Arbeitsgruppe Caritas will den Menschen nah sein und bleiben

Hinten von links :Heike Ballent, Margit Flach, Monika Kempf, Angela Kempf, Yvonne Raabe

Vorne von links: Christiane Pless, Claudia Richter-Neidhart Foto: privat

Oberhöchstadt (hmz) – Der Advent ist die Zeit des Gebens und so nehmen kurz vor Weihnachten die Bitten um Geld von kleinen und großen Organisationen traditionell zu. Häufig fragen sich die potenziellen Spenderinnen und Spender, ob ihr Geld wirklich an die Richtigen geht. In Oberhöchstadt besteht daran seit vielen Jahren keinerlei Zweifel, wenn sie das ehrenamtliche Engagement der Arbeitsgruppe Caritas St. Vitus unterstützen. Da sind die beiden Frauen des Vorstands, Claudia Seibert und Christiane Pless, die sich auf die insgesamt neun Helferinnen und Helfer verlassen können, die ihnen tatkräftig zur Seite stehen. Zuletzt bei der Weihnachtsaktion im Seniorenstift Hohenwald, wo bereits freudig erwartet, unter den Bewohnerinnen und Bewohnern Kalender und Kleinigkeiten verteilt wurden. „Eine kleine Geste, die aber gerade in der Vorweihnachtszeit ein Zeichen für Besinnlichkeit, Freude und des Zusammenhalts setzt“, sagt Christiane Pless. „Die eigene Freude, die wir spüren, wenn wir anderen ein Geschenk machen, stellt sich auch ein, wenn wir den Empfänger gar nicht oder nur flüchtig kennen.“ Durch das Schenken würden Zuneigung, Empathie und Fürsorge ausgedrückt. Die Tradition des Beschenkens an Weihnachten hat tatsächlich christliche Wurzeln: Die Geschenke sollen an die Geburt Jesu als weihnachtliches Geschenk Gottes an die Menschen erinnern. 

Christiane Pless ist Mitglied im Pfarrgemeinderat, damit auch Mitglied im Verwaltungsrat, zudem im Ortsausschuss und im Ortsteam von St. Vitus, deren Mitglieder sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen häufig die Frage stellen, wie die Kirche erlebbar gemacht werden kann. „Wenn wir nah am Menschen sind, wird die Kirche erlebbar bleiben“, da ist sie sich sicher. Sie selbst profitiere von ihren persönlichen Erfahrungen, von einem stabilen Netzwerk in diesem Stadtteil und von dem engen Gemeinwesen, das sich durch Verlässlichkeit und eine große Hilfsbereitschaft auszeichne. „Ein gewachsenes und stabiles Fundament, auf dem aufgebaut werden kann und eine Gemeinschaft, in der Neubürgerinnen und Neubürger jederzeit willkommen sind.“

Hilfe im christlichen Verständnis ist in St. Vitus eine feste Größe. Christiane Pless erinnert an den schweren Reaktorunfall im Block 4 des Atomkraftwerks von Tschernobyl am 26. April 1986, der die Menschen in aller Welt erschütterte. Eine atomare Wolke breitete sich damals über weiten Teilen Europas aus. „Wir untersagten unseren Kindern im Sandkasten zu spielen oder bei Regen nach draußen zu gehen. Salat und Gemüse aus unseren Gärten wurden untergepflügt, Milch weggeschüttet.“ Die Becquerel-Werte für Lebensmittel standen täglich in der Zeitung. Heute ist dies alles fast vergessen. Nicht hingegen die vielen Ferienaufenthalte von Kindern aus Tschernobyl in Oberhöchstadt.

Die Arbeitsgruppe Caritas der heutigen Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus hat sich im Jahr 1996 dazu entschlossen, weißrussische Kinder im Alter von sieben bis siebzehn Jahren zu einem Erholungsaufenthalt einzuladen, zunächst fünf Jahre lang von Gottfried Seibert organisiert, dann von Christiane Pless, selbst Mutter von vier Kindern. Die Reise- und Betreuerkosten, die Krankenversicherung und die Ausflüge wurden ausschließlich durch Spenden finanziert. „Wir hatten in jedem Jahr zwei bis drei Kinder bei uns, von Anbeginn an. Bis zum Ausbruch des Ukrainekrieges hatten wir mit einigen noch Kontakt, aber es war damals schon teilweise schwierig.“ Auch 37 Jahre nach der Tschernobyl-Katastrophe leben die Menschen in der verstrahlten Umgebung und ernähren sich mit hoch belasteten Lebensmitteln. Besonders die Kinder sind von dieser Situation betroffen und die gesundheitlichen Schädigungen und Spätfolgen belastend.

Seit der russischen Invasion in die Ukraine sind Millionen Menschen auf der Flucht und einige von ihnen haben in Oberhöchstadt vorübergehend ein neues Zuhause gefunden. „Wenn wir können, unterstützen wir auch sie mit unseren gesammelten Spenden, aber nicht vorrangig“, erklärt Christiane Pless. Das Hauptanliegen der Arbeitsgruppe Caritas gelte finanzschwachen Familien, die mit Zuschüssen für Schulmaterial, Kinderschuhe und -kleidung, Klassenfahrten, Freizeiten und Schwimmgutscheinen ausgestattet würden, zumindest teilweise und je nachdem, wie viele Spendengelder zur Verfügung stehen. Zuschüsse gebe es, wenn akute, krankheitsbedingte Mehrkosten alleine nicht zu schaffen seien oder wenn bedürftigen Menschen am Monatsende selbst das Geld für Lebensmittel fehle. „Die Schamgrenze bei den Betroffenen ist sehr hoch, Anfragen handhaben wir daher absolut diskret und der Kreis, der die Namen kennt, ist sehr klein.“ Erst kürzlich wurde eine Lebensmittelsammlung für die Tafel abgeschlossen. Während des Gottesdienstes sind Tüten verteilt worden und 40 prall gefüllte davon konnten nach Bommersheim gebracht und verteilt werden. Ein geselliges Miteinander gibt es jeden ersten Donnerstag im Monat beim Mittagessen, Treffunkt für 20 bis 30 Menschen. Im Sommer gibt es die Erdbeeraktion im Seniorenstift Hohenwald und jetzt wurden Kalender an alle verteilt.

„Die Kirchengemeinde feiert nicht nur Gottesdienste. Als christliche Gemeinschaft sind wir aufgerufen, Menschen in Not zu helfen, schnell und unkompliziert. Das alles freiwillig und ohne Zwang.“ Wer mithelfen möchte, kann sich bei Christiane Pless unter der Telefonnummer (0 61 73) 6 48 98 melden. Spenden können auf das Konto der Frankfurter Volksbank, IBAN DE 25 5019 0000 0302 2120 07 unter dem Verwendungszweck Caritas-Spende einbezahlt werden.



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