Porträt eines jungen Europäers

Konrad von Klitzing Foto: Sura

Kronberg (aks) – Wer heute noch von der Null-Bock-Generation schwadroniert und meint, die Jugend mache sich nichts aus Europa und verspiele ihre Zukunftschancen, der kennt das politische Engagement vieler junger Menschen nicht.

Frieden und Sicherheit

Einer davon ist Konrad von Klitzing, ein engagierter junger Mann. Einer, dem es nicht egal ist, was aus Europa wird. Der junge Kronberger, der an der Bischof-Neumann-Schule bis vor kurzem Schulsprecher war und gerade sein Abitur macht, ist 18 Jahre alt und hat den Mut, sich für seine Zukunft und die seiner Generation einzusetzen. Viel zu viel sei heute selbstverständlich: Frieden und Sicherheit zum Beispiel. Das hat er bei diversen Auslandsaufenthalten mit seiner Familie erlebt, die im Sommer beruflich nach Senegal ziehen wird. In vielen Ländern gebe es wenig persönliche Freiheit und kaum Reisefreiheit. Da benötige man ein Visum, um von einem Land ins nächste zu reisen, demnächst auch für London, wenn der Brexit rechtskräftig wird. Das habe viele – besonders junge Menschen – wach gerüttelt. Da er sich von den etablierten Parteien nicht verstanden fühlt, die sehr ideologisch seien, aber den Weg für Europa nicht frei genug machten, hat er sich einer pro-europäischen Partei zugewandt, die erst seit März 2018 existiert.

Kulturelle Vielfalt als Chance

Gleichmacherei ist mit seiner Idee von Europa nicht vereinbar: „Kulturelle Eigenheiten und Probleme sollen respektiert werden”. Europa bedeute für ihn persönlich: Freiheit, Zusammenhalt und Verbundenheit aller Länder, ein Kontinent als Garant für die Zukunft, denn „ohne EU sieht die Welt viel schlechter aus!”. Frieden und Sicherheit seien heute für junge Menschen selbstverständlich, das Thema Krieg liege zu weit zurück, gibt er offen zu. „Uns geht es sehr gut”, deshalb „neigen wir dazu, Sachen nicht ernst zu nehmen”. Das Paradies wird irgendwann langweilig!

Von Klitzing sieht die Vielfältigkeit als Chance in einem Europa, in dem die Bürger mit entscheiden. Dabei sei die EU kein Selbstläufer, wie der Brexit gezeigt habe. „Nichts funktioniert ohne Engagement”, aus diesem Grund setzt sich der junge Kronberger Abiturient nun auch parteipolitisch ein. Etwas hat ihn überrascht: die rechten Parteien seien besser europäisch vernetzt als viele etablierte und pro-europäische Parteien. „Paradoxerweise!” Er tritt auch persönlich an, um den Rechten nicht das Feld zu überlassen und um den innereuropäischen Dialog zu verbessern.

Generation Europa

Konrad von Klitzing weiß, was für die kommenden Generationen auf dem Spiel steht. Man wolle sich nicht von einer Welle überrollen lassen, sondern selbst das Morgen mitgestalten und smart sein. „Etwas Vergleichbares wie die EU gibt es nirgends”, sagt von Klitzing. So richtig Sorgen mache er sich nicht, wie er ehrlich zugibt, aber er ist sich der Tragweite der Europawahlen am 26. Mai bewusst. Der BNS-Schüler weiß die Lebensqualität im Taunus zu schätzen und will mit dieser Freiheit auch in Zukunft sicher leben. Den etablierten Parteien fehle es, seiner Meinung nach, „an Europa”. Die nationale Perspektive sei für Europa falsch, es fehle den Politikern am Mut zu handeln. Nur den Status Quo zu sichern sei zu wenig. Es werde mehr verwaltet als echte Politik gemacht. Der Klimawandel müsse ebenso gesamteuropäisch angegangen werden, wie die Energie- und Sozialpolitik mit einheitlichen Standards.

Plädoyer für Europa

Sein Plädoyer für Europa klingt überzeugend und gar nicht naiv: „Unsere Zukunft ist ungewiss. Bei all den vielen technischen globalen Entwicklungen ist es schwierig, einen Plan zu machen. Dennoch bestehen große Chancen für den Kontinent. Ich will Teil dieser Chance sein und mit gestalten und nicht abwarten. Herausforderungen muss man angehen und Entscheidungen treffen, sonst tun es andere.”

Seine Mitstreiter heißen Andrea Venzon aus Italien, Colombe Sahen-Salvador aus Frankreich und Damian von Boeselager, ehemaliger BNS-Schüler in Königstein, die nach dem Brexit-Debakel motiviert waren, für ein starkes Europas zu kämpfen. Sie gründeten kurz entschlossen die europäische Volt-Partei: „Wir sind nicht rechts und nicht links, sondern progressiv im Sinne von Fortschrittlichkeit”. Die Erwähnung dieser jungen Partei geschieht nicht aus Wahlkampftaktik und soll unsere Leser nicht beeinflussen, sondern erzählt werden sollte die spannende Geschichte von ein paar jungen Frauen und Männern, die nicht einfach lamentieren, sondern sich als Teil Europas fühlen und sich für ein lebenswertes Europa einsetzen – jetzt und in Zukunft.

Europawahl am 26. Mai

Die neunte Europawahl findet am Sonntag, 26. Mai statt. Die Europäische Union hat 28 Mitgliedsstaaten. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist der EU-Binnenmarkt der größte gemeinsame Wirtschaftsraum der Erde.



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