Broschüre Stolpersteine – soll die Erinnerung in die Zukunft tragen

Margot Clement reinigt und poliert seit Jahren die Stolpersteine und liefert damit ihren Beitrag gegen das Vergessen. Foto: privat

Kronberg (ks) – Am Mittwoch, den 27. Januar, gedachten Kronberger Bürgerinnen und Bürger den Opfern des Nationalsozialismus ihrer Stadt. Anlass war der im Jahr 1996 von Bundespräsident Herzog proklamierte nationale Gedenktag. Vor nunmehr 71 Jahren wurden am 27. Januar die Überlebenden der Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz durch die Rote Armee befreit. Dieses Datum wurde der „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“.

In Kronberg war das Rathaus am vergangenen Mittwoch deshalb halbmast beflaggt. Während des Vormittags wurde ein Blumengesteck am Mahnmal am Geschwister Franck-Weg im Rathausgarten niedergelegt. An den 14 Stolpersteinen, die vor den Häusern der zu Tode gekommenen Kronberger Mitbürgerinnen und Mitbürger verlegt sind, wurden im Auftrag des Magistrats ebenfalls Blumen niedergelegt. Zuvor hatte die Kronbergerin Margot Clement in ganz privatem Engagement diese Stolpersteine geputzt und mit ihren Blumen der Ermordeten gedacht. „Mir liegt das am Herzen, dass die Menschen nicht vergessen werden.“ Geholfen hat ihr in diesem Jahr Rosi Mayer. Natürlich sei es gut, wenn jemand mitkommt. Doch sie würde es auch alleine machen, solange sie ihre Beine tragen, sagte sie. Am späten Nachmittag luden Stadtverordnetenvorsteherin Blanka Haselmann und Bürgermeister Klaus Temmen die Bürger zur zentralen Veranstaltung in den Räumen der Stadtbücherei ein. „Der nationale Gedenktag sollte die Möglichkeit für eine in die Zukunft wirkende Form der Erinnerung schaffen“, so Temmen, der betonte: „Diese Zukunft ist heute.“ In diesem Zusammenhang drückt Temmen seine Hochachtung für die ehrenamtlich tätigen Kronberger Bürgerinnen und Bürger aus, die sich um die in der Stadt untergebrachten Flüchtlinge bemühen. Auch sie suchen Schutz, „weil sie in ihrer Heimat an Leib und Leben bedroht sind. Sie fliehen vor Bürgerkrieg, Gewalt aus religiöser Verblendung, Unterdrückung und Hunger.“ Ausgrenzung, Entrechtung und schließlich die Ermordung galten damals auch den Verfolgten des Nationalsozialismus, wenn sie sich nicht durch Flucht und Aufnahme in anderen Ländern retten konnten. Gemeinsam gedachten die Anwesenden der in der Zeit des Nationalsozialismus ermordeten Menschen der Stadt Kronberg. Emma Bonn, Helene Braubach, Anni Franck, Clara Greding, Julius Grünebaum, Gottfried Kapp, Georg Krug, Jacob Niederhäuser, Emilie Ochs, Karl Roser, Elise Roth, Walther Roth, Friedel Weil, Wilhelm Zentgraf. „Wir sind die Bevölkerung“, sagt Margot Clement im Gespräch und wünscht sich, dass mal jemand anhält, wenn sie an den Stolpersteinen ist, dass jemand fragt, was sie da macht oder nur kurz innehält.

Vielleicht wird die Broschüre „Stolpersteine – Biografien und Hintergründe“ bewirken, dass sich die Menschen von heute wieder mehr an die damaligen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnern. Schon lange wollte Susanna Kauffels, Leiterin des Stadtarchivs, über die Menschen, denen die Stolpersteine gewidmet sind, etwas veröffentlichen. „Mit der Broschüre hoffen wir, zum Gedenken beizutragen“, so Kauffels. Dieses Heft wird in die Schulen weitergegeben werden, im Bürgerbüro und der Stadtbücherei ausliegen.



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