Mittsommermusik aus Schweden

Die vier Musiker entführen die Besucher mit schwedischen Sommerweisen in den hohen Norden (v. l.): Corinna Mohr, Clemens Mohr, Kantorin Gunilla Pfeiffer, Johanna Mohr. Foto: bg

Oberursel (bg). In dieser lieben Sommerzeit – auf Schwedisch „I denna ljuva Sommartid“ – damit begann die musikalische Andacht in der Christuskirche zur Mittsommernacht. Das schöne Sommerlied ist in Schweden ebenso bekannt wie hier und hat auch längst Einzug in das schwedische evangelische Gesangbuch gehalten. Dahinter verbarg sich das vielen Besuchern wohl vertraute „Geh aus mein Herz und suche Freud“ aus der Feder des bekannten Barockdichters Paul Gerhardt. Eindrucksvoll wurde somit die lange herbeigesehnte Sommerzeit musikalisch begrüßt.

Auf der Empore des über 100 Jahre alten Gotteshauses musizierte die schwedenbegeisterte Familie Mohr. Allen voran Clemens Mohr, Cello und Gesang, Johanna Mohr, Violine und Gesang, und Corinna Mohr mit klangvoller Stimme unter der Leitung der Kantorin der Christuskirche, Gunilla Pfeiffer. Mit alten Melodien und Volksweisen, mal fröhlich und ausgelassen, mal melancholisch oder verträumt entführten die vier Musiker die Gottesdienstbesucher auf eine Reise in den Hohen Norden. Besonders in den nordischen Ländern mit den langen hellen Nächten zur Sommerzeit wird das Mittsommerfest ausgiebig mit Liedern und Tänzen gefeiert. Das sorgfältig ausgewählte Programm enthielt musikalische Kostbarkeiten und stellte die große Bandbreite der skandinavischen Sommerweisen wunderbar unter Beweis.

Es erklangen ein Sommerpsalm, der in mehreren Filmen als Filmmusik verwendet wurde und auch bei der Hochzeit der schwedischen Kronprinzessin Victoria zu hören war, das Loblied „Mane och sol“, besonders beliebt beim Musizieren mit Kindern und bei Taufen. Zu diesem Lied, das inzwischen auch in dem neuen evangelischen Liederbuch EG Plus zu finden ist, gibt es eine wunderbare Geschichte von dem Komponisten Egil Hovland, der im Jahr 1974 geboren wurde. „Ich stand in meinem Studio, in dem an den Wänden Bilder eines kirchlichen Kinderchors hingen. Auf einmal lösten sich die jungen Sänger aus dem Bilderrahmen und schwebten im Raum umher wie kleine Engel. Ich stand da mit einem Notenblatt in der Hand“, erzählte er. Schließlich landeten die kleinen Engel wie Noten auf dem Notenblatt. Und wo sie herabkamen, stand die Melodie von „Mane och sol“ notiert. Ich musste sie nur noch ins Reine schreiben“.

Sommersonnenwende – an diesem Tag hat die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht. „Der Sommer ist vorbei – mit diesen Worten eröffnete Pfarrer Georges Cezanne seine kurze Ansprache, sorgte damit für Irritationen und führte weiter aus: Aber das fühlen wir nicht. Für uns geht der Sommer jetzt doch erst so richtig los, die Sommerferien kommen ja erst noch. Doch unser Fixstern hat seinen astronomischen Höhepunkt erreicht und uns den längsten Tag und die kürzeste Nacht beschert. Nach dem Johannesfest, wie dieser Tag auch genannt wird, geht es wieder bergab zur Wintersonnenwende hin. „In der Bibel führt der Weg von Johannes dem Täufer direkt hin zu Jesus“, erläuterte der Theologe und unterlegte seine Ausführungen mit einem Zitat aus dem Lukas-Evangelium. Die Wendepunkte der Sonne hätten sich schon immer in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt. Mit astrologischen Kalendern wie in Stonehenge, Machu Picchu oder durch den Bau von Pyramiden habe sie versucht, dieses Phänomen darstellbar, nachvollziehbar zu machen. Er verwies auch darauf, dass das Johannisfest schon im Mittelalter begangen wurde, während das so beliebte Weihnachtsfest erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts gefeiert wird. Seinen geistlichen Impuls schloss er mit den Worten „Genießen Sie den Sommer und die Ferien mit Gottes Segen“.

Das letzte Wort bei dieser stimmungsvollen Andacht aber hatte die kleine Ida, der Schwester der beliebten Kinderbuchfigur „Michel aus Lönneberga“ der weltbekannten Kinderbuchautorin Astrid Lindgreen. Nach dem andächtigen Teil des Gottesdienstes erklang das frech-fröhlich-beschwingte Sommerlied, in Schweden ist „Idas Sommerlied“ so beliebt, dass es in den Schulen als Abschlusslied vor den Sommerferien gesungen wird.



X