„Druckerei in Oberursel“: Neue Abteilung im Vortaunusmuseum

Renate Messer und Claudia Hollmann (v. l.) haben die neue Abteilung „Druckerei in Oberursel“ im Vortaunusmuseum eingerichtet. Foto: ach

Oberursel (pit). Die Mühlen, das viele Wasser und der Werkstoff Holz brachten es mit sich, dass in Oberursel einst viel Papier produziert wurde. Die Herrschaft des Grafen Ludwig von Stolberg-Königstein, Herr zu Eppstein, Münzenberg, Breuberg, Rochefort und Wertheim (1535-1574), die Reformation und die Erfindung des Buchdrucks ein Jahrhundert zuvor brachten es mit sich, dass hier einige reformatorische Druckerzeugnisse entstanden.

Schließlich studierte Ludwig 1520/22 zur Vervollständigung seiner Ausbildung bei Martin Luther und Philipp Melanchthon, und gemäß dem Grundsatz „Wer die Macht hat, bestimmt die Religion der Untertanen“ führte er als Nachfolger seines Onkels, Graf Eberhard IV. von Eppstein, das reformatorische Bekenntnis in seiner Grafschaft ein. „Zur Förderung des reformatorischen Schrifttums bediente er sich auch der ‚Urseler Druckerei‘“, führte Museumsleiterin Renate Messer bei Vorstellung der neuen Abteilung aus.

Immerhin waren diese geschichtlichen Umstände sowie die Tatsache, dass Platz zur Verfügung stand und dass es einen Zuschuss vom Land Hessen gab, gute Gründe, im Vortaunusmuseum einen kleinen Bereich dem Thema „Druckerei in Oberursel“ zu widmen. Es ist ein schmucker, kleiner Raum entstanden, der Spaß auf Entdeckung macht.

Ein großer Hingucker ist zunächst das Wappenrelief der Grafen, das einst das Alte Rathaus zierte und seit Ende des 20. Jahrhunderts zu den Ausstellungsstücken des Museums gehört. Zu sehen sind in den Vitrinen aber auch Bücher zum Thema Reformationszeit und Druckgeschichte aus dem Bestand von Heimatforscher Manfred Kopp – und sogar Drucklettern aus dem 16. Jahrhundert, die bei Ausgrabungen in St. Ursula entdeckt wurden und bereits als Kleinod mit der Gutenberg-Ausstellung auf Tour gehen durften. „So klein sie sind, sind wir sehr stolz, sie zu haben“, gibt Renate Messer lächelnd zu.

Ein anderer Bereich befasst sich wiederum mit dem Lektor, Setzer, Drucker, Verleger und Autor Victor Otto Stomps, der 1949 die „Eremiten-Presse“ in Frankfurt gründete und 1954 in ein Stierstädter Fachwerkhaus zog, das noch heute unter dem Namen „Schloss Sanssouris“ („Schloss ohne Mäuse“) bekannt ist. Bürgermeister Hans-Georg Brum hat sich in der Vergangenheit schon häufig mit Stomps beschäftigt: „Ich bin in gewissem Sinne stolz, dass so eine Persönlichkeit in Stierstadt lebte.“ Immerhin habe sich besagtes Fachwerkhaus unweit seines Elternhauses befunden und es sei eine bunte und unorthodoxe Gesellschaft gewesen, die sich dort aufgehalten und sich kritisch mit dem Nachkriegsdeutschland auseinandergesetzt habe. Zusammen mit den Verantwortlichen von Stadt und Museum zeigte sich der Rathauschef „sehr froh über die ausgesprochen gelungene Abteilung“. Ergänzt wird sie durch einen Monitor, auf dem die Bildschirm-Installation eines Grafikers zu sehen ist, die sehr schön Arbeiten aus der Eremiten-Presse darlegt.

Ein großes Dankeschön gab es auch von Kuratoriumsmitglied Marion Unger. Sie lobte das große Engagement des gesamten Museumsteams, das zu dem schönen Erscheinungsbild der neuen Abteilung beigetragen habe.

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