätehaus ist in Planung“, ein Zweckbau an der Wiesbadener Straße Nähe Bahnübergang. „Einen detaillierten Zeitplan gibt es zur Zeit leider immer noch nicht.“

Die lange Verzögerung hatte schließlich zu allerlei Gerüchten im Ort geführt, doch damit konnte Jörg Pöschl aufräumen, der als Erster Stadtrat offiziell Tacheles und „im Einklang mit der Wehr“ reden konnte: Der Beginn der Bauarbeiten ist für Mai angesetzt, so dass die Einweihung im Sommer 2021 sein könnte. „Wer a sagt, muss auch b sagen“, seufzte der Vertreter des Bürgermeisters angesichts des Umstandes, dass der lange verschobene Neubau nun um einiges teurer wird, doch ist der Stadt diese Investition in die Sicherheit wichtig: „Wir wollen die Stadtteilwehren erhalten, schlagkräftig sind wir nur Miteinander.“

Stabile Zahlen

Abschließend wünschte Jörg Pöschl für 2020 „wenig Einsätze und reges Vereinsleben“, also im Grunde so etwas wie 2019. Dank eines Neuzuganges hat die Jugendfeuerwehr ihre Stärke von zehn Mitgliedern gehalten, der „Abgang“ Simon Wendt verstärkt nun die Einsatzabteilung, die damit von 25 auf 26 Kameraden gewachsen ist. In der Alters- und Ehrenabteilung gab es keine Veränderungen, dafür reichlich Ehrungen für die Riege der 325 fördernden Mitglieder: Manfred Malter ist nun genau 50 Jahre dabei, stolze 25 Jahre haben Christine Grafe-Vidakovich, Simone Weck, Christina Zass, Heinz Günter Aldinger, Hans Geis, Ulrich Gerke, Winfried Groh und Andreas Klossner nun auf dem Buckel.

Bei 48 Einsätzen ( zehn weniger als 2018) hatte es neun Mal gebrannt, dazu kamen einige Aktionen im Straßenverkehr, aber auch ein Gefahrguteinsatz und zwei Türöffnungen – Spitzenreiter waren wieder 29 Fehlalarme aus verschiedenen Gründen. Neben fünf Lehrgängen hatten die Kameraden im Stillen aber auch 33 Übungen und Unterrichte absolviert, Bewegungsfahrten und Sitzungen durchgeführt und sich zum Beispiel um das Gerätehaus gekümmert. Für eine Räumungsübung in der Grundschule hatten sich viele extra einen Tag freigenommen.

Auch die Jugendwehr war fleißig

Gemeinsam mit den Großen hatte die Jugendwehr sich zum Beispiel beim St. Martinsfeuer und am Tag der Feuerwehr engagiert, aber auch am Tag der Jugendfeuerwehren der Stadt Königstein teilgenommen – dafür bedankte sich Jugendfeuerwehrwart Johannes Beuth noch einmal ausdrücklich bei den Organisatoren. Mit 41 Unterrichten und Übungen hatte der Nachwuchs seine Tatkraft gestärkt und sich dafür auch Grillabende und Ausflüge verdient. Und gut verdient bzw. vernünftig gewirtschaftet hatte auch Eric Strotkemper, zumindest bescheinigten dies die Kassenprüfer dem Kassierer, was direkt zur Entlastung des Vorstandes führte.

„Anträge hatten wir eigentlich keine, seit ich hier vorne stehe“, zwinkerte Oliver Rübner der Versammlung zu, und somit hatten die Gäste das Wort. Das ergriff zunächst Oliver Ernst im Namen des Heimat- und Brauchtumsvereins (HBV) mit einem kleinen „Werbeblock“ für die gemeinsamen Veranstaltungen und einem Scheck aus der nicht allzu prallen Vereinskasse als Dank für die Unterstützung. Dank sprach er auch der Stadtverwaltung aus, die es wieder ermöglicht hatte, mit den Wasserrechnungen Feuerwehr-Flyer an die Hausbesitzer zu versenden.

Spezialfall Feuerwehrfrauen

Als Stadtbrandinspektor bescheinigte Heiko Martens noch einmal, dass das neue Gerätehaus im Einklang mit Feuerwehren und Stadtverwaltung geplant worden ist – wenngleich an diesem Abend kein Vertreter des Ortsbeirates erschienen war, zum Entsetzen des obersten Feuerwehrmannes in ganz Königstein: „Das gab‘s noch nicht!“

Umso mehr bedankte er sich bei Oliver Rübner und seinem Stellvertreter Jörg Beuth für die stets gute Zusammenarbeit und sprach der Jugendwehr ein großes Lob aus, auch für die interessierte Teilnahme an dieser JHV. Dann aber stieß er in ein kleines Wespennest, als er anmerkte, dass im neuen Gerätehaus zwar entsprechende Räume eingeplant seien, es aber dafür keine Kameradinnen gebe, im Gegensatz zu den anderen Stadtteilwehren.

„Als wir wollten, durften wir nicht“, stellten die Damen aus der Küchenecke heraus klar, was der Wehrführer auch aus alter Erinnerung bestätigen musste, obwohl es vor seiner Zeit geschehen war. Stattdessen hatten die „Feuerwehrfrauen“ sich dann zu einer Unterstützergruppe ihrer Männer formiert und leisten so schon lange, einvernehmlich und unverzichtbar ihren Teil für die Feuerwehr, wenn auch außerhalb der Einsatzabteilung, wofür ihnen die Männer jüngst eigene Jacken schenkten.

Und ein Blick in die Annalen schließt nicht aus, dass Schneidhain mit Monika Geis sogar die erste aktive Feuerwehrfrau im Stadtgebiet hatte, mindestens eine weitere Dame war auch in Amt und Würde, doch steht zum Beispiel bei beruflich bedingten Umzügen eben oft auch ein Austritt an.

Die Ehrenrettung findet sich schließlich in den Reihen der Jugendfeuerwehr, denn dort – wenn auch noch nicht „im Einsatz“ – hält eine junge Dame die Fahne der Frauen hoch, die aktiv am Geschehen teilnehmen...

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