Buchtipp

Der verschwundene Mond, Roman von Zoe Jenny, Frankfurter Verlagsanstalt 2022, 20 Euro. „Das Fenster war aus den Angeln gehoben.“ Mit diesem Satz beginnt der neue Roman von Zoe Jenny. Der Satz ist Programm des 150 Seiten langen Werks und steht für die Entwicklung des Astrophysikers Marty. Seine Fenster sind die immer präziseren Teleskope, durch die er gewohnt ist, die Welt zu betrachten, den Blick weit weg von der Wirklichkeit, die sein Leben ausmacht. Wie nebenbei nimmt er wahr, dass sich seine Frau, fasziniert von dem Aussteigerleben ihrer Freundin, auf den Weg nach Bali begibt, und seine Tochter mit ihrem Frausein hadert. Für Marty scheinen die fernen Galaxien näher. Da trifft er während eines Flugs den Psychologen und Hobbyastronomen Steindorfer, der ihm erklärt: „Der Mensch ist ein einziger Abgrund, aber kein schwarzes Loch, in dem alles schön auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Nein, die ganze dunkle Materie der Seele wird zurückgeschleudert …“. Marty erhält von ihm ein Manuskript mit dem Titel „Auf der Suche nach dem Bewusstsein“, dessen Lektüre die Weltsicht des Physikers aus den Angeln hebt. Sie veranlasst ihn dazu, den Blick vom Himmel auf die Erde und auf die Menschen in seiner direkten Umgebung zu wenden. Was weiß er wirklich über seine Frau und seine Tochter? Zoe Jennys lange erwarteter neuer Roman ist eine poetische Betrachtung über den Zustand der Welt und die Hoffnung, die in der Umkehr liegt.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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