Naturwissenschaftspreis für „Hollywood made in Oberursel“

Oberursel (ow). Das Gymnasium Oberursel (GO) trat mit drei Projekten bei der 55. Wettbewerbsrunde von Schüler experimentieren (Altersklasse bis 14 Jahre) und Jugend forscht (Altersklasse ab 15 Jahren) an. Beim Regionalwettbewerb Rhein-Main West 2020 holten Schüler des GO dabei zwei erste Preise und einen zweiten Preis. Austragungsort war das Senckenbergmuseum in Frankfurt.

Für die Teilnehmer und ihre beiden Betreuer Jens Frowerk und Rolf Beyer begann der Tag früh: Bereits um 7.30 Uhr mussten die Schülerarbeiten mit ihren Modellen und Experimenten im Saal der Wale und Elefanten aufgebaut werden. Im Lauf des Vormittags wurden alle Stationen dann von den verschiedenen Fachjurys begutachtet. Dabei erklärten die Jugendlichen den Juroren ihre Projekte, Versuchsaufbauten und Ergebnisse. Zum Teil wurde dabei über eine halbe Stunde lang „gefachsimpelt“. Dankbar nahmen die jungen Forscher auch Tipps von den Experten an.

Für das GO ging in diesem Jahr Jana Schlotmann (12 Jahre, Klasse 7b) im Fachbereich Biologie an den Start. Ihr Thema war „Verhaltensforschung bei Hauskatzen“. Jana wollte in ihrem Projekt herausfinden, ob Katzen ein Raumverständnisvermögen besitzen und die Farben Rot und Grün unterscheiden können. Ersteres konnte sie bestätigen. Für die zweite Fragestellung sind noch weitere Versuchsreihen notwendig. Beeindruckt zeigte sich die Jury von ihren umfangreichen Vorbereitungen, die bis hin zum 3D-Druck ihrer eigenen Modelle reichten. Mit ihren Forschungsergebnissen holte Jana damit den ersten Preis bei Schüler experimentieren im Bereich Biologie. Außerdem gewann sie den Sonderpreis plusMINT für interdisziplinäre Projekte.

Das zweite Projekt war die Entwicklung eines „Igel-Schutz-Systems“. Katharina Endres (14 Jahre, Klasse 8f) widmete sich dabei einer Weiterentwicklung von Rasenrobotern. Da Igel vor heranfahrenden Mährobotern nicht fliehen, sondern sich nur einrollen, können sie getötet oder verletzt werden. Katharina programmierte daher verschiedene Sensoren, die sie an einem selbstgebauten Fahrzeug erfolgreich erprobte. So brachten Ultraschall- oder Infrarotsensoren die Maschine zum Stoppen, weil sie unter anderem auf die Körpertemperatur der warmblütigen Tiere reagieren. Diese angewandten Forschungen beeindruckten die Jury. Katharina erhielt dafür den ersten Preis bei Schüler experimentieren im Bereich Technik. Außerdem gewann sie den Sonderpreis „Thinking Safety“ und ein Jahresabonnement der Zeitschrift „bild der wissenschaft“.

Anton Cortés (16 Jahre, Klasse 10h) und Paul Kallis (16 Jahre, Klasse 10h) gewannen bei Jugend forscht im Bereich Biologie den zweiten Preis. Sie hatten sich mit der Frage beschäftigt, welche der im sichtbaren Licht enthaltenen „Regenbogenfarben“ die stärkste Wirkung auf das Wachstum von Pflanzen hat. In mehrere Monate langen Versuchsreihen überprüften sie dabei an Kresse und Mais die Auswirkungen von rotem, grünem, blauem, weißem und violettem Licht. Dabei fanden sie heraus, dass Kresse stärker beeinflussbar ist als Mais. Blaues Licht zeigte dabei die deutlichste Auswirkung auf das Wachstum der jungen Pflanzen. Ob dies über die gesamte Lebensdauer einer Maispflanze wirksam ist, müssen unsere Jungforscher noch überprüfen. Da Paul erkrankt war, vertrat Anton allein das Projekt vor der Jury und nahm den Preis entgegen. Alle Teilnehmer erhielten außerdem das Deutsche Bank- und Senckenberggeschenk.

Die Preisverleihung im Hörsaal des Arthur-von-Weinberg-Hauses wurde von PD Dr. Matthias Bürger, Willem Warnecke und Dr. Sven Soff moderiert. In humorigen Intermezzi ging dabei Dr. Sascha Vogel, Fachbereich Physik, spannenden Fragen zum Thema „Filmwelt aus Hollywood“ nach: Funktionieren Lichtschwerter? Kann ein Opossum einen „bleibenden Eindruck“ in einem Baumstamm hinterlassen? Wie weit fliegt ein mit einer Kanone abgeschossener Zombie-Affe? Solche Fragen griff er aus vielen Blockbustern auf und prüfte ihre Wissenschaftlichkeit. Mit Hilfe physikalischer Gleichungen und Formeln wies er dabei die Unmöglichkeit vieler Trickeffekte aus Hollywoodfilmen nach. Nur Spiderman hätte wirklich an einem einen Millimeter dünnen Spinnenfaden hängend eine von einem Hochhaus stürzende Frau auffangen können. Doch hätte sein Schultergelenk die Schwungkräfte kaum ausgehalten. Da sei Katharinas Igel-Schutz-Roboter doch etwas viel Realistischeres. Das sei „Hollywood made in Oberursel“, so Dr. Vogel.

Von insgesamt 54 im Vorjahr angemeldeten Projekten hatten nur 28 Jungforscher Ausdauer bewiesen und ihre Arbeiten am 14. Februar den Fachjurys präsentiert. Allein drei dieser Projekte kamen vom GO und erhielten einen ersten oder zweiten Preis. Nur die ersten Preisträger kommen in die nächste Wettbewerbsrunde. Somit werden Jana und Katharina ihre Schule beim Landeswettbewerb in Kassel am 27. und 28. März vertreten.

Über dieses sehr gute Abschneiden des GO freute sich Schulleiter Volker Räuber, der selbst Naturwissenschaftler ist, ganz besonders. Er hob hervor, dass viele Schüler Interesse an den Naturwissenschaften zeigen und mit Kreativität und Ausdauer ihre Ziele verfolgen. Ein besonderes Lob und eine große Gratulation gehe an die diesjährigen Sieger. Sein besonderer Dank gelte außerdem den beiden betreuenden Lehrkräften, Jens Frowerk und Rolf Beyer. Auch dankte er der gesamten naturwissenschaftlichen Fachschaft. Mit dem neuen mathematischen-naturwissenschaftlichen Profil sei das Gymnasium Oberursel somit sicher auf dem richtigen Weg.

Die Untersuchung des Einflusses verschiedener Lichtwellenlängen bringt Anton Cortes – zusammen mit dem erkrankten Paul Kallis den zweiten Jugend-forscht-Preis (Biologie) ein. Foto: Tränkner



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