Baufeld V – Das Stadtparlament hat Weichen für die weiteren Planungsschritte gestellt

Kronberg (hmz) – Die „Kompromisslinie“ zum weiteren Vorgehen in Bezug auf das Wohnquartier am Bahnhof, das sogenannte Baufeld V, auf die sich Bürgermeister König, Erster Stadtrat Wolf und die sechs in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen Fraktionen im Vorfeld der Sitzung geeinigt haben, hielt stand. Die Eckpunkte, um die es dabei besonders ging, waren die Entwicklung eines „Klimaquartiers“, die Klärung durch die Verwaltung, welche behördlichen Auflagen beim Thema Altlasten im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens zu erwarten sind, das Vorziehen der Durchführung des geplanten Realisierungswettbewerbes und der Beschluss, es bei der bisherigen Planung für 40 Stellplätze zunächst zu belassen. Ebenso soll in einer weiteren Planung die Möglichkeit für ein mehrgeschossiges Parken geprüft werden und parallel zum weiteren Verfahren die vorliegende Machbarkeitsstudie auf der bisherigen Basis neu berechnet werden. Das Stadtparlament stimmte diesem Kompromiss zu, der, das ließen die Redebeiträge vermuten, wohl nur sehr mühsam zustande gekommen ist. Nach jahrelanger Diskussion sollen jetzt konstruktive Schritte folgen.

Viel Lob gab es für den Ersten Stadtrat Heiko Wolf und seinen „Feldversuch“, der erst einmal für Skepsis gesorgt haben dürfte, da die Gespräche in Sachen Baufeld V festgefahren waren. Nun also die Wende trotz sehr unterschiedlicher Positionen. „Bezahlbarer Wohnraum, schaffen wir das?“ fragte Max-Werner Kahl (CDU), der trotz „vollstem Vertrauen in die Stadtverwaltung“ davor warnte, „wegen der steigenden Preise in eine Kostenfalle zu laufen“. Er sprach von einer „politischen Kraftanstrengung, bei der keine gravierenden Fehler gemacht werden sollten“. Wolfgang Haas (SPD) sprach sich für die Idee einer Quartiersgarage anstatt einer Tiefgarage aus, angelehnt an die Entwürfe der Studierenden von Natalie Heger, Architektin und Professorin für Städtebau und Entwerfen an der Frankfurt University of Applied Sciences. Der Weg, wie gemeinsam ein Konsens gefunden worden sei, zeige, wie auch künftig bei strittigen Fragen tragfähige Lösungen zustande kommen könnten. „Wir sind ein schwieriges Parlament“, räumte Haas ein.

Mechthild Schwetje (Grüne) betonte: „Dass wir es wollen, haben wir immer wieder bekräftigt und in den letzten zehn Jahres hat es an Dringlichkeit gewonnen.“ Wichtig sei, die Parkflächen nicht zu vergrößern, Ideen zu einem Parkgeschoss zu entwickeln und dabei auf flexible Konzepte und Effizienz bei den Parkflächen zu setzen. Sie hoffe, dass der Architektenwettbewerb die besten Lösungen bringen werde, damit der Weg konstruktiv fortgeführt werden könne. Dr. Ralf Pampel, Co-Fraktionsvorsitzender der KfB, bemerkte, dass der gefundene Kompromiss allen Fraktionen große Zugeständnisse abverlangt habe. „Wir haben uns bei der Entwicklung dieses Kompromisses insbesondere deshalb eingebracht, da wir dadurch die Chance hatten, einen nicht nur finanziellen Blindflug in Sachen Baufeld V für Kronberg abzuwenden.“ Die Schaffung einer ausreichenden Anzahl von Pendlerparkplätzen sei essenziell und eine Vorfestlegung auf die ursprünglich vorgesehene, „viel zu geringe Anzahl von 40 Pendlerparkplätzen war unbedingt zu vermeiden. Denn 40 Parkplätze entsprechen nicht im Entferntesten dem Pendlerbedarf am Kronberger Kopfbahnhof, den wir bei rund 80 Parkplätzen sehen. Hinzu kommen noch die Parkplätze, die vertraglich dem Eigentümer des Bahnhofs zugesagt worden sind“, so Pampel. Er kündigte für seine Fraktion an, den Prozess eng monitoren zu wollen.

„Selbstredend halten wir es für auch erforderlich, dass bei der Erstellung eines Klimaquartiers der klimatisch wichtige Grün- und Baumbestand an der Ludwig-Sauer-Straße erhalten bleibt. Zudem gilt es ebenso, eine weitere Offenlegung des Winkelbachs zu hinterfragen, die uns viel zu viel Fläche kosten und das Investitionsvolumen unnötig erhöhen würde“, erklärte Pampel weiter.

Transparenz

Die FDP-Fraktionsvorsitzende Kristina Fröhlich lobte die Transparenz und das Konsensgespräch. Die neue Besetzung des Amtes biete die Chance, „etwas heilen zu lassen.“ Alexandra Sauber (UBG) betonte, dass der Kompromiss ein Zeichen an die Bürgerinnen und Bürger sei, „dass es auch zusammen geht und bezahlbarer Wohnraum wird dringend benötigt.“ Da sich das Mobilitätsverhalten vieler verändert habe, sollte bei der Planung nicht das Auto im Zentrum stehen. Walther Kiep enthielt sich der Stimme unter anderem mit der Begründung, dass, bevor der Architekten-Wettbewerb starte, durch ein Bodengutachten geklärt werden sollte, mit welchem Sanierungsaufwand zu rechnen sei. „Ein solches Bodengutachten, das Auskunft über die im Boden enthaltenen Substanzen gibt, liegt bisher nicht vor“, so Kiep. „Welche Substanzen hier im Boden lagern, zeigt uns alleine das Gutachten der DB aus dem Jahr 1996, welches in Anlage dem Kaufvertrag zwischen DB und der Stadt Kronberg beigefügt wurde.“ Allerdings beziehe sich das nur auf eine Fläche von 40 Quadratmetern. Dieses Gutachten sei damals in Auftrag gegeben worden, weil dort in den 80er Jahren eine ölbefeuerte Weichenheizanlage betrieben wurde. „Gefunden wurden Arsen, Blei, Cadmium und Quecksilber, um nur einige Substanzen zu nennen.“ Diese Altlasten würden aus seiner Sicht eine Bebauung infrage stellen und er schlug vor, sich bei den weiteren Planungen auf die Entwicklung des Altkönigblicks zu konzentrieren.

Bürgermeister König dankte für den gefundenen Konsens und betonte: „Wir haben jetzt die Chance, die beiden Ziele Klimaschutz und bezahlbaren Wohnraum zusammenzuführen. Wir gehen auch hierbei ein Risiko ein, aber wenn wir das nicht tun, können wir uns nicht entscheiden.“ Wohnen sei ein elementares Grundbedürfnis der Menschen und Kronbergs Politikerinnen und Politiker hätten eine Verantwortung für die Menschen und ihre Bedürfnisse.



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