Kronberg (pit) – Eine Rose ist eine Rose – eine Begrüßung beim Musikverein ist eine „Fanfare of Glory“. In diesem Fall stammte sie aus der Hand von Johan Nijs und wurde ursprünglich „für die Feierlichkeiten der Stadt Brüssel als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2015 komponiert“, verriet Moderatorin Angelika Hartmann, die viel Wissenswertes rund um die Komponisten und Werke zusammengetragen hatte, die anlässlich des Frühlingskonzerts des Vereins erklangen.
Jedoch: Eins stimmte mit der lieb gewonnenen Tradition nicht überein. Nach über 14 Jahren hatte sich Jörg Senger als musikalischer Leiter des Orchesters im vergangenen Januar vom Musikverein verabschiedet: „Das bedeutet für uns einen großen Umbruch und wir müssen darüber nachdenken, wie es weitergeht, was die Zukunft bringt“, so der Vereinsvorsitzende Peter Ruth in seiner Begrüßung. Und so hatte man in den Vorbereitungen dieses Konzerts auf Bewährtes zurückgegriffen. Aus der Not eine Tugend machend kam das Publikum also im Verlauf dieses Frühlingskonzerts in den Genuss, dass es vom „großen“ Orchester solche Stücke vorgetragen bekam, die immer wieder von den Freunden des Musikvereins gewünscht werden. Die Leitung dieses musikalischen Vortragsreigens hatte mit Ehrenmitglied Andreas Ott ein Musiker aus den eigenen Reihen übernommen, der bereits seit 40 Jahren dem Verein angehört. Nachsehen hatten allerdings die Freunde und Angehörigen des Jugendorchesters, denn das konnte dieses Mal nicht auftreten. Und so kam es, dass aktuell kein roter Faden im herkömmlichen Sinn das Konzert durchzog, sondern liebste Stücke zu Gehör kamen. So zum Beispiel Kompositionen von Gilbert O’Sullivan, mit denen er in den Siebzigerjahren seinen Durchbruch hatte. Dazu gehörten auch „Nothing Rhymed“, „Alone again“ oder „Get Down“. Gelungene Bestandteile eines gut zusammengesetzten Potpourris, bevor mit „Sweet Caroline“ einer der größten Hits von Neil Diamond erklang und mit Garry Raffertys „Baker Street“ der Orchesterleiter am Saxofon selbst in Aktion trat. Auch der darauf folgende „Downtown“ von Tony Hatch aus dem Jahr 1964 fand viel Anklang in der gut besetzten Stadthalle. „Ich konnte sehen, dass Sie im Kopf mitgesungen haben“, stellte Angelika Hartmann zufrieden fest.
„Highland Cathedral“ sich daran anschließend war Grund für einen kleinen humorvollen Schlagabtausch. Denn dieses Lied, das wohl zu den bekanntesten Dudelsackmelodien der Schottlands gehört, stammt aus der Hand der Deutschen Ulrich Roever und Michael Korb und wurde 1982 anlässlich von Highland Games in Deutschland komponiert. Aufgrund ihrer hohen Popularität war sie schon als schottische Nationalhymne vorgeschlagen worden, um „Scotland the Brave“ beziehungsweise „Flower of Scotland“ zu ersetzen. Da dies nicht umgesetzt wurde, meinte Hartmann augenzwinkernd zu Bürgermeister Klaus Temmen: „Dann können wir das Stück doch zur Kronberger Hymne machen.“
Nach der Pause gab es mit „Die Sonne geht auf“ als erstes einen „brandneuen“ Konzertmarsch der „Extraklasse“ zu hören, bevor Welthits aus Italien in einem Arrangement von Heinz Hermannsdörfer zu vernehmen waren. Zu diesem stimmungsvollen Potpourri gehörten „Quando, Quando“, „Volare“, „Uno per Tutte“ und „Areviderci Roma“ – und damit gab es gleichzeitig eine kleine Hommage an Porto Recanati, mit dem Kronberg dieses Jahr das 25-jährige Bestehen der Partnerstadt feiert. Es erklangen eine Polka „Auf der Pfingstwiese“ von Tim Dellweg, der Walzer „Wenn Egerländer träumen“ von Ernst Hutter und mit „Traum einer Egerländerin“ eine weitere Polka, bevor mit „Beguine Festival“ wieder ein Potpourri von Kompositionen für diesen einer Rumba ähnlichen Gesellschaftstanz zu hören war. Den musikalischen Schlusspunkt für ein sehr gelungenes Konzert des Musikvereins, mit dem er jede Menge Applaus erhielt, machte „Arrival“ aus der Feder von Björn Ulvaeus und Benni Andersson, das auf dem gleichnamigen ABBA-Album 1976 erschienen ist, aber vor allem durch die Coverversion von Mike Oldfield bekannt wurde. Vereinsvorsitzender Peter Ruth zeigte sich aufgrund des großen Beifalls in Zeiten der Neuorientierung des Vereins hinsichtlich eines noch zu findenden Dirigenten überaus glücklich: „Das hat allen gut getan.“ Der nächste Auftritt des Orchesters steht traditionell schon fest: Am 10. Mai spielt es anlässlich des Vatertagsfrühschoppens in der Zehntscheune.